Boxen ist nur etwas für harte Jungs? Das stimmt nicht ganz. Zumindest nicht, wenn Wladimir Klitschko die Fäuste fliegen lässt.
Dann pilgern nicht nur Boxkollegen wie Felix Sturm in die heiß begehrten ersten Reihen am Ring - sondern auch zahlreiche weibliche Fans. Unter ihnen: Veronica Ferres , eine gute Freundin Klitschkos, Uschi Glas ("Wladimir ist sehr gescheit"), die ehemalige Turnerin Magdalena Brzeska und Boxkönigin Regina Halmich . Das auffälligste Outfit des Abends trug aber eindeutig ein Mann: RTL-Reporter Kai Ebel hatte seine Glitzerweste in Monte Carlo erstanden. Fußball-Trainerlegende Otto Rehhagel (fachsimpelte mit HSV-Star Rafael van der Vaart ) zeigte sich nicht nur von der Schlagkraft Klitschkos angetan: "Er hat einen überaus schönen, athletischen Körper."
Keinen angenehmen Empfang gab es für Bundesumweltminister Sigmar Gabriel : Er wurde mit einem gellenden Pfeifkonzert in der Arena begrüßt. Und Verdruss herrschte auch bei den Zuschauern, die bis zu 800 Euro für ein VIP-Ticket bezahlt hatten, um dann festzustellen, dass sie keinen einzigen Prominenten treffen konnten. Durch die Aufteilung in die "normale" VIP-Party im Restaurant On Stage und den "Golden Circle" im Platinum Club wurden weniger wichtige und wichtige Promis voneinander getrennt. In einer zweiminütigen Ansprache kündigte Klitschko im On Stage eine gemeinsame Feier an, ehe er auf die VIP-VIP-Party entschwand. "800 Euro für aufgepepptes Fast Food und Möchtegern-Promis, das ist eine Riesen-Frechheit", schimpfte ein Gast.
Ebenso ernüchternd war das sportliche Rahmenprogramm, das den Zuschauern vor dem Hauptkampf zugemutet wurde. Zwar darf sich Cruisergewichtler Johnathon Banks (USA) nach seinem mühsamen Sieg über den Italiener Vincenzo Rossitto nun Weltmeister nennen, doch wer seine Leistung sah, der kann einschätzen, warum der Weltverband IBO, dessen Titel Banks jetzt trägt, als völlig unbedeutend gilt. Die als "besondere Attraktion" angekündigte US-Supermittelgewichtlerin S'Kati Katz mag optisch gewisse Reize bieten, doch das, was sie bei ihrem Punktsieg gegen die frühere Thaiboxerin Daria Albers aus Hamburg im Ring zeigte, hatte mehr Ähnlichkeit mit Freistilschwimmen als mit Faustkampf. Gut für die Veranstalter, dass sich der Großteil des Klitschko-Publikums für Sport nur am Rande interessiert und derartige Folter-Vorkämpfe klaglos hinnimmt. Viele echte Boxfans waren bei den horrenden Kartenpreisen (60 bis 280 Euro für normale Sitzplätze) sowieso zu Hause geblieben. Sie freuen sich auf den 27. September, wenn die nächste Universum-Gala in der Color-Line-Arena geplant ist.