Ludwig verwandelt einen umstrittenen Handelfmeter und sorgt so für den ersten von drei geplanten Siegen.

Hamburg. Ingolstadts Trainer Thorsten Fink versuchte wirklich alles, um die 0:1-Niederlage seiner Mannschaft nach dem Abpfiff jedermann zu erklären. Und einerlei, ob das Gegenüber es nun hören wollte oder nicht - Finks Redebedarf blieb ungestillt, die offizielle Pressekonferenz musste später als sonst beginnen.

Finks Problem: die 44. Spielminute. "Das war nie und nimmer ein Handelfmeter. Der Schiedsrichter hat durch seinen zweifelhaften Pfiff leider das Spiel entschieden", bemängelte er die Entscheidung des Unparteiischen Frank Willenborg. Der Referee, pikanterweise mit dem in Hamburg lebenden Assistenten Rainer Bippen an der Außenlinie, hatte nach Neunabers unabsichtlicher Ellenbogen-Berührung des Balles auf den Punkt gezeigt. "Es würde Sinn machen, im Hexenkessel Millerntor auf souveränere Schiedsrichter zu setzen", legte Fink nach, um dann auch noch die seiner Meinung nach zu kurze Nachspielzeit von nur zwei Minuten zu monieren: "Die doppelte Länge hätte es mindestens sein müssen."

St. Paulis Coach Holger Stanislawski, der den von Alexander Ludwig sicher verwandelten Strafstoß als "strittig" und den Sieg als "glücklich" einstufte, konnte seinen Nebenmann dann auch nur bedingt aufheitern, als er ihm tröstend prophezeite, dass sich im Fußball irgendwann alles wieder ausgleiche. An seine eigenen Spieler adressierte er mit Blick auf die ausstehenden Partien mahnende Worte: "Wir waren sehr nervös und fußballerisch schlecht. Vielleicht war der Rucksack ein bisschen zu schwer..." Hintergrund: Im Vorfeld hatten einige Kiezkicker selbstbewusst neun Punkte aus den ausstehenden drei Partien gegen Teams aus der unteren Tabellenhälfte gefordert. Zwar ließ St. Pauli nicht eine echte Torchance in der gesamten Partie zu, doch im Spiel nach vorn offenbarten die Hamburger am Millerntor bislang unbekannte Mängel. "Wir haben nicht schön, aber erfolgreich gespielt", fasste Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach die 90 dürftigen Minuten zusammen.

Besonders die Fink-Elf musste sich den Vorwurf gefallen lassen, kaum etwas Produktives beigetragen zu haben. Dabei hatte sich ihr Trainer vor dem Anpfiff noch eine ganz besondere Maßnahme überlegt, um den zuletzt zweimal sieg- und torlosen Profis wieder zu alter Stärke zu verhelfen. Der Coach sammelte mehrere Artikel Hamburger Tageszeitungen, in denen St. Paulis Spieler Ingolstadt als einen von drei "machbaren Gegnern" bis zur Winterpause bezeichnet hatten. Zwar sah Fink kurzfristig davon ab, die Artikel in der Kabine auszuhängen, benutzte die Zitate aber zur Motivation in seiner Ansprache. Und bis zur 44. Minute hatten die 21 400 Zuschauer auch den Eindruck, dass Finks Spieler genau zugehört hatten. "In der ersten Halbzeit hat Ingolstadt noch gut dagegen gehalten, danach kam aber nicht mehr viel", bilanzierte Torschütze Ludwig - und gab wie auch Rothenbach als Zielsetzung aus, nun die beiden ausstehenden Spiele gegen Koblenz und in Frankfurt zu gewinnen.

Allerdings, und darin waren sich beim neuen Tabellenfünften alle Beteiligten einig, bedarf es gegen die Kellerkinder einer deutlichen Leistungssteigerung, um weiter im Neun-Punkte-Plan zu bleiben. "So etwas wie heute geht nicht immer gut", warnte Ralph Gunesch stellvertretend vor allzu großer Zufriedenheit.


St. Pauli: Hain - Rothenbach, Gunesch, Eger, Kalla - Boll, Schultz - Bruns, Trojan (87. Weigelt) - Ludwig (76. Brunnemann), Ebbers (76. Hennings).

Ingolstadt: Lutz - Keidel, Neunaber (82. Metzelder), Wenczel, Reinhard - Karl - Buchner (68. Schneider), Jungwirth (68. Neuendorf), Rama - Demir, Leitl.

Tor: 1:0 Ludwig (44./Handelfmeter). SR.: Willenborg (Osnabrück). Z.: 21 400. Gelb: Rothenbach (3) - Jungwirth, Wenczel, Buchner, Neunaber, Reinhard, Neuendorf.