Im westfälischen Halle triumphiert der Deutsche überraschend und krönt sein Comeback. Auch in der Hansestadt freut man sich schon auf Haas.
Halle/Westfalen. Tommy Haas hat den großen Roger Federer im Finale von Halle geschlagen, und Dirk Nowitzki war einer der ersten, die ihre Glückwünsche schickten. „Gratulation, mein Junge, Du bist mein Held“, twitterte der noch NBA-Champion aus dem fernen Dallas. Andrea Petkovic war Nowitzki sogar noch zuvorgekommen: „Tommy, du bist eine Inspiration für uns alle. Glückwunsch.“
Auf dem Rasen von Halle war der Blick von Tommy Haas derweil auch ein bisschen nach innen gerichtet, war doch das 7:6 (7:5), 6:4 gegen Federer für den gebürtigen Hamburger die persönliche Krönung eines schwierigen Comebacks. Und so ganz nebenbei verhinderte er Federers 50. Sieg nacheinander gegen einen deutschen Tennisspieler.
„Ich werde es erst heute Abend realisieren, was passiert ist. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, ich würde hier gegen Roger Federer, den wahrscheinlich größten Spieler aller Zeiten, einen Titel holen, ich hätte gesagt: Ihr habt nicht alle Tassen im Schrank“, sagte Haas.
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Der Oldie schüttelte ungläubig den Kopf und nahm gerührt die Glückwünsche seines Kumpels Federer entgegen. Der hatte bereits vor dem Match gesagt: „Mit Tommy verbinden mich schon viele Jahre auf der Tour. Wir sind sehr eng miteinander befreundet. Auch unsere Familien.“ Federer lobte seinen Bezwinger nach dem Matchball: „Tommy hat sich richtig reingesteigert in einen Lauf. Ich freue mich für ihn.“
Der 34-jährige Haas, der sich noch bei den French Open in Paris über die Qualifikation auf den Außenplätzen ins Hauptfeld hatte quälen müssen und erst mit einer Wildcard ins Hauptfeld der Gerry Weber Open gerutscht war, ist nun endgültig zurück. Er holte seinen ersten Titel seit er 2009 ebenfalls in Halle Novak Djokovic geschlagen hatte.
Von seinem „besten Lauf auf der ATP-Tour“ spricht Haas seitdem noch immer. Zweimal war er in diesem Jahr auch auf den Schweizer Maestro Federer getroffen und hatte den 16-maligen Grand-Slam-Champion in Paris sogar am Rande der Niederlage. Es schien das letzte Aufbäumen eines großen Talents gewesen zu sein, das immer just in dem Moment das Verletzungspech ereilte, wenn ein großer Erfolg in greifbarer Nähe lag.
Einen langwierigen Hüftschaden und quälende Stunden in der Reha später hat Haas bewiesen, dass er noch immer mit den Besten der Welt mithalten kann. Natürlich verteilte Federer ein paar Geschenke an seinen Freund. Natürlich leistete er sich Doppelfehler, Unkonzentriertheiten beim Volley und rätselhafte Schwächen auf der Vorhand. Doch Haas hielt den Druck auf den fünfmaligen Halle-Champion und sechsmaligen Wimbledonsieger stets aufrecht.
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„Auf Rasen ist er sehr gefährlich. Da kommen seine Stärken zum Tragen“, hatte der 30-jährige Federer vor dem Match gesagt - und Recht behalten. Der Top-Favorit nahm Haas zwar im ersten Aufschlagspiel sofort dessen Service ab, das Selbstvertrauen, das der gebürtige Hamburger mit den Erfolgen über Tomas Berdych und Philipp Kohlschreiber gesammelt hatte, konnte Federer ihm allerdings nicht nehmen.
Haas glich den Aufschlagverlust noch Mitte des ersten Durchgangs aus und war fortan der dominierende Akteur auf dem Rasen. Angetrieben vom Publikum in Halle kam der Oldie seinem dritten Sieg gegen Federer im 13. Duell von Spiel zu Spiel näher. Zuletzt hatte Haas vor zehn Jahren bei den Australian Open gegen den Weltranglistendritten gewonnen.
Vom 14. bis 22. Juli schlägt der Hamburger noch einmal beim Turnier am Rothenbaum auf. "Der Rothenbaum war immer ein besonderes Turnier für mich, schließlich bin ich in Hamburg geboren“, sagte Haas bereits vor Tagen. Seit 1993 gab es keinen deutschen Erfolg in der Hansestadt – damals gewann Michael Stich. Haas erreichte nur bei seinem ersten Start 1997 das Halbfinale und verlor gegen den Spanier Felix Mantilla. Nun weckt er die Hoffnungen auf einen deutschen Sieger ...