Trotz neun Nachladern musste die deutsche Staffel nur Weltmeister Norwegen und Frankreich den Vortritt lassen.

Oberhof. Die deutschen Skijäger haben mit dem dritten Staffelplatz in Oberhof dem Druck getrotzt, den Olympia-Test mit Bravour bestanden und ihr bestes Saisonresultat wiederholt. In der Besetzung Christoph Stephan, Michael Greis, Arnd Peiffer und dem makellos schießenden und erstaunlich selbstbewussten Youngster Simon Schempp mussten sie vor 17 000 Zuschauern trotz neun Nachladern nur Weltmeister Norwegen, der 1:17:03,3 Stunden für die 4 x 7,5 Kilometer benötigte, um 42,2 Sekunden und Frankreich um 14,7 Sekunden den Vortritt lassen.

„Das Quartett hat den Olympia-Test vor der Riesenkulisse bestanden. Schließlich ist der Druck, der durch die Umgebung in Oberhof aufgebaut wird, schon olympiaähnlich“, lobte der sichtlich zufriedene Bundestrainer Frank Ullrich. „Die Jungs haben auf der Strecke ihr letztes Hemd gegeben und wurden für das tolle Rennen mit dem Platz auf dem Podium belohnt“, fasste er den Auftritt zusammen.

Der 23 Jahre alte Lokalmatador Stephan büßte durch drei Nachlader und eine verklemmte Patrone beim Schießen fast 30 Sekunden ein, wechselte aber auf Platz drei, nur 15,3 Sekunden hinter dem 40 Jahre alten norwegischen Altmeister Halvard Hanevold. Der dreimalige Olympiasieger Greis (Nesselwang), der erstmals seit der WM 2004 bei einer Staffel am Grenzadler nicht als Schlussläufer aufgeboten wurde und das Quartett in Führung bringen sollte, benötigte sogar vier Reservepatronen. Trotzdem verkürzte der 33 Jahre alte Allgäuer als Vierter den Rückstand auf 10,2 Sekunden hinter den zu diesem Zeitpunkt überraschend führenden Letten.

Peiffer (Clausthal-Zellerfeld), der beim Anschießen gewackelt hatte, reduzierte nach nur zwei Liegend-Schießfehlern auf seinen Trainingsstrecken den Rückstand auf 5,1 Sekunden und schickte Schlussläufer Schempp (Uhingen) auf Position drei auf die letzten 7,5 Kilometer. Schempp schoss als einziger des Quartetts fehlerfrei und erfüllte komplett die Erwartungen des Bundestrainers.

Stephan lag total erschöpft ewig lang im Schnee, ehe er sich äußern konnte. „Die Nachlader waren ärgerlich. Ich bin so ein Trottel. Durch den Klemmer bin ich zu hektisch geworden. Das war wieder eine Huddelei. Meine Pfoten frieren immer so schnell ein. Das kann ich besser“, schätzte er ein. Dagegen war Greis zufrieden. „Denn stehend hat es sich schon sehr nach Strafrunden angeschaut. Zum Glück bin ich cool geblieben und konnte sie vermeiden“, sagte er. Peiffer stellte erfreut ansteigende Form fest. „Heute konnte ich erstmals in dem Winter das Tempo auf der Schlussrunde halten und Simon eine ordentliche Ausgangsposition mitgeben“, bemerkte der 22 Jahre alte Harzer.

Schempp, der zum dritten Mal in der deutschen Weltcupstaffel aufgeboten worden war und sie zum dritten Mal auf den dritten Platz führte, blieb erstaunlich gelassen. „Natürlich wäre es schön, wenn das bei Olympia auch so klappen würde. Aber erst muss ich da hinkommen“, wehrte der 21 Jahre alte vorjährige Junioren-Weltmeister Vorschuss-Lorbeer ab. Er sei vor der Riesenkulisse schon relativ nervös gewesen. „Ich habe es mir selbst etwas schwerer gemacht, bin wohl zu schnell angegangen“, deutete er sogar noch Reserven an.