In zwei völlig verschiedenen Halbzeiten bezwangen die Handballer des HSV den FC Kopenhagen in der Champions League mit 33:25.
Hamburg. Die Pressekonferenz war noch nicht eröffnet, aber Martin Schwalb und Magnus Andersson hatten bereits Platz genommen, und da kamen die Trainer des HSV Hamburg und des FC Kopenhagen locker ins Gespräch. "Wir spielen seit der EM immer zwei Spiele pro Woche", ließ Schwalb seinen Kollegen mit Leidensmiene wissen, "und es geht sechs Wochen so weiter." Andersson nickte verständnisvoll, dann sagte er: "Wir auch."
Nein, der Wettkampfkalender war keine hinreichende Erklärung für die Vorstellung, die die beiden Handballmannschaften den 3742 Zuschauern in der Sporthalle Hamburg geboten hatten. Jede von ihnen hatte eine Halbzeit lang hellwach gewirkt und eine andere Halbzeit lang einen ziemlich müden Eindruck gemacht. Dem HSV hatte das am Ende allerdings nichts ausgemacht: Mit 33:25 (14:15) hatte er die Champions-League-Partie gewonnen und sich damit vor dem letzten Spieltag der Gruppenphase am kommenden Sonntag in Zagreb in eine komfortable Ausgangslage gebracht.
Wieder einmal hatte der Tabellenführer der Bundesliga ein Spiel im Schlussspurt entschieden. Schwalb hob die Abwehrarbeit hervor, die diesen Namen erst in der zweiten Halbzeit verdient hatte: "Hinten muss immer erst geackert werden, dann läuft es auch vorn." So richtig die Feststellung war: Den eigentlichen Unterschied hatte FCK-Torhüter Kasper Hvidt erkannt: "Wir haben leider nicht genug Geld, um uns so viele gute Spieler zu leisten wie der HSV."
Als seiner Mannschaft nach dem 19:19 (40. Minute) die Kräfte schwanden, wurden die des HSV erst wach. Schwalbs personelle Auswahl ist zwar, bedingt durch die Ausfälle von Torsten Jansen (Muskelfaserriss), Bertrand Gille (Achillessehnenreizung) und Stefan Schröder (Handbruch), derzeit begrenzt. Doch sie ist allemal größer als Anderssons, hinter dessen starker erster Sieben ein großes Leistungsloch klafft.
Es hätte allerdings gar nicht erst zum Kräfte-Messen kommen müssen, wie das Beispiel Matthias Flohr zeigt. Jansens Vertreter spielte auf Linksaußen praktisch durch, und hätten alle im Team eine Leistung wie er oder Torwart Per Sandström (48 Prozent Erfolgsquote) an den Tag gelegt, wäre das Spiel wohl nie spannend geworden. "Wir haben es nicht gleich geschafft, uns auf das Spiel zu fokussieren", bemängelte Flohr. Anders als in der Bundesliga, wo jedes Spiel ein Endspiel sei - das nächste morgen gegen Gummersbach (20.15 Uhr, Color-Line-Arena) -, müsse die Motivation in der Champions League "viel mehr vom Kopf kommen". Und dort habe der Gedanke herumgespukt, dass man die Sache zur Not mit einem Sieg in Zagreb geradebiegen könne.
Nun reicht sogar eine Niederlage mit acht Toren Differenz, um Tabellenplatz zwei und damit das Heimrecht im Rückspiel des Achtelfinales zu sichern. "Vielleicht sehen wir uns ja noch mal", gab Schwalb Andersson zum Abschied mit. Das wäre im Viertelfinale möglich. Andersson lächelte. Die Zusatzbelastung würde er sicher gern in Kauf nehmen.
Tore, Hamburg: Flohr 6 (2 Siebenmeter), M. Lijewski 5, Lindberg 5 (3), K. Lijewski 4, Duvnjak 3, Vori 3, G. Gille 3, Hens 3, Lackovic 1; Kopenhagen: Mamelund 7, Boquist 5, Atterhäll 3, Rajkovic 3, Koren 2, Christensen 2, Lindahl 2, Overby 1. Schiedsrichter: Dobrovits/Tajok (Ungarn). Zuschauer: 3742. Zeitstrafen: 5; 4.