Die Fahrer sind geschockt. Nach BMW und Honda zieht sich ein drittes Team aus dem Rennzirkus zurück - die Kosten waren zu hoch.
Tokio. Formel-1-Aus für Toyota: Der größte Automobilhersteller der Welt kehrt der „Königsklasse“ nach acht sieglosen Jahren den Rücken und hinterlässt ratlose Mitarbeiter, einen schockierten Sebastian Vettel, aber auch Hoffnung für den BMW- Sauber-Nachfolger. „Wir haben realisiert, dass wir keine andere Wahl haben“, sagte Präsident Akio Toyoda in der Toyota-Zentrale in Tokio. Nach dem dritten Ausstieg eines Herstellers binnen zwölf Monaten machten sich bei Vizeweltmeister Vettel beim Race of Champions in Peking schon Sorgen breit. „Für die Formel 1 ist das Aus von Toyota mit Sicherheit nicht gut. Und ich hoffe, dass wir im März in Bahrain wieder 20 Autos an den Start bringen“, wurde er von „Bild.de“ zitiert. „Ein schlimmer Schock“, meinte der 22-Jährige.
Zumindest ein Gutes könnte die kompromisslose Vollbremsung von Toyota aber auch haben. „Natürlich hat die Entscheidung Auswirkung auf die Situation des BMW Sauber F1 Teams. Hierüber werden wir mit der FIA sprechen“, sagte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. Noch immer hängt die Übernahme des werkseigenen BMW-Teams durch die Investorengruppe Qadbak von einem garantierten Startplatz im kommenden Jahr ab. Bislang steht man auf der Warteliste, nun ist der Toyota-Platz frei, solange sich eventuell kein Investor findet.
Theissen brachte aber auch sein Mitgefühl für alle Betroffenen zum Ausdruck, vor rund drei Monaten hatte sein Arbeitgeber BMW selbst das Aus in der Formel 1 am Ende dieses Jahr verkündet. „Die Entscheidung von Toyota zum Ausstieg aus der Formel 1 bedauere ich. Toyota hat als große Marke einen wertvollen Beitrag zur weltweiten Bedeutung der Formel 1 geleistet“, sagte Theissen. Toyota-Teamchef Tadashi Yamashita konnte während der Pressekonferenz in Tokio die Tränen nicht zurückhalten. Trübe und traurige Gesichter gab es aber vor allem in der deutschen Formel-1- Zentrale von Toyota mit rund 650 Mitarbeitern. „Mir tut diese Entscheidung sehr leid für die vielen großartigen Mitarbeiter von Toyota Motorsport in Köln-Marsdorf. Sie hätten wahrlich einen anderen Beschluss verdient gehabt“, sagte Ralf Schumacher, Toyota-Pilot von 2005 bis Ende 2007.
„Wir sind von der Nachricht total überrascht worden“, sagte ein Beschäftigter vor Ort in Köln-Marsdorf: „Die Stimmung ist sehr gedrückt. Keiner weiß, wie es weitergeht.“ Toyota bemühe sich um eine Lösung für alle Betroffenen, sagte ein Sprecher in Tokio. Laut der Stadt Köln will Toyota den Motorsport-Standort nicht aufgeben.
Der dritte Hersteller der Formel 1 nach Honda und BMW zieht sich damit zurück. Vor einem Jahr war Honda ausgestiegen. Am Montag hatte auch noch der Reifenhersteller Bridgestone sein Formel-1-Ende nach 2010 verkündet. Im Juli hatte die zu Toyota gehörende Fuji International Speedway Co. zudem das Formel-1-Rennen auf der Hausstrecke am Fuße des Fuji für 2010 abgesagt.
Das Rennen wird wieder in Suzuka gefahren. Angesichts der vier geplanten neuen Teams steht die Formel 1 aber noch nicht vor einem ganz großen Problem. Kann eines oder können sogar mehrere der Neulinge nicht antreten, wird es indes heikel und der Saisonstart am 14. März vielleicht zu einer Rechnung ohne manch eingeplante Größe.
Hersteller Toyota, dem bei der Veröffentlichung der Zahlen an diesem Donnerstag für das zweite Geschäftsquartal im zweiten Jahr nacheinander Verluste drohen, hatte sich einen Startplatz gesichert. Dieser wäre nun praktisch erstmal frei, solange sich wie vor einem Jahr bei Honda durch Brawn kein Käufer findet.
Die Japaner unterzeichneten im Gegensatz zu BMW das im Sommer verabschiedete neue Concorde Agreement, das ja eigentlich die Teams zur Teilnahme bis einschließlich 2012 verpflichtet. Das Aus dürfte eine entsprechende Strafe zur Folge haben. Seit Monaten machten aber Zweifel an der Formel-1-Zukunft der Japaner die Runde. Der deutsche Pilot Timo Glock erklärte jüngst in Abu Dhabi, dass ein Verbleib bei Toyota weniger wahrscheinlich sei. Er wird gewusst haben, warum.
Im Land des Lächelns macht man ernst. Auch ein Sieg hätte an der Entscheidung nichts geändert, betonte Toyoda. Als beste Platzierungen sprangen ohnehin nur zweite Ränge heraus, zweimal unter anderem durch Glock (Ungarn 2008/Singapur 2009). Mehr als Vierter in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft (2005) war auch nicht drin. Siege und WM-Titel? Fehlanzeige nach 139 Rennteilnahmen.
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