Rückschlag im Kampf um die Champions League. Ermittlungen in Kieler Manipulationsaffäre ausgeweitet.

Mannheim/Kiel. Als Jackson Richardson aufs Feld kam, war das Spiel längst entschieden. 34:30 führten die Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV, die letzten zweieinhalb Minuten wurden zum Schaulaufen für den französischen Welthandballer, den die verletzungsgeplagten Mannheimer für das Saisonfinale reaktiviert hatten. Richardsons gelungenen Einstand hatten die Hamburger ermöglicht, die sich im Dreikampf um Meisterschaft, Pokal und Champions League eine Auszeit erlaubt hatten. Am Ende einer schwachen Leistung gestalteten sie das Resultat mit 33:34 (12:17) noch freundlich, doch nach der sechsten Saisonniederlage dürfen sie sich im Hinblick auf die Champions-League-Qualifikation keine Blöße mehr geben. "Wir sind weit unter unseren Möglichkeiten geblieben und haben uns viel zu viele Fehler erlaubt", kritisierte Sportchef Christian Fitzek.

Ganze drei Tore gelangen dem HSV in der ersten Viertelstunde, umso höher war die Ausbeute an Ballverlusten (8) und Fehlwürfen. Es wurde auch nicht besser, als Trainer Martin Schwalb die Hamburger Abwehr auf die offensive Variante umstellte. An allen Ecken und Enden taten sich Lücken auf, die die beherzt kämpfenden Löwen weidlich ausnutzten. Dass es sich um ein Spitzenspiel handelte, schienen an diesem Abend nur sie verinnerlicht zu haben. Ein Spitzenspiel immerhin, das es diese Saison noch zweimal geben könnte: im Finale des DHB-Pokals und der Champions League.

Dann wird hoffentlich Bertrand Gille wieder eingreifen können. Der französische Kreisläufer wurde vor allem in der Abwehr arg vermisst. Eine Kernspintomografie hatte am Nachmittag die Befürchtungen bestätigt: Knorpelriss in der Rippe, wie schon vor einem Jahr. Mediziner empfehlen in diesem Fall mindestens zwei bis drei Wochen Pause. Doch spätestens beim Champions-League-Halbfinale gegen Ciudad Real am 25. April wird Gille wohl wieder die Knochen hinhalten.

Tore, Rhein-Neckar: Jurasik 8, Sigurdsson 8 (4 Siebenmeter), Gensheimer 5, Bielecki 5, Groetzki 4, Klimovets 2, Schwarzer 2; Hamburg: Lackovic 7, Lindberg 5 (5), Schröder 4, K. Lijewski 3, M. Lijewski 3, Hens 3, Grundsten 3, G. Gille 2, Grimm 1, Flohr 1, Jansen 1. Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/Mainz). Zuschauer: 13 200 (ausverkauft).

Die Staatsanwaltschaft Kiel hat ihre Ermittlungen im Rahmen des Manipulationsskandals um den deutschen Meister THW Kiel ausgeweitet. Oberstaatsanwalt Uwe Wick bestätigte Medienberichte, wonach gegen den ehemaligen THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker, Ex-Trainer Zvonimir Serdarusic und dessen Bekannten Nenad Volarevic nun auch wegen des Verdachts des versuchten Betrugs ermittelt werde. Bisher war nur der Tatbestand der Untreue untersucht worden. Der Europäische Handball-Verband EHF hätte die Siegprämien für den Champions-League-Sieg 2007 nicht ausgezahlt, wenn er von den angeblichen Manipulationen gewusst hätte, sagte Wick zur Begründung. Zudem sei ein THW-Gesellschafter vernommen worden. Dieser habe aber seine Aussage verweigert. Da er als Zeuge gehört werden sollte, habe er jedoch nach Auffassung von Staatsanwalt und Richter kein Recht auf Aussageverweigerung. Gegen den Gesellschafter wurde ein Ordnungsgeld verhängt, ersatzweise drei Tage Ordnungshaft.