Paul Biedermann hat mit einem Pflichtsieg bei den Schwimm-Europameisterschaften seinen Titel über 400 Meter Freistil verteidigt.

Istanbul. Paul Biedermann grinste kurz und schüttelte seinen Widersachern die Hand: Ohne große Emotionen hat der Doppel-Weltmeister seine Titelverteidigung über 400 Meter Freistil bei der Kurzbahn-EM in Istanbul als Pflichtsieg abgehakt.

Der 23 Jahre alte Top-Favorit siegte in 3:34, 55 Minuten und blieb dabei deutlich über seinem vor einem Monat aufgestellten Weltrekord (3:32,77). „Titel verteidigt, Gold gewonnen - das war das Ziel“, so lautete das knappe Fazit von Biedermann, der den Russen Nikita Lobinzew (3:35,75) und den Dänen Mads Glaesner (3:36,82) hinter sich ließ.

„Die Zeit ist okay, denn ich wusste, dass ich hier keinen Weltrekord schwimmen kann“, sagte Biedermann. Am Sonntag greift der Hallenser im Rennen über die halbe Distanz nach seinem zweiten Gold. Dort hält er ebenfalls den Weltrekord, hatte bei der EM im Vorjahr in Rijeka mit einem blamablen Vorlauf-Aus aber enttäuscht. „Da habe ich noch eine Rechnung offen“, sagte der 1,92 Meter große Modellathlet.

Dass er über 400 Meter seinen vor einem Monat beim Weltcup in Berlin aufgestellten Weltrekord nicht knackte, lag auch an einer Grippe, die ihn vor zwei Wochen flach gelegt hatte. Deshalb hatte er seine Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Essen absagen müssen. Biedermann warnte bereits im Vorfeld vor zu hohen Erwartungen: „Weltrekorde wird man von mir wohl nicht sehen.“

Dennoch ist Deutschlands Vorzeigeschwimmer bei der EM auf dem besten Weg, sein Sportjahr der Superlative gebührend abzurunden. „2009 war ein Wahnsinns-Jahr für mich“, sagte Biedermann, der mit seinen zwei Weltmeistertiteln, wo er unter anderen den 14-maligen Olympiasieger Michael Phelps über 200 Meter entthronte, sowie den zwei Kurzbahn-Weltbestzeiten in Berlin endgültig zum Star aufstieg.

Die EM in Istanbul ist für viele Athleten die letzte Möglichkeit, sich mit High-Tech-Anzügen in die Rekordbücher zu schreiben. Der Weltverband FINA erlaubt ab dem 1. Januar 2010 nur noch Badehosen und Badeanzüge aus Textil, in denen die Schwimmer deutlich langsamer unterwegs sein werden. Diese fragwürdige Chance konnte der Hamburger Morten Ahme derweil nicht nutzten. Er schied über 200 Meter Lagen bereits im Vorlauf aus.