Bayerns primäres Ziel: Gegen Manchester United (Dienstag 20.45 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) keinen Gegentreffer zu kassieren.

München. Vier Knaller in zwölf Tagen: Mit dem Viertelfinal- Hinspiel gegen Manchester United startet der FC Bayern München in seine Alles-oder-Nichts-Phase. In einer guten Woche können Trainer Louis van Gaal und die Seinen im Halbfinale der Königsklasse und an der Liga-Tabellenspitze stehen. Aber auch das Ende aller Titelträume in Bundesliga und Champions League droht dem deutschen Fußball- Rekordmeister, der um seinen Top-Star Arjen Robben wohl bis zum Anpfiff am Dienstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) bangen muss.Beim Abschlusstraining am Montag war der Turbo-Torjäger jedenfalls nicht dabei.

Die genesenen oder angeschlagenen Martin Demichelis, Mario Gomez und Franck Ribéry kickten dagegen mit dem Team, das vor einer großen Prüfung steht. „Jetzt muss die Mannschaft zeigen, wie weit sie ist“, forderte Nationalverteidiger Philipp Lahm, der trotz zweier Liga- Schlappen nacheinander noch fest an „mindestens zwei Titel“ glaubt. „Champions League ist ein anderer Wettbewerb. Da ist es egal, was vorher in der Liga war“, sagte Kapitän Mark van Bommel vor dem 350. Europapokalspiel der Bayern. Und drei Niederlagen nacheinander, so van Bommel, wären schon sehr komisch. Zumal Manchester in sieben Spielen gegen die Münchner nur einmal als Sieger vom Platz ging - ausgerechnet beim tränenreichen 2:1-Finale 1999.

Dienstag Manchester, Samstag Schalke, Mittwoch Manchester, Samstag Leverkusen – so lautet das in der Münchner Allianz Arena beginnende reizvolle Programm, das über Weh und Wohl der Saison entscheidet. „Wir haben noch gar nichts verspielt“, betonte van Bommel, der selbst bei einem Remis eine gute Ausgangslage für das Rückspiel in einer Woche beim englischen Meister und Tabellenführer sieht. „Wir brauchen nicht zu gewinnen. Ein 0:0 ist auch nicht schlecht.“

Hauptsache kein Gegentor, heißt die Devise der Bayern. Hinten soll - wie auch immer – die Angriffs-Wucht eines Wayne Rooney gestoppt werden und vorne sollen es der nicht in Top-Form dribbelnde Ribéry oder der angeschlagene Robben richten. Wenn der Niederländer, der die Münchner mit seinen Traumtoren schon im Königsklassen-Achtelfinale und im DFB-Pokal rettete, nach seiner beim 1:2 gegen Stuttgart erlittenen Wadenblessur denn überhaupt spielen kann. Schmerzlich vermisst wird in jedem Fall der gelb-gesperrte Bastian Schweinsteiger. „Es ist bitter. Bastian spielt eine wichtige Rolle in der Mannschaft“, haderte Lahm.

Manchester reiste am Montag mit einem starken Kader, wenn auch ohne die Dauer-Verletzten Owen Hargreaves und Michael Owen nach München. Rooney, der beim 4:0-Sieg gegen Bolton geschont wurde, sollte dabei sein. 33 Pflichtspieltore erzielte der 24-Jährige, der nach dem Abgang des Portugiesen Cristiano Ronaldo zu Real Madrid mit seinen Leistungen förmlich explodierte und den sein Coach Sir Alex Ferguson für den derzeit „besten Spieler der Welt“ hält.

„Wayne ist besessen und will immer besser werden. Im Moment ist er sensationell“, schwärmte Ferguson, der vor dem achten Champions- League-Duell der beiden Teams noch einmal seine Wertschätzung für Franck Ribéry zum Ausdruck brachte. In den bisherigen sieben Aufeinandertreffen verlor München nur einmal: Das war ausgerechnet der 100-Sekunden-K.o. vor elf Jahren im Finale von Barcelona. „Gegen eine deutsche Mannschaft ist es immer schwierig, erst recht gegen eins der führenden Teams“, sagte Veteran Ryan Giggs.

Sieben Tore gelangen den „Red Devils“ alleine im Achtelfinale gegen den AC Mailand, viermal war es Rooney. „Manchester ist nicht allein abhängig von Rooney, so wie wir es nicht von Arjen und Franck sind. Wir können nicht nur elf Dribbler oder elf Künstler haben. Die Mannschaft arbeitet für die zwei, das wissen sie auch zu schätzen“, sagte van Bommel, dessen Team sich gegen Florenz in die Runde der letzten Acht zitterte. Und damit in der Königsklasse insgesamt schon rund 40 Millionen Euro verdient hat.

Ans Halbfinale, in dem Olympique Lyon oder Girondins Bordeauxals vermeintlich leichtere Gegner warten, zu denken, wäre vermessen. Auch für den Favoriten Manchester, denn der hat ein ähnliches Programm wie die Bayern. Denn zwischen den beiden Königsklassen-Spielen geht es am Samstag in der Premier League gegen den Tabellenzweiten, Michael Ballacks FC Chelsea.