Ex-Wimbledonsieger Boris Becker hat für die Drogenbeichte seines einstigen Kontrahenten Andre Agassi keinerlei Verständnis.
Neuss. „Das ist schon allerhand, was er da zugegeben hat. Für mich stellt sich die Frage: Warum gibt er das überhaupt zu? Wem bringt das was? Er schadet nur dem Tennissport“, sagte Becker im Interview mit Sport Bild online.
Agassi sei ein Vorbild für Millionen von Jugendlichen gewesen. Becker: „Da muss er jetzt einige Abstriche machen.“ Verärgert ist der 41-Jährige auch über das Verhalten der Profi-Organisation ATP im Fall Agassi. „Er wurde ja kontrolliert und positiv getestet. Er hat nur dann ein Schreiben an die ATP geschickt, dass es nicht absichtlich passiert ist. Und dann haben die, wer immer bei der ATP dafür zuständig war, beide Augen zu gemacht. Das geht natürlich auf beiden Seiten nicht“, sagte Becker. Schließlich sei das von Agassi konsumierte Chrystal Meth eine der schlimmsten Drogen überhaupt.
„Wenn er zu viel Bier getrunken oder mal einen Joint geraucht hätte, dann könnte man es vergessen...“, meinte Becker. Um Siege fühle er sich durch den achtmaligen Grand-Slam-Sieger nicht betrogen, aber als Sportler enttäuscht: „Er hat viele Grand Slams gewonnen, einige auch gegen mich. Wenn er die gewonnen hat, weil er auf Speed war, dann ist das einfach unfair und hat im Sport nichts zu suchen.
Becker selbst beteuert, niemals Aufputschmittel genommen zu haben. „So was ist im Tennis nicht verbreitet, und da muss ich auch für meine Kollegen, ob das ein Roger Federer oder Rafael Nadal ist, meine Hand ins Feuer legen. Wir sind ein olympischer Sport seit 1988 und werden so oft kontrolliert wie Leichtathleten oder Schwimmer“, sagte Becker. Außerdem bringe Doping in einer koordinativ anspruchsvollen Sportart wie Tennis keinen weiter.
Agassi hatte den Drogen-Missbrauch in seiner vorab veröffentlichten Biografie „Open“ gestanden und damit international für Wirbel gesorgt.