Der Afrika-Cup steht in der Kritik. Die Organisation, die Zuschauerzahlen und das Niveau werden bemängelt. Kaum ein Team konnte überzeugen.

Stuttgart. Leere Stadien, schwache Spiele, schlechte Organisation – der Afrika Cup steht schon drei Tage vor dem Finale am Sonntag in der Kritik. „Das Turnier hat seine Unbekümmertheit verloren“, sagte der Chef-Scout des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Urs Siegenthaler, bevor er das Austragungsland Angola am Donnerstag vorzeitig verließ. Die Beobachtung des Schweizers bezieht sich nicht nur auf den Terroranschlag auf die Mannschaft Togos, der die Meisterschaft von Beginn an überschattete. Auch das sportliche Niveau blieb bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Mit der Elfenbeinküste und Kamerun schieden die beiden erfahrensten und am besten besetzten Teams bereits im Viertelfinale aus. Vor allem die mit Stars wie Didier Drogba (FC Chelsea) und Yaya Touré (FC Barcelona) angereisten Ivorer zeigten in drei Spielen drei verschiedene Gesichter: nachlässig gegen Burkina Faso (0:0), gut gegen Ghana (3:1), hochnäsig gegen Algerien (2:3 nach Verlängerung). „Es scheint mir so zu sein, dass hier einige Mannschaften nach der langen Qualifikation und vor der WM nicht die geistige Frische für so ein großes Turnier haben“, sagte Siegenthaler der „Frankfurter Rundschau“. Denn mit Deutschlands WM-Gegner Ghana, Algerien und Nigeria konnten auch drei von vier Halbfinalisten kaum überzeugen.

Ghana sucht nach dem Einbau von acht Junioren-Weltmeistern noch nach der richtigen Balance zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Immerhin „kann es sich noch zu einem Vorteil entwickeln, dass sie sich schon einspielen konnten und Erfahrung gesammelt haben“, sagte Siegenthaler auf der DFB-Homepage mit Blick auf die WM. Von den Algeriern, denen Joachim Löw bei der WM-Auslosung noch unbedingt aus dem Weg gehen wollte, war der Chefspion des Bundestrainers trotz des Sieges gegen die Elfenbeinküste enttäuscht. „Algerien hat mich etwas überrascht, aber in negativer Hinsicht. Die haben sich ins Halbfinale durchgemogelt“, meinte Siegenthaler. Allerdings warnte Nigerias Trainer Shaibu Amodu davor, „aus den Leistungen bei diesem Turnier Schlüsse auf die Qualität der Afrikaner bei der Weltmeisterschaft zu ziehen. Der Afrika-Cup hat seine eigenen Gesetze“.

Dazu zählt seit Jahren auch die schwache Zuschauer-Resonanz bei den Spielen, an denen der jeweilige Gastgeber nicht beteiligt ist. Auch aufgrund der großen Entfernung zwischen den nordafrikanischen Ländern und Angola im Südwesten des Kontinents fiel das in diesem Jahr nur besonders auf: Für das Spiel Algerien gegen Malawi etwa wurden weniger als 200 Tickets verkauft.

Im ölreichen Angola machte sich außerdem bemerkbar, dass einige Stadien erst kurz vor dem Afrika Cup aus dem Boden gestampft wurden. Viele Beobachter beklagten, dass die Infrastruktur nach 25 Jahren Bürgerkrieg noch nicht mitwachsen konnte. Die Spielflächen nannte Ghanas Hans Sarpei im „Kicker“ sogar „Sandacker mit Gras drauf“. Auch Siegenthaler sagte zum Abschluss seines Besuches: „Angola hat mich als Austragungsland nicht überzeugt. Vieles war unorganisiert.“ Immerhin ist er „zuversichtlich, dass vieles in knapp fünf Monaten bei der WM in Südafrika besser funktioniert“.