Will der Angreifer bei Bundestrainer Uwe Krupp in Vancouver eine Chance haben, muss er sich deutlich steigern.

Hamburg. Als Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp am vergangenen Sonntag bei der 2:3-Niederlage der Hamburg Freezers bei den DEG Metro Stars seine Kandidaten für die am kommenden Freitag beginnenden Olympischen Winterspiele in Vancouver unter die Lupe nahm, war er über die Leistung eines Spielers erschüttert, der in seinen Planungen bislang eine feste Größe gewesen war: Alexander Barta. Wenn der Stürmer sich in derart schlechter Verfassung präsentiere, so der Bundestrainer zu Vertrauten, werde er kaum olympische Eiszeit erhalten.

Barta ist der Kapitän der Freezers, und ein Blick auf die Statistik unterstreicht, was Krupp zu seiner Einschätzung veranlasst hat. Seit der 3:4-Niederlage in Kassel am 10. Januar wartet der 27-Jährige auf einen Scorerpunkt, ein Spiel länger gar auf einen Treffer. Sein Plus-Minus-Wert, der anzeigt, wie oft ein Spieler bei Toren des eigenen und des gegnerischen Teams auf dem Feld stand, liegt bei minus 13. Für einen Nationalstürmer von der Klasse Bartas sind das verheerende Werte.

"Mir muss niemand sagen, dass ich derzeit schlecht spiele. Das weiß ich selber", sagt der Berliner, der für seinen stets kritischen Umgang mit der eigenen Leistung bekannt ist. "Aber ich bin jetzt im fünften Jahr hier, und es war klar, dass irgendwann eine solche Phase kommen würde, in der ich nicht an meiner Leistungsgrenze spiele." Natürlich könnte er sein Leistungstief auf die schweren Verletzungen schieben. Nach seinem Oberschenkelbruch im März 2008 hatte er neun Monate gefehlt, ein Innenbandriss im September 2009 kostete ihn weitere acht Wochen. Die körperlichen Folgen spürt er bis heute; vor allem, weil er seit seiner Genesung als "Heilsbringer" für die sportlich darbenden Freezers gefordert ist und so viel Eiszeit erhält, dass er kaum Erholungspausen nehmen kann. "Ich hätte bestimmt das eine oder andere Mal kürzer treten müssen", gibt er zu.

Es sei jedoch zu billig, die Erklärung für die persönliche Krise allein im körperlichen Bereich zu suchen. Vielmehr habe die sportliche Negativserie ihm mehr zu schaffen gemacht, als er es anfangs für möglich gehalten hatte. "Jeder hat nur mit sich selbst zu tun, und wenn man dann in ein Loch fällt, ist es umso härter, sich wieder herauszuziehen", sagt Barta, der sich mehr Hilfe von anderen Führungsspielern oder dem Trainerteam wünschen würde. Andererseits sei er auch ein Typ, der Probleme meist mit sich selbst ausmache. "Ich kann mit meiner Familie darüber reden. Das Wichtigste ist für mich, dass ich das Problem erkannt habe und mir abseits des Eises keinen Kopf darüber mache. Aufgeben werde ich niemals", sagt er.

Den intern laut gewordenen Vorwurf, er schone sich in Zweikämpfen, um nicht durch eine erneute Verletzung um die Teilnahme an Olympia und der Heim-WM im Mai gebracht zu werden, weist Barta zurück. "Bewusst Zweikämpfen aus dem Weg zu gehen, das entspricht nicht meiner Einstellung", sagt er. Seine Hoffnung ist, dass Olympia ein persönlicher Wendepunkt sein kann. "Der Ortswechsel wird mir gut tun und den Spaß am Sport zurückbringen", sagt Barta, der Krupp in einem persönlichen Gespräch vor dem Abflug nach Vancouver am Dienstag seine Situation erklären möchte. Überzeugen muss er ihn jedoch auf dem Eis.