Es ist kein Geheimnis, dass sich Frank Rost auch abseits des Fußballplatzes viele Gedanken macht. So guckte der HSV-Torhüter, der Botschafter der...

Hamburg. Es ist kein Geheimnis, dass sich Frank Rost auch abseits des Fußballplatzes viele Gedanken macht. So guckte der HSV-Torhüter, der Botschafter der sozialen Sponsoring-Initiative "Hamburger Weg" ist, gestern im "Kids- und Baby-Treff" in der Pinneberger Chaussee vorbei und beschenkte die dort anwesenden Eltern und ihre Kleinkinder, die auf jede Hilfe angewiesen sind. Zudem nahm sich Rost für das Abendblatt Zeit, um über die Rolle des Geldes im heutigen Geschäft Fußball zu sprechen.


Abendblatt:

Herr Rost, sind Sie ein Fußball-Traditionalist?

Frank Rost:

Ich bin konservativ, aber offen für neue Dinge.



Abendblatt:

Vielen HSV-Anhängern dreht sich angesichts der kommenden Spielpaarungen gegen den vermeintlichen Retortenklub aus Hoffenheim und die Millionen-Truppe von Manchester City der Magen um.

Rost:

Ich finde es falsch, diese beiden Klubs pauschal zu verurteilen. Gerade Hoffenheims Dietmar Hopp ist jemand, der sich in allen Bereichen engagiert. Neben dem Fußball fördert er weitere sportliche und soziale Projekte. Er hat viel Geld in seinem Leben verdient, gibt davon aber auch viel wieder zurück.



Abendblatt:

Tut Hoffenheim der Bundesliga gut?

Rost:

Natürlich. Hoffenheim ist ein neues Modell, an das sich der eine oder andere vielleicht erst gewöhnen muss. Aber Herr Hopp schmeißt ja nicht mit dem Geld wahllos um sich, sondern versucht seine Region zu unterstützen. Insofern ist Hoffenheim gegenüber Manchester City, wo die Scheichs ihr Geld aus ganz anderen Beweggründen investieren, im wahrsten Sinne des Wortes ein Dorfverein.



Abendblatt:

Was haben Sie gedacht, als die Scheichs der Abu Dhabi United Group den früheren Arbeiterverein im Januar übernommen haben und plötzlich mit den Millionen um sich warfen?

Rost:

Natürlich war auch ich von dieser Entwicklung in Manchester überrascht. Aber auch die Scheichs mussten erkennen, dass sie mit Geld nicht alles kaufen können. Und man muss ehrlich eingestehen, dass der HSV von Manchesters plötzlichem Reichtum profitiert hat. Schließlich haben wir für Vincent Kompany und Nigel de Jong ordentliche Ablösesummen kassiert.



Abendblatt:

Ist im Fußball alles nur noch eine Frage des Geldes?

Rost:

Klar nimmt Geld im Fußball eine immer größere Rolle ein, aber das ist doch in allen Bereichen des Lebens so. Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Hier jonglieren Banker mit Milliarden, dort investieren ein paar Scheichs oder Oligarchen Millionen in einen Fußballklub. Aber niemand darf sich darüber beschweren, dass sich in England ein paar Millionäre Fußballklubs als Spielzeuge halten, solange es die Statuten möglich machen. In England geht das, in Deutschland glücklicherweise nicht.



Abendblatt:

Noch nicht. Am Dienstag wurde in Frankfurt über die 50+1-Regel debattiert, nach der kein Privatinvestor die Mehrheit an einem Verein übernehmen darf. Wird diese Regel langfristig Bestand haben?

Rost:

Man kann das Rad nicht zurückdrehen, aber noch kämpfen die Vereine erfolgreich für den Bestand der Regel. Und Bayern München zeigt doch, dass man erfolgreich in der Champions League mitspielen kann, ohne sich fremden Investoren zu öffnen. Allerdings ist es fraglich, ob die 50+1-Regel mit geltendem EU-Recht vereinbar ist.



Abendblatt:

In England sind Stadiontickets kaum bezahlbar, Training ist hinter verschlossenen Türen und Journalisten dürfen nur selten mit Spielern direkt sprechen. Droht der Bundesliga eine ähnliche Entwicklung?

Rost:

Solange wir uns weiterhin in dem Rahmen bewegen, den wir uns selbst vorgegeben haben, sehe ich diese Gefahr nicht. Sicher ist aber auch, dass wir uns etwas einfallen lassen müssen, wenn wir uns dem Konkurrenzkampf mit der englischen Premier League stellen wollen.



Abendblatt:

Könnten auch Sie bei einem Millionen-Angebot einiger Scheichs schwach werden?

Rost:

Auch ich bin Profi. Aber wenn ich die Wahl hätte, bei einem Verein mit Prestige wie dem HSV oder einem Retortenklub zu spielen, würde ich immer den Traditionsverein wählen. Geld ist wichtig, aber Geld ist nicht alles.