Die Fackel rückt näher, Sicherheitskräfte, Kondome und auch die deutschen Biathleten sind eingetroffen - jetzt fehlt nur noch der Schnee.

Vancouver. Es sind nur noch gut 1000 Kilometer, für kanadische Verhältnisse ist das Ziel damit praktisch schon in Sichtweite: Der olympische Fackellauf nach Vancouver, wo am 12. Februar im BC Place Stadium das Feuer für die 21. Winterspiele entzündet wird, setzt zum Schlussspurt an. In zehn Tagen geht eine Feuer-Stafette der Superlative zu Ende, die am 30. Oktober 2009 in Victoria, der Hauptstadt der gastgebenden Olympia-Provinz British Columbia (BC), begonnen und durch alle zehn Provinzen und drei Territorien Kanadas geführt hat. Mehr als 12 000 Läufer werden mit Beginn der Winterspiele die Fackel durch 1036 kanadische Kommunen getragen haben. Mit über 45 000 Kilometern war es der längste inländische Fackellauf der Olympia-Geschichte.

Voller Medaillenhoffnungen, aber mit schweren Beinen nach dem zehneinhalbstündigen Flug sind die deutschen Biathlon-Asse um Magdalena Neuner und den dreimaligen Olympiasieger Michael Greis in Vancouver eingetroffen. „Bei den Vorleistungen gehe ich davon aus, dass unsere Athleten Topergebnisse bringen werden“, sagte Ulf Tippelt, der Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), über das Team der bisherigen Wintersport-Nation Nummer eins nach der Landung der 60-köpfigen Vorhut am Montag (Ortszeit) in Kanada.

Die Behörden haben bereits vor dem ganz großen Ansturm der etwa 2500 Teilnehmer aus 90 Ländern die Sicherheitsvorkehrungen für die XXI. Winterspiele verschärft. Insgesamt 16500 Polizisten und Spezialkräfte in der Hafenstadt und im Ski-Ort Whistler sollen die Athleten vor Anschlägen schützen.

„Wir haben dort sehr gute Voraussetzungen. Die Bedingungen sind mit denen in Whistler identisch“, begründete Frank Ullrich, Bundestrainer der Biathlon-Männer, die vorzeitige Anreise ins Trainingslager nach Vancouver Island. Dort ist bereits seit dem 28. Januar Kati Wilhelm, die dreimalige Gold- und Silbermedaillengewinnerin, in der Loipe und am Schießstand. „Sie will sich in Ruhe eingewöhnen und mit dem amerikanischen Team trainieren“, erklärte Bernhard Schwank. Der Chef de Mission des 153-köpfigen deutschen Teams und Tippelt haben bereits das Athletendorf in Vancouver am False Creek bezogen. „Die Bedingungen sind hier wirklich gut, aber noch herrscht Ruhe vor dem Sturm“, sagte Schwank.

Die „Operation Gold“ hat nicht nur für die Biathleten, sondern auch für die Langläufer nach der um zwei Stunden verspäteten Ankunft der Lufthansa-Maschine begonnen. Für sie steht noch der Weltcup im kanadischen Canmore auf dem Programm. Am Donnerstag fliegt mit den Eisschnellläufern und Shorttrackern auch DOSB-Präsident Thomas Bach in die Olympia-Stadt. Zwei Tage später treffen in Whistler die Rodler als erste Deutsche ein.

Elf Tage vor der Eröffnungsfeier und der Qualifikation der Skispringer als erstem Wettkampf am 12. Februar ist der Luftraum über Vancouver und Whistler zum größten Teil gesperrt worden. Nur planmäßige Flugzeuge sowie Maschinen der Sicherheitsbehörden und des kanadischen Militärs dürfen die Wettkampfstätten sowie die olympischen Dörfer überqueren. „Die Sportler sind das wertvollste Gut“, sagte Bert Paquet von der Integrated Security Unit der Zeitung „The Province“ (Montag-Ausgabe).

4500 der insgesamt 16500 für das Sport-Spektakel eingesetzten Sicherheitskräfte kommen vom Militär. Die Royal Canadian Mounted Police stellt 5200 Personen ab, dazu kommen 1800 Polizisten aus anderen kanadischen Provinzen und 5000 private Sicherheitsleute, wie das Blatt schreibt. Erleichtern sollen ihnen 100 Videokameras die Arbeit, die in Vancouver zur Überwachung von Straßen und Plätzen installiert wurden.

Auf Sicherheit setzen die Organisatoren auch beim Thema Sex: Jeder Winterspiele-Teilnehmer wird ein sogenanntes „Safe-Kit“ erhalten, in dem Kondome ebenso wie phosphorisierende Leuchtstäbe und Handwärmer enthalten sind. „Bei so einer großen Veranstaltung haben Athleten, Betreuer und auch Zuschauer mehr Sex und konsumieren mehr Drogen“, erklärte Projektmanagerin Gilliam Maxwell. „Sie können Spaß haben und Partys feiern, doch wir wollen dafür sorgen, dass es für sie sicher ist.“