Der Große Preis von Monaco ist eine Welt für sich. Nico Rosberg rät: Michael Schumacher muss weiterfahren
Monte Carlo. Wenn man jemanden mit der Formel 1 beeindrucken wolle, sagt Norbert Haug, "dann muss man hierher kommen." Der Große Preis von Monaco (Sonntag, 14 Uhr, RTL und Sky live) ist das schillerndste, aber auch mit Abstand umstrittenste Rennen der Saison, kurz, so der Mercedes-Sportchef "der Hollywood-Grand-Prix".
Der Stadtkurs am Fuße des Fürstenpalasts ist für die Königsklasse das Kronjuwel im Rennkalender, auch wenn der ganz große Glanz der Vergangenheit angehört. Nicht mehr ganz so viele Edelyachten blitzen im Hafenbecken nahe der Zielgeraden. Trotzdem liefert die Formel 1 das Schauspiel des Jahres, bei dem Prominente und Möchtegern-VIPs die schmale Gasse zwischen dem Wasser und den Motorhomes als Laufsteg nutzen. Von den Dachterrassen beobachten die Edelfans die Teufelsritte der Rennwagen auf Straßen, die an allen anderen Tagen dem Verkehr der Luxusautos gehören.
"Müsste die WM auf ein Rennen reduziert werden, es müsste Monte Carlo sein", sagte der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart. Der Ruhm und das Flair von Monaco locken die Sponsoren gerade hier in Scharen an. Den Werbewert des Rennens hat auch das Weltmeisterteam Red Bull längst erkannt. Auch in diesem Jahr stellte der Brausehersteller wieder einen 800 Tonnen schweren Prachtbau im Yachthafen auf. Drei Stockwerke mit 1200 Quadratmetern Nutzfläche inklusive Pool und Sonnendeck sind für fünf Tage Mannschaftsquartier und Partyzone zugleich. Dass am späten Donnerstagabend im Fahrerlager ein herrenloses Paket von einer Polizei-Spezialeinheit aus Sicherheitsgründen gesprengt wurde, irritierte die Gäste nur kurz. "Das Faszinierende in der Formel 1 ist die Verbindung von Sport und Zirkus", sagt Peter Sauber, Teamchef des Sauber-Rennstalls. "Und hier überwiegt eben der Zirkus. Viele pflegen eine innige Hassliebe zu Monaco. Das ist etwas Lotterie, etwas Roulette, manche mögen das, andere nicht."
Auf der Piste ist Monte Carlo ein Anachronismus, der dem Sicherheitsstreben Hohn spricht. Rund 1000-mal fahren die Piloten um die Kurven, 4000-mal müssen sie schalten. Auslaufzonen gibt es nicht. Die Loews-Spitzkehre ist die langsamste Kurve des Jahres, durch den Tunnel dagegen rasen die Autos mit knapp 300 Sachen.
Rekordweltmeister Michael Schumacher hätte in Monte Carlo Geschichte schreiben können. Mit einem Sieg, dem sechsten im Fürstentum, hätte er mit Rekordsieger Ayrton Senna gleichgezogen. Doch das Handicap, wegen seines Auffahrunfalls in Barcelona fünf Plätze weiter hinten starten zu müssen, dürfte alle Hoffnungen zunichte machen. Mal abgesehen von der fahrerischen Klasse der Konkurrenz, nicht zuletzt seines Teamgefährten Nico Rosberg. Der Wiesbadener, erster Silberpfeil-Sieger seit 57 Jahren, hat sich in seiner Wahlheimat Monte Carlo für eine Vertragsverlängerung Schumachers bei Mercedes ausgesprochen. "Es funktioniert super zwischen uns und super für das Team. Daher wäre es mir sehr recht, wenn er weitermacht", sagte Rosberg. "Michael fährt auf einem sehr hohen Niveau." Doch die Resultate sind in diesem Jahr ausgeblieben. Deshalb waren zuletzt Rücktrittsgerüchte um den Altmeister aufgekommen.
Der frühere Formel-1-Fahrer Marc Surer, Formel-1-Experte im Fernsehsender Sky, sagte: "Ich glaube, Michael möchte sich die Chance nicht entgehen lassen, doch noch ein Rennen zu gewinnen. Sonst wäre seine Rückkehr für nichts gewesen. Er hätte nur seinen Ruf ein bisschen angekratzt." Unter gleichen Bedingungen sei Schumacher "zwei oder drei Zehntel langsamer" als Rosberg. Aber wenn im Rennen alles passe, dürfe man immer noch mit einem Sieg rechnen.
Aber auch ohne Schumachers Beteiligung kann es in Monaco einen Rekord geben: den sechsten verschiedenen Sieger im sechsten Saisonrennen. Nach Jenson Button (McLaren), Fernando Alonso (Ferrari), Nico Rosberg (Mercedes), Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) und Pastor Maldonado (Williams) gibt e genug ernsthafte Kandidaten für den Siegerhandschlag mit Fürst Albert. Zum Beispiel Lewis Hamilton (McLaren), der schon dreimal als Dritter ins Ziel kam. Oder Kimi Räikkönen (Lotus), der schon zweimal auf dem Podium stand. Oder Mark Webber (Red Bull), der in seiner wohl letzten Saison noch auf ein Erfolgserlebnis wartet. Und dann gibt es noch die Kandidaten für den ersten Triumph ihrer Karriere: zum Beispiel den Franzosen Romain Grosjean im Lotus und den Mexikaner Sergio Perez im Sauber, die bislang überzeugten.
Formel-1-Chefmanager Bernie Ecclestone will den geplanten Börsengang des Grand-Prix-Zirkus verschieben. Nach dem Debakel von Facebook am Aktienmarkt sagte Ecclestone: "Die Märkte sehen nicht allzu freundlich aus nach diesen Problemen. Also denke ich, wir werden abwarten."