Die Europa League war offenbar tiefer verstrickt als bislang angenommen. Nun hat ein weiterer Prozess im Bochumer Landgericht begonnen.
Bochum. Fünf Tage vor dem Start der Europameisterschaft hat am Bochumer Landgericht ein weiterer Prozess um den Fußball-Wettskandal von 2009 begonnen. Dabei wird deutlich: Die Europa League war offenbar tiefer in den Wettskandal verstrickt als bislang angenommen. In Bochum geht es seit dem heutigen Montag auch um die Partien FK Slavija Sarajewo gegen Aalborg Boldspilklub und SK Rapid Wien gegen KF Vllaznia Shkooder.
Angeklagt ist unter anderem Milan Sapina, älterer Bruder des bereits zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilten Wettpaten Ante Sapina. Mit auf der Anklagebank sitzt neben vier weiteren Männern auch Dragan B., ein ehemaliger Profi des belgischen Zweitligisten Union Royal Namur. Der 31-Jährige soll gleich mehrfach Bestechungsgelder angenommen und an eingeweihte Mitspieler weitergeleitet haben.
In der neuen Anklage sind insgesamt 35 Spiele aufgelistet, die 2009 Angriffen der Wettmafia ausgesetzt gewesen sein sollen. Neu dabei sind auch mehrere Spiele aus den türkischen Ligen.
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Bei der Partie zwischen Rapid Wien und Vllaznia Shkooder am 16. Juli 2009 soll der albanische Torwart bestochen worden sein. Laut Anklage waren ihm von der Wettmafia 10 000 US-Dollar versprochen worden, wenn er mindestens drei Gegentore in der zweiten Halbzeit zulassen würde.
Der Torwart gab angeblich sein Okay, Vllaznia Shkooder unterlag mit 0:5. Als Zeichen für den Beginn der Manipulation soll der Keeper seine Trinkflasche vereinbarungsgemäß ins Tor gelegt haben. Das wurde laut Anklage von einem der jetzt angeklagten Männer, der damals im Stadion war, beobachtet und an die Hintermänner weitergegeben.
Zum Prozessauftakt haben sich die sechs Angeklagten noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Verteidiger von Milan Sapina haben jedoch signalisiert, dass der Berliner Gastwirt, der schon in den Skandal um DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt war, zunächst von seinem Schweigerecht Gebrauch machen werde. Von den anderen Angeklagten erwartet die Staatsanwaltschaft Geständnisse. (dpa/abendblatt.de)