Bundestrainer Brand sieht aber “stetigen Aufwärtstrend“. HSV-Torwart Bitter gibt erfolgreiches Comeback.

Regensburg. Die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf schüttelnd, manchmal heftig protestierend, so erlebte Heiner Brand die letzten Minuten in der Donau-Arena in Regensburg. Der Bundestrainer war nicht einverstanden mit der Schlussphase des zweiten Testspiels gegen den Olympia-Zweiten Island, das vor 5600 Fans schließlich deutlich mit 29:33 (17:18) Toren verloren ging. Vier Tore Unterschied, wie schon am Vorabend beim 28:32 in Nürnberg, das fand das 57-jährige Traineridol aus Gummersbach zu viel, obwohl dies nur ein Testspiel der deutschen Handballnationalmannschaft war. Vor dem Ernstfall, der am 19. Januar mit dem Auftaktspiel zur Europameisterschaft gegen Polen beginnt, zog Brand trotz aller Probleme zufrieden Bilanz. "Im Angriff waren wir heute strukturierter als gestern, in der Abwehr schwächer, daran werden wir jetzt arbeiten", analysierte Brand. "Insgesamt ist ein stetiger Aufwärtstrend zu erkennen, uns braucht nicht angst und bange zu sein. Ich hoffe, wir lernen aus diesen zwei Spielen."

Er hatte in Regensburg auch Positives gesehen, etwa die Leistung des Spielmachers Michael Haaß (Göppingen), der sich in den Kader für das Turnier in Österreich gespielt haben dürfte. "Er hat sicherlich einen Schritt nach vorn gemacht", sagte Brand. Und auch Torhüter Johannes Bitter (HSV), der vor 14 Tagen am Ellenbogen operiert worden war, feierte gestern in Regensburg ein gelungenes Comeback. Bester Torschütze war wie schon am Vortag der Göppinger Lars Kaufmann (sieben Treffer). Am Mittwoch steht für den Weltmeister von 2007 in Mannheim der letzte Test gegen Panamerikameister Brasilien an (20.15 Uhr/DSF).

Tags zuvor hatte Brand eine Schrecksekunde zu überstehen, als sich Holger Glandorf, der beste Mann im rechten Rückraum, bei einem Hechtsprung am rechten Oberschenkel verletzte. Gestern aber gab der Linkshänder vom TBV Lemgo Entwarnung: "Es sieht schon wieder ganz gut aus." Für das Spiel in Regensburg hatte Brand den Großwallstädter Steffen Weinhold nachnominiert.

Die Testspiele waren intensiv geführt, atmosphärisch dicht, manchmal recht hart - obwohl es nur um das Prestige ging. Den Teams war anzumerken, dass sie gut eine Woche vor der EM ein Ausrufezeichen setzen wollten. "Das ist der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt", sagte Glandorf über die Nordländer, die zu den EM-Favoriten zählen. Die eingespielten Isländer um Superstar Olafur Stefansson legten die Schwächen der Deutschen schonungslos frei. "Unsere Fehlerquote ist zu hoch. Und wir haben Probleme gegen eine offensive Deckung", erkannte der Hamburger Torsten Jansen.

Man dürfe nicht erwarten, dass sein junges Team mit Island, das bestückt sei mit Weltklasseleuten, auf Dauer mithalten könne, stapelte Brand tief. "Das waren schon Fortschritte gegenüber dem Spiel gegen Österreich." Am Dienstag hatte Deutschland gegen den EM-Gastgeber knapp 30:29 gewonnen.

Selbstverständlich steht bereits das Gerüst für den 16er-Kader, den Brand spätestens in einer Woche benennen muss. "Ich habe schon klare Vorstellungen", sagte Brand. Erster von drei Streichkandidaten scheint im Rückraum der Lemgoer Martin Strobel zu sein, der nur schwer in die Partien gegen Island fand. Auf Linksaußen, wo Uwe Gensheimer (Löwen) und Dominik Klein (Kiel) um das zweite Ticket hinter Jansen kämpfen, hinterließ Klein nicht den besten Eindruck. Völlig offen ist noch der Kampf der Kreisläufer, hier streiten Matthias Flohr (HSV) und Christoph Theuerkauf (Magdeburg) um das letzte verbleibende Ticket; Flohrs Chancen als stärkerer Abwehrspieler stehen hier etwas besser.