Der Hamburger Kreisläufer erlitt einen Knorpelriss am Rippenbogen und fällt für das Spiel heute in Mannheim gegen die Rhein-Neckar Löwen (20.15 Uhr/DSF) aus.

Stuttgart/Hamburg. Seiner Mutter, hat Bertrand Gille, einmal erzählt, habe er nie von den ständigen Tritten, Schlägen und Schmerzen erzählt, die er an seinem Arbeitsplatz einstecken muss. Das ist wohl auch besser so, denn wenn Madame Gille wüsste, was ihr Sohn allein bei den Handballern des HSV in den vergangenen Jahren erleiden musste, sie hätte ihn vermutlich inständig gebeten, einen ungefährlicheren Beruf als ausgerechnet Kreisläufer zu ergreifen.

Am Ostersonnabend war es dann erneut so weit. Das Bundesligaspiel der Hamburger bei Frisch Auf Göppingen endete für den 31-Jährigen nach einem heftigen Zusammenprall mit dem Göppinger Torhüter Enid Tahirovic schon nach fünf Minuten. Und während sich seine Kollegen anschließend zu einem halbwegs souveränen 30:28-(17:15)-Auswärtssieg mühten, wurde Bertrand Gille zum Röntgen in ein Stuttgarter Krankenhaus gefahren. Verdacht auf Rippenbruch lautete die erste Diagnose.

Die Körperinnensicht gab zunächst Entwarnung. Sie ist allerdings trügerisch. Heute wird Gille von HSV-Mannschaftsarzt Oliver Dierk noch einmal gründlich untersucht. Eine Kernspintomografie ist für den Morgen anberaumt. Für das Bundesliga-Spitzenspiel am Abend bei den Rhein-Neckar Löwen in Mannheim (20.15 Uhr, DSF live) gilt der Einsatz des Franzosen als ausgeschlossen, teilte der Klub gestern mit.

Gille hatte sich vor fast genau einem Jahr eine ähnliche Verletzung zugezogen. Damals war ein Knorpel am Rippenbogen eingerissen. Die Symptome sind diesmal fast deckungsgleich. "Luftholen tut verdammt weh, Husten ist unerträglich, Schlaf zu finden fällt mir schwer. Jede Körperbewegung schmerzt", sagte Gille gestern. Im April 2008 aber stand er zwei Wochen nach seinem Sportunfall mit einem Brustpanzer im Champions-League-Halbfinale gegen Ciudad Real auf dem Feld. In elf Tagen gastieren die Spanier wieder in der Color-Line-Arena, erneut geht es um den Einzug ins Endspiel der Königsklasse. Gille: "Mir bleibt nicht viel Zeit zur Genesung. Aber ich will so schnell wie möglich wieder spielen." Heroisch nannte Martin Schwalb im Vorjahr den Einsatzwillen seines in Angriff und Abwehr wichtigsten Profis, und auch in diesen Tagen hofft der HSV-Trainer, bald mit der Rückkehr seines unermüdlichen Kämpfers rechnen zu dürfen. "Die Entscheidung jedoch, wann 'Bobo' wieder spielt, liegt allein bei den Ärzten und bei ihm", stellte Schwalb klar.


Statistik: Göppingen - HSV 28:30 (15:17). Tore: FA Göppingen: Oprea 9, Horak 9, Späth 4, Thiede 2 (1 Siebenmeter), Schweikardt 2 (1), Manojlovic 1, Kneule 1; HSV Hamburg: K. Lijewski 5, Lindberg 5 (1), M. Lijewski 4, Lackovic 4, Jansen 4, G. Gille 3, Hens 2, Grundsten 2, B. Gille 1. Schiedsrichter: Becker/Hack (Halberstadt). Zuschauer (in Stuttgart): 6200 (ausverkauft). Zeitstrafen: 6; 7.