Der ehemalige deutsche Nationaltorwart ist beim kriselnden Bundesligisten Schalke 04 heißester Kandidat auf die Nachfolge vom entlassenen Manager Andreas Müller. Erste Verhandlungen fanden bereits statt. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sprach danach von einer weitgehenden Übereinstimmung.

Aus dem Bayern-Tor ins Schalke-Chaos: Oliver Kahn hat mit dem Fußball-Bundesligisten Schalke 04 über den vakanten Manager-Posten verhandelt und dabei weitgehend Einigkeit erzielt. "Kahn ist ein guter Typ, eine Kapazität. Wir haben die Dinge sauber abgeklopft und ein Konzept besprochen, da sind wir total d'accord", berichtete der Schalker Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies nach dem dreistündigen Gespräch mit dem ehemaligen Nationaltorwart.

Der 39-jährige Kahn hatte sich am Donnerstagvormittag mit Tönnies im Königs Hotel am Schlosspark in dessen Heimatstadt Rheda-Wiedenbrück getroffen, nachdem er von einer Geschäftsreise nach China zurückgekehrt war. "Wir haben uns darauf verständigt, in zwei bis drei Wochen noch mal zu telefonieren", sagte Tönnies, der nun dem Aufsichtsrat Bericht erstatten und den Vorstand informieren wird, weiter: "Es gibt eine Menge anderer Kandidaten, mit denen ich schon gesprochen habe und noch sprechen werde. Schalke ist eben ein geiler Klub, da wollen viele hin." Zuletzt waren unter anderem Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff, Ex-Trainer Huub Stevens und Felix Magath im Gespräch.

Der 86-malige Nationalspieler Kahn, der im vergangenen Sommer seine aktive Laufbahn beim deutschen Rekordmeister Bayern München beendet hatte, ist bei den Königsblauen Favorit auf die Nachfolge des abberufenen Andreas Müller. Der Vizeweltmeister von 2002, der mit seinem Berater Peter Ruppert erschien, sprach nach dem Treffen "von einem Informationsaustausch". Es gebe aber "nichts Definitives zu vermelden".

Der achtmalige deutsche Meister und Champions-League-Sieger von 2001 ist auch bei seinem Ex-Klub Bayern als Nachfolger von Uli Hoeneß im Gespräch. Ihn reize es "vor allem, mit einer Mannschaft zu arbeiten. Das halte ich für sehr interessant. Ob man so etwas macht, hängt von vielen Faktoren und Facetten ab. Es geht darum, was man als Voraussetzung dort vorfindet und wie man sich dort dann verwirklichen kann", sagte Kahn Spiegel online.

Es habe bereits "mehrere Gespräche" gegeben. Klar sei, dass er mit Schalke "keine Gespräche über die schöne Gegend um Gelsenkirchen" führe. "Für Schalke geht es um viel. Man hat sich von Manager Andreas Müller getrennt und muss in Kürze die neue Saison auf den Weg bringen. Da gibt es wie bei allen Klubs viel zu tun."

Einen Fürsprecher hat Kahn auch in Schalkes Ex-Trainer Huub Stevens, der zuletzt ebenfalls mit dem Managerposten bei den Königsblauen liebäugelte ("Warum nicht?"). "Oliver Kahn ist ein Mensch, der schon viel erlebt hat in diesem Geschäft und viele Kontakte hat. Also warum sollte er das nicht können?", sagte Stevens im Interview mit dem DSF. Der 55-Jährige, der Ende Januar als Trainer der PSV Eindhoven zurückgetreten war, steht derzeit nicht in Kontakt mit den Schalkern: "Immer, wenn etwas passiert auf Schalke, wird mein Name genannt. Kann sein, dass das jetzt auch der Fall ist, aber ich habe bis jetzt von niemandem etwas gehört."

Das Schalker Interesse hatte Kahn, der 557 Bundesligaspiele für den FC Bayern und den Karlsruher SC bestritt, zunächst öffentlich abgeblockt. "Ich beschäftige mich nicht damit. Ich habe viele Dinge zu tun und werde bald eine Zeit lang in Asien sein. Darauf möchte ich mich konzentrieren. Damit ist alles beantwortet", sagte Kahn, der in China eine Casting-Show für einen Fernsehsender vorbereitete.

Auch Franz Beckenbauer hatte sich gegen ein Kahn-Engagement auf Schalke ausgesprochen. "Ich würde ihm davon abraten. Er ist noch in der Findungsphase, ich glaube nicht, dass er jetzt schon bereit wäre," sagte der Kaiser. Bei den Bayern hatte Hoeneß Anfang der Woche erklärt, dass er als Nachfolger "einen Mann um die 40" suche.

Schalke hatte Manager Müller am 9. März beurlaubt und fünf Tage später offiziell aus dem Vorstand abberufen. Der Ex-Profi, dem vor allem verfehlte Personalpoltik vorgeworfen wurde, hatte 2006 die Nachfolge von Rudi Assauer angetreten. Derzeit hat der ebenfalls umstrittene Trainer Fred Rutten die sportlichen Aufgaben des Managers mit übernommen.