Hockey-Endrunde in Berlin: Die Karriere von Abwehrchef Breitenstein nähert sich dem Ende. Moritz Fürste und Oliver Korn werden verabschiedet
Hamburg. Dass er mit seinen 31 Jahren noch Überraschungen erleben kann mit seinem Verein, das wurde Patrick Breitenstein am vergangenen Wochenende bewusst. Zum dritten Mal nach 2008 und 2010 hatten die Herren des Uhlenhorster HC im niederländischen Amstelveen die Euro Hockey League (EHL) gewonnen. Doch während den vorangegangenen Triumphen tagelange Siegesfeiern folgten, war diesmal die Party am späten Sonntagabend beendet. "Wir haben in einem Restaurant gefeiert und sind dann noch kurz in die Stadt gefahren. Das war es dann", sagt Breitenstein, der sich über derart viel Selbstdisziplin seiner allesamt jüngeren Teamkollegen freute.
Die große Sause ist allerdings nur aufgeschoben, denn die Enthaltsamkeit hatte einen triftigen Grund. An diesem Wochenende haben die "Uhlen" die historische Chance, das Double zu schaffen. Dazu müssen sie bei der Endrunde in Berlin zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die deutsche Feldmeisterschaft gewinnen. Am Sonnabend wartet im Halbfinale (16.30 Uhr) mit Hauptrundensieger und Gastgeber Berliner HC die erste Hürde. Im Falle eines Sieges, der auch die erneute EHL-Qualifikation bedeuten würde, ginge es am Sonntag (14.30 Uhr) gegen den Sieger der Partie Rot-Weiß Köln gegen Uhlenhorst Mülheim.
"In diesem Jahr liegt der Fokus klar auf dem nationalen Titel, auch wenn wir uns natürlich auch in der EHL zerrissen haben", sagt Breitenstein. Für den Abwehrchef hätte der Doublesieg möglicherweise weitreichende Folgen. "Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist, und wenn wir das Double schaffen, wäre das vielleicht der perfekte Moment für den Rücktritt", sagt er. Schon seit drei Jahren denkt der Eckenspezialist über diesen Schritt nach, die berufliche Belastung als Leiter der Importsparte beim Modeunternehmen Bonprix fordert ihren Tribut. In der Hinrunde dieser Saison fehlte er wegen eines monatelangen Asienaufenthalts. Die Auszeit hat ihm allerdings auch gezeigt, wie sehr er an seinem Sport und dem Team hängt. "Im Moment habe ich so viel Spaß wie noch nie, deshalb werde ich meine Entscheidung nicht spontan fällen", sagt Breitenstein.
Wenn die Herren und die Damen des Klubs, die ebenfalls in der Endrunde in Berlin antreten, am Sonntagabend im Klubhaus gemeinsam mit Fans und Mitgliedern Saisonausklang feiern, wird Breitenstein also noch keine Abschiedstränen vergießen müssen. Anders geht es zwei namhaften Teamkollegen. Die Nationalspieler Moritz Fürste und Oliver Korn, beide 27, haben sich entschieden, die nächste Spielzeit gemeinsam im Ausland zu verbringen, wahrscheinlich beim Club de Campo in Madrid. Vor allem für Fürste, wie Breitenstein ein UHC-Urgestein, ist der Abschied mit vielen Emotionen verbunden. Nach dem EHL-Triumph standen ihm Tränen der Rührung in den Augen. "Der Gedanke an den Abschied tut weh", sagt er, "mein Traum ist es, mich mit zwei Titeln zu verabschieden."
Korn, der vor zwei Jahren aus Düsseldorf nach Hamburg kam, verspürt dagegen eher Vorfreude. "Für mich hat die deutsche Meisterschaft einen besonderen Stellenwert, weil sie der Titel ist, für den man am längsten arbeitet. Aber ich habe mich genauso über den EHL-Titel gefreut, weil es der erste für mich war", sagt Korn. Der Verein solle sich auch kein Trauma andichten lassen, sollte es mit dem deutschen Titel erneut nicht klappen. "Dass der UHC es überhaupt regelmäßig schafft, alle möglichen Endspiele zu erreichen, ist doch schon eine Klasse für sich", sagt er.
Besondere Aktionen haben sich Fürste und Korn für Sonntag noch nicht ausgedacht. "Ich denke, wir machen das spontan", sagt Korn, der seine bei den Damen spielende Ehefrau Nora wegen deren anstehenden Physikums in Hamburg zurücklassen muss. Außerdem ist es ja nur ein Abschied auf Zeit; die beiden Mittelfeldspieler wollen zur Saison 2013/14 zum UHC zurückkehren.
Trainer Martin Schultze hofft dennoch, dass Fürstes Wunsch in Erfüllung geht. "Wer weiß, wie oft die Chance, das Double zu gewinnen, noch wiederkommt."