HSV-Supporters-Club-Geschäftsführer Andreas Birnmeyer schreibt einen Offenen Brief an die Polizei von Mönchengladbach und beschwert sich massiv über das Vorgehen einiger Beamter im Rahmen des Bundesligaspiels der “Rothosen“ beim Klub vom Niederrhein.

Betr.: Offener Brief zum Polizeieinsatz beim Bundesligaspiel VfL Borussia Mönchengladbach gegen Hamburger SV am Samstag, den 07. März 2009

Sehr geehrter Herr ..............,

als Abteilungsleitung des HSV Supporters Club und verantwortliche Leiter des HSV-Sonderzuges zum Spiel unserer Mannschaft beim VfL Borussia Mönchengladbach am vergangenen Samstag, den 07. März 2009, möchten wir uns in Form dieses offenen Briefes über die Vorgehensweise Ihrer Einsatzkräfte nach dem Spiel am Stadion, und vor Abfahrt des Sonderzuges nach Hamburg am Hauptbahnhof in Mönchengladbach beschweren.

Festnahme eines HSV-Anhängers durch Ihre beim Spiel eingesetzten Beamten

Während des Spiels sind von Anhängern des HSV im Gäste-Fanblock pyrotechnische Gegenstände gezündet worden. Wir bedauern und verurteilen diese Vorfälle und haben uns in diesem Zusammenhang bereits mit unseren Kollegen bei Borussia Mönchengladbach in Verbindung gesetzt.

Unabhängig davon wurde im Zusammenhang mit diesem Vorfall ein Anhänger des HSV durch Ihre Beamten festgenommen. Einer unserer hauptamtlichen Fanbeauftragten bat gegenüber Ihrem Beamten, Polizeikommissar ......., Auskunft über den Vorwurf und das weitere Vorgehen zu erlangen. Polizeikommissar .......... antwortete unserem Fanbeauftragten, dass er diese Frage als Aufforderung zu einer Straftat versteht, da aus Datenschutzgründen keine Auskunft durch ihn erteilt werden würde. Diese Aussage ist eine Frechheit als solche.

Auf die Rückfrage, wo sich die Stadionwache befände, wurde unserem Fanbeauftragten von dem selben Beamten geantwortet, dass er die Benennung der Lokalität verweigere und verwies auf den Stadionplan. Darüber hinaus unterstellte Polizeikommissar ......... unserem Fanbeauftragten Trunkenheit im Dienst. Diese haltlose Unterstellung Ihres Beamten, die von Zeugen mitgehört wurde, entspricht in keiner Weise der Wahrheit. Unsere Fanbeauftragten befolgen in Ausübung ihrer dienstlichen Pflichten ein striktes Alkoholverbot, wofür wir uns verbürgen.

Die Art des Umgangs Ihres Beamten mit einem unserer hauptamtlichen Fanbeauftragten, der sich klar zu erkennen gab und dessen Aufgabe u.a. Deeskalation, Konfliktmanagement und Vermittlung ist, ist mit Anmaßung, Arroganz, Frechheit und einem vollkommenen Missverständnis seiner dienstlichen Aufgabe noch milde umschrieben. Wir sind ob solchen Verhaltens entsetzt und mehr als verärgert. Dies trägt sicherlich nicht zur Zusammenarbeit von Polizeibeamten mit Fanbeauftragten bei.

Zu diesem Vorfall bitte ich Sie um Stellungnahme.

Pfeffersprayeinsatz Ihrer Beamten am Hauptbahnhof Mönchengladbach

Ab etwa 18:00 Uhr sammelten sich auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs Mönchengladbach all diejenigen HSV-Anhänger, die mit dem Sonderzug um 19:00 Uhr zurück nach Hamburg fahren wollten.

Ihre Polizeibeamten vor Ort riegelten den Zugang zum Bahnhof ab und bildeten einen Kessel um den Vorplatz. Somit war es den wartenden HSV-Anhängern nicht möglich, sich im Bahnhof mit Getränken oder Essen zu versorgen. Auch der Gang zu einer der Bahnhofstoiletten wurde verweigert. Dass hiermit nachvollziehbare und normale menschliche Bedürfnisse verweigert wurden, ist offenkundig und kann als eine Provokation gewertet werden.

Der Sonderzug wurde wie angekündigt um 18:40 Uhr zum Einstieg bereitgestellt, was vom Bahnhofsvorplatz zu beobachten war. Den wartenden HSV-Anhängern wurde jedoch nach wie vor der Zugang verweigert. Bei den vor der Polizeikette befindlichen Wartenden wuchs der Unmut darüber. Es begann ein Gedrängel und es wurde eine Glasflasche geworfen, die vorher von einem fliegenden Händler auf dem Vorplatz (innerhalb des Polizeikessels) verkauft wurde (auch diese Maßnahme ist zu hinterfragen). Dabei wurde ein Anhänger des HSV getroffen, der sofort durch unsere Sanitäter versorgt wurde. Auch den Vorfall des Flaschenwurfs verurteilen wir.

Obwohl sich die Situation schnell wieder beruhigte, reagierten Ihre Beamte mit dem Einsatz von Schlagstöcken gegen Unbeteiligte sowie dem Versprühen von Pfefferspray gegen die Menge. Dies resultierte darin, dass sich der gesamte Tunnel schnell mit Pfefferspray füllte und vollkommen Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Nach Abfahrt des Sonderzuges mussten unsere im Zug mitreisenden Sanitäter insgesamt 57 HSV-Anhänger wegen des Pfeffersprayeinsatzes behandeln. Der Zustand einer Patientin verschlechterte sich zusehends rapide, so dass wir einen Nothalt im Hauptbahnhof Gelsenkirchen einlegen mussten, um einen angeforderten Notarzt zu der Patientin führen zu können. Der Notarzt untersagte aus medizinischen Gründen die Weiterfahrt der Patientin nach Hamburg, so dass diese von dem Notarzt für weitere Untersuchungen aus dem Sonderzug geführt wurde.

Leider ist dies in Ihrer Pressemitteilung nicht erwähnt worden, genauso wenig wie die Tatsache, dass wir keine verletzten Beamten gesehen haben. Wenn es durch Pfefferspray verletzte Beamte gab, so lag dies an dem durch die Beamten durchgeführten Versprühen von Pfefferspray.

Für uns ist die Vorgehensweise Ihrer Beamten am Hauptbahnhof Mönchengladbach, der Einsatz von Schlagstöcken und das intensive Versprühen von Pfefferspray (erst Recht in einem Tunnel) ein Paradebeispiel falscher und auf Konfrontation ausgelegter Polizeistrategie gegenüber ursprünglich friedlich wartenden Fußballfans. Die Ursache hierfür ist bei dem Einsatzleiter zu suchen.

Darüber hinaus ist das Auftreten eines Ihrer Beamten gegenüber einem Fanbeauftragten, der seinen dienstlichen Aufgaben nachkommt, in keiner Weise zu tolerieren.

Wir möchten Sie bitten, zu den o.a. Punkten Stellung zu beziehen und uns hierüber zu informieren.

Mit freundlichen Grüßen

Andreas Birnmeyer Geschäftsführer (im Namen der Abteilungsleitung)