Nach der fünften Heimniederlage deutet alles auf einen Rauswurf von Armin Veh hin - Manager Dieter Hoeneß kündigte Gespräche an.

Wolfsburg. „Armin raus“-Rufe auf den Rängen, ein fassungsloser Coach auf der Bank und katastrophale Abwehrleistungen auf dem Platz:Armin Veh steht als Trainer beim deutschen Meister VfL Wolfsburg vor dem Aus. Nach dem peinlichen 2:3 (1:1) den ersatzgeschwächten Abstiegskandidaten 1. FC Köln kündigte der neue VfL-Manager Dieter Hoeneß klärende Gespräche an. „Wir werden mit dem Trainer und den zuständigen Leuten aus dem Präsidium besprechen, wie man mit der Situation umgeht“, sagte Hoeneß nach dem ersten Kölner Sieg überhaupt in der Fußball-Bundesliga in Wolfsburg.

Nach dem siebten sieglosen Ligaspiel in Serie hat der hoch ambitionierte VW-Club nun bereits zehn Punkte Rückstand auf einen Europapokalplatz. Die Fans quittierten die erbärmlichen Abwehrfehler des VfL mit wütenden Pfiffen und forderten in Sprechchören die Entlassung des einstigen Stuttgarter Meistercoaches. Veh trug dies mit Fassung und ahnte anscheinend, was ihn nun erwartet.

„Das ist normal, wenn man so viele Gegentore wie wir bekommt. Dafür trägt der Trainer die Verantwortung“, gestand der 48-Jährige. Hoeneß plädierte zwar dafür, nicht in Aktionismus zu verfallen, wollte aber auch kein Bekenntnis zu Veh abgeben. „Ich sehe auch die Realitäten und dass wir sehr viele Tore bekommen“, sagte Hoeneß zerknirscht. „Dass man nach sieben Spielen ohne Sieg nachdenken muss, ist völlig normal.“

Nach den Toren der Kölner Kevin Pezzoni (7.), Sebastian Freis (57.) und Adil Chihi (74.) stellt der VfL mit nunmehr 38 Gegentoren die zweitschlechteste Abwehr der Liga nach dem abgeschlagenen Schlusslicht Hertha BSC (39). Bereits während des Spiels wirkte Veh ratlos. „Solche Gegentore habe ich in meinem Leben noch nie bekommen“, schimpfte er. Angesichts der offensichtlichen Abwehrprobleme intensivierte Hoeneß noch einmal die Bemühungen um Schalkes Außenverteidiger Rafinha.

Laut Hoeneß hängt der Transfer nun nur noch von Schalkes Alleinherrscher Felix Magath ab. Ob Veh den Brasilianer allerdings überhaupt noch trainieren und am Freitag beim Hamburger SVnoch einmal auf der Bank sitzen darf, ist laut Hoeneß „derzeit völlig offen“ und dürfte vor allem vom mächtigen Geldgeber VW abhängen. Veh selbst berief sich darauf, die Mannschaft „bislang immer erreicht“ zu haben.

Auch Ersatztorhüter André Lenz, der erneut für den verletzten Diego Benaglio (Patellasehne) zwischen den Pfosten stand, bestätigte dies. „Die Mannschaft steht absolut hinter dem Trainer. Er hat uns gut aufgestellt“, sagte Lenz. Gleichwohl bekannte Veh:„Wie das Geschäft läuft, weiß ich schon.“ Unter der Woche hatten Boulevardmedien bereits „Armin geh“ gefordert und gehörig Druck erzeugt. Der Trainer gab dies an die Mannschaft und ließ intensiver als sonst trainieren. Genutzt hat es wenig.

„Wir haben versucht, unser Bestes zu geben. Leider ist uns das nicht gelungen“, sagte Defensivspieler Sascha Riether. Zwar spielte der VfL engagiert, nutze aber die zahlreichen Chancen nicht konsequent. Die Tore von Christian Genter (22.) und Ricardo Costa (59.) waren zu wenig für den kriselnden Meister. „UnserAufwand steht nicht im Verhältnis zum Ertrag“, sagte Riether.

Gästetrainer Zvonimir Soldo war dagegen überglücklich, nachdem seine Mannschaft zuletzt nur einmal in den vergangenen sechs Spielen gewinnen konnte. Ohne die etatmäßigen Stürmer Lukas Podolski (Rücken) und Milivoje Novakovic (Grippe) sicherten ausgerechnet die Vertreter Chihi und Freis den Sieg für die Gäste. „Wir haben unsere Ausfälle gut kompensiert. Wenn die wiederkommen, werden wir noch stärker“, tönte Soldo.