Hamburg. In der Hamburger Sportpolitik bahnt sich ein Paradigmenwechsel an. Der Breitensport könnte in einem künftigen CDU/GAL-Senat wieder mehr Gewicht erhalten. Das ist das Ergebnis des ersten Tages der Koalitionsverhandlungen. Statt den Altonaer Volkspark zügig zu einem Sportpark auszubauen, soll in den nächsten Jahren vorrangig in die Modernisierung und Instandhaltung von Sportplätzen und -hallen investiert werden. Der Hamburger Sportbund (HSB) schätzt den Sanierungsbedarf auf 25 bis 30 Millionen Euro. Auf eine exakte Summe legten sich CDU und GAL in ihren Gesprächen nicht fest.
"Wir wollen die ehrgeizigen Pläne im Volkspark reduzieren und im Gegenzug die Renovierung der Sportstätten beschleunigen. Das ist für die Vereine wichtig, damit sie ihre gesellschaftspolitischen Aufgaben wahrnehmen können", sagte Bürgermeister Ole von Beust. Den Klubs soll damit auch die weiter gewünschte Übertragung von Sportstätten erleichtert werden. Unter den herrschenden Bedingungen hatten die Vereine in den vergangenen zwei Jahren nur fünf Anlagen von der Stadt in Eigenregie übernommen.
Auf die Streichung des bisherigen Konsolidierungsbeitrages des HSB an die Stadt, in diesem Jahr 1,05 Millionen Euro, wollte die CDU nicht verzichten. Da der Ende 2008 auslaufende Sportfördervertrag zwischen Stadt und HSB, der dem Sportbund jährlich 6,5 Millionen Euro zusichert, im zweiten Halbjahr neu verhandelt werden muss, könnte es auch in diesem Punkt mittelfristig zu einer Verbesserung der Situation des Breiten- und Gesundheitssports kommen.
Die für den Masterplan Volkspark federführende Behörde für Bildung und Sport hatte bis 2018 mit Investitionskosten von 82,9 Millionen Euro für das Projekt kalkuliert. 36,4 Millionen davon sollten private Geldgeber aufbringen. Bisher gab die Stadt 1,9 Millionen Euro für die Vorplanungen aus: 187 122,25 Euro 2006 für das Gutachten des Projektentwicklers Jack Rouse Associates aus Cincinnati (USA), seitdem rund 1,7 Millionen Euro für "vertiefende Studien". "Es geht darum, eine grüne Lunge langsam aus dem Dornröschenschlaf aufzuwecken", hatte Sportsenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) noch am 18. Dezember verkündet. Nach der Kehrtwende dürfte wieder Ruhe im Volkspark einziehen. Gebaut werden soll aber bis 2009 ein weiteres Fußballstadion südöstlich der Nordbank-Arena für den Spielbetrieb der dritten und vierten Liga. Erhält Hamburg den Zuschlag für die Universiade 2015, die Weltspiele der Studenten, entstünde dort temporär ein Leichtathletikstadion.
HSB-Präsident Günter Ploß begrüßte die Vereinbarungen zwischen CDU und GAL: "Das ist ein positives Signal für Vereine und Verbände." Jürgen Schmidt (SPD), ehemaliger Vorsitzender des Sportausschusses der Bürgerschaft, merkte indes ketzerisch an: "Das ist ein teures Ende der Spielwiese des Bürgermeisters, der 2003 die Planungen in Richtung eines Disneyparks im Volkspark angeschoben hatte. Die haben bisher zwei Millionen Euro gekostet, ohne dass ein Stein bewegt wurde."