Die Ballzauberer des FC Barcelona haben den Champions-League-Traum von Michael Ballacks FC Chelsea zerstört und greifen nach einem dramatischen Last-Minute-Coup erneut nach Europas Fußball-Krone.

London. Die Katalanen kamen am Mittwochabend in Unterzahl zu einem hart erkämpften 1:1 (0:1) und stehen damit vor ihrem dritten Europacup-Erfolg nach 1992 und 2006. Andres Iniesta besiegelte mit seinem Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit das bittere Aus von Chelsea, das nach dem Führungstor von Michael Essien (9. Minute) vor 38000 Zuschauern an der ausverkauften Stamford Bridge bis kurz vor Schluss auf die erneute Finalteilnahme hoffen konnte.

Im Endspiel am 27. Mai im Olympiastadion von Rom fordert Barca nun Titelverteidiger Manchester United zum ultimativen Gipfeltreffen um die wichtigste europäische Vereinstrophäe. Beim Showdown werden dem designierten spanischen Meister allerdings die Defensivspieler Eric Abidal (Rote Karte nach Notbremse gegen Nicolas Anelka /67. Minute) und Daniel Alves (Gelbsperre) fehlen. „Es ist unglaublich dieses Tor in letzter Minute, wir sind im Finale und werden das jetzt genießen“, sagte Barcelonas Gerard Piqué.

DFB-Kapitän Michael Ballack – der in der Nachspielzeit nach heftigen Schiedsrichterprotesten die Gelbe Karte sah und im Finale damit ohnehin gesperrt gewesen wäre – muss in jedem Fall weiterhin auf seinen ersten internationalen Titel warten. Nach dem Schlusspfiff kam es zu turbulenten Szenen und verbalen Attacken gegen Referee Tom Henning Övrebö (Norwegen), der Chelsea mehrfach einen geforderten Elfmeter verwehrt hatte.

Vier Tage nach dem Fußball-Feuerwerk beim 6:2 bei Real Madrid konnte Barcelona im Westen Londons keinen Offensivesprit versprühen. Wie beim 0:0 im Hinspiel vor acht Tagen im Camp Nou trat Chelsea dem filigranen Spiel Barcelonas mit einer körperbetonten Defensivtaktik entgegen, setzte offensiv auf Nadelstiche – und gleich der erste tat den Katalanen richtig weh. Der Ghanaer Essien zog aus 22 Metern volley ab und ließ Barca-Torwart Victor Valdes mit seinem Hammerschuss unter die Torlatte keine Chance.

Es folgte nur kurz der erneute Chelsea-Rückzug in die eigene Hälfte. Die durch die Ausfälle von Rafael Marquez und Carles Puyol geschwächte Barca-Verteidigung wurde dann vor einige Probleme gestellt. Valdes rettete zweimal gegen Drogba (22./24.). Zweimal blieb ein Elfmeterpfiff Övrebös aus, als Daniel Alves Florent Malouda an der Strafraumgrenze zu Fall brachte (24.) und Abidal kurz darauf Didier Drogba am Trikot niederzog (26.).

Von Barcas fantastischem Sturmpotenzial blieb in Abwesenheit des am Knie verletzten Thierry Henry nichts zu sehen. Auch Lionel Messi konnte sich gegen das blaue Chelsea-Bollwerk nicht entscheidend durchsetzen. In der zweiten Halbzeit intensivierte Barcelona seine Angriffsbemühungen, die besseren Chancen hatte allerdings zunächst wieder Chelsea. Drogba und Malouda (52.) hätten für eine Vorentscheidung sorgen können.

Als Abidal nach seinem Trikotzupfer gegen den auf das Tor zueilenden Anelka Rot sah, war Barca zusätzlich geschwächt. Als alles vorbei schien, schlug Iniesta mit seinem Schuss – dem einzigen auf das Chelsea-Tor im zweiten Durchgang – von der Strafraumgrenze doch noch zu und sicherte Barca den glücklichen Finaleinzug.