Vitali Klitschko hat seine Position als bester Schwergewichts-Boxprofi der Welt eindrucksvoll untermauert. Bilder zum Kampf.
Der 37 Jahre alte Ukrainer verteidigte am späten Sonnabendabend vor rund 10.000 Besuchern in der Stuttgarter Schleyer-Halle den WM-Titel des Verbandes WBC gegen seinen Pflichtherausforderer Juan Carlos Gomez (35, Kuba) aus dem Hamburger Arena-Stall durch technischen K.o. in Runde neun und feierte damit im 39. Profi-kampf den 37. Sieg und zugleich den 36. vorzeitigen Erfolg. Erfreulich: Nachdem es im Vorfeld des Kampfes zu verbalen Scharmützeln und gegenseitigen Beleidigungen aus beiden Lagern gekommen war, blieb es rund um den Ring und auch nach dem Kampf bis auf wenige Pöbeleien friedlich.
"Ich habe bewiesen, dass ich der Stärkste bin, deshalb bin ich zufrieden", sagte der Champion, der seinem Rivalen dennoch ein großes Lob zollte: "Ich wusste, dass Juan ein Weltklasseboxer ist, aber dass er so lange durchhält, hätte ich nicht gedacht." Auch Klitschkos Trainer Fritz Sdunek, der Gomez 1998 zum Cruisergewichts-Weltmeister gemacht hatte, zollte dem Kubaner, der aus einer früheren Beziehung mit Sduneks Tochter Kati eine elf Jahre alte Tochter hat, großen Respekt. "Man hat gesehen, dass Juan fleißig trainiert hat. Er hat mich positiv überrascht."
Tatsächlich war Gomez’ Taktik, Klitschkos Jab zu unterbinden und dann überfallartig in den Mann zu springen, um die rechte Schlaghand zu vermeiden, in den ersten vier Runden aufgegangen, ehe die Physis des Weltmeisters (202 cm, 113 kg) entscheidenden Einfluss auf den Kampf nahm. Der zehn Zentimeter kleinere und 8,5 kg leichtere Gomez wurde zuse-hends müder, Klitschko brachte immer häufiger den Jab ins Ziel und konnte die rechte Schlaghand nachziehen. In Runde sieben wurde Gomez nach einem harten rechten Haken zum Kopf erstmals angezählt, nach der achten Runde wollte sein Promoter Ahmet Öner den Kampf beenden.
"Ich habe gemerkt, dass Juan nach Punkten nicht mehr gewinnen kann und ihn auch nicht ausknocken würde. Ich wollte ihm unnötige Quälerei ersparen", so Öner. Trainer Orlando Cuellar fragte den Sportler jedoch, ob er sich eine weitere Runde zu-traue, was dieser bejahte. So war es dem souverän leitenden Ringrichter Daniel van de Wiele (Belgien) vorbehalten, das Duell nach 1:49 Minuten in Runde neun abzubrechen, als Gomez infolge harter Schlagserien wehrlos in die Knie ging.
"Ich habe mein Bestes gegeben, aber Vitali war ein bisschen besser. Er hat mich mit seinem Gewicht zermürbt", sagte Gomez, der sich über rund 1,3 Millionen Euro Kampfbörse freuen konnte. Klitschko kassierte geschätzte 4,5 Millionen. Gomez entschuldigte sich noch im Ring bei seiner Tochter Delia, der er einen Sieg versprochen hatte. "Tut mir leid, dass ich mein Wort nicht gehalten habe", sagte er, "aber mal gewinnt man und mal verliert man. Das Leben geht weiter!"
Wie, das verriet Promoter Öner. "Juan wird in drei Monaten wieder boxen. Er soll einen Spitzenmann aus der WBA-Rangliste boxen, denn ich denke, dass er den WBA-Weltmeister, ob er nun Ruslan Chagaev oder Nikolay Valuev heißt, schlagen kann", so der Arena-Chef. Der russische Riese Valuev aus dem Sauerland-Stall, der gemeinsam mit dem für den Universum-Stall boxenden Usbeken Chagaev als WBA-Weltmeister geführt wird, ist auch das Objekt der Begierde Klitschkos. Dieser bekräftigte erneut, das gemeinsame Ziel seines Bruders Wladimir, Weltmeister der Verbände WBO und IBF, und ihm sei es, alle vier WM-Gürtel in der Familie zu vereinen. Deshalb drücke er Valuev für den im Sommer geplanten Kampf gegen Chagaev, aus dem der "wahre" WBA-Champion hervorgehen soll, die Daumen. "Die Boxfans in aller Welt wollen Klitschko gegen Valuev sehen. Ich hoffe, dass wir es bis Jahresende schaffen."