Die korruptionsgeplagte Fifa hat erste Reformen beschlossen. Für Verwirrung sorgte Chef Blatter mit einer Bemerkung zu einem sportlichen Thema.
Budapest. Der Fußball-Weltverband Fifa hat nach den Korruptionsskandalen der vergangenen Jahre eine weitere Etappe auf dem noch langen Weg zu mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit zurückgelegt. „Wir haben außergewöhnliche Dinge realisiert. Ich bin ein glücklicher Präsident“, sagte Fifa-Chef Joseph Blatter am Freitag nach dem 62. Kongress in Budapest. Mit 192 Ja- und sieben Nein-Stimmen beschlossen die Delegierten der Mitgliedsverbände die Reformen im Selbstreinigungsprozess des zuletzt heftig angeschlagenen Verbandes.
„Es ist mehr als ein Reformprozess. Es geht darum, die Fifa zu vereinen und zusammenzuführen“, erläuterte der 76 Jahre alte Schweizer während eines knapp zehnminütigen Monologs zu Beginn der abschließenden Pressekonferenz und sprach von einem „historischen Tag“ in der Geschichte des Verbandes. „Wir sind im Fahrplan, wir ziehen das durch“, bekräftigte Blatter.
So wird die umstrittene Ethikkommission neu strukturiert und arbeitet in Zukunft mit Anklage und Gericht in zwei Kammern. Lydia Nsekera zieht als erste Frau in das immer wieder von Bestechungsvorwürfen erschütterte Exekutivkomitee ein. Eine Kommission für Qualitätsmanagement unter dem Vorsitz des Italo-Schweizers Domenico Scala erhält größere Kompetenzen.
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Einhellig begrüßt wurde der Beschluss, dass die Fifa nach jahrelangem Streit mit den Vereinen in Zukunft die Versicherungen für Profis bei Länderspielen übernimmt. Der Weltverband zahlt vom 1. September an 75 Millionen Dollar an Versicherungsprämien. Verletzt sich ein Profi in einem Länderspiel, zahlt die Versicherung maximal bis zu 27 000 Dollar pro Tag und maximal bis zu 9,7 Millionen Dollar pro Jahr. Berücksichtigt wird dabei nur das Grundgehalt des Spielers.
Weitere Änderungen der Statuten wie eine Altersbegrenzung für den Fifa-Präsidenten, eine Amtszeitenbeschränkung für Funktionäre oder ein Überprüfung für Anwärter auf Spitzenämter sollen erst beim nächsten Kongress am 30. und 31. Mai 2013 auf Mauritius verabschiedet werden. „Es geht darum, dass wir unsere Probleme lösen. Wir müssen vorankommen und das Schiff, das in sehr wildem Wasser fuhr, wieder in ruhige Gewässer führen, wo Stabilität und Nachhaltigkeit herrschen“, sagte Blatter.
Für Verwirrung und Aufregung in der fensterlosen Messehalle in der ungarischen Hauptstadt sorgte der Schweizer mit einer grundsätzlichen Bemerkung zum Elfmeterschießen. Knapp eine Woche nach der Niederlage des FC Bayern im Elfmeterschießen des Champions-League-Finals gegen den FC Chelsea meinte Blatter: „Fußball kann eine Tragödie sein, wenn es zum Elfmeterschießen kommt. Fußball ist ein Mannschaftssport, und wenn es zum Duell eins gegen eins kommt, verliert er seinen Grundgedanken.“
Mit Blick auf die Task Force Football 2014 unter dem Vorsitz von Franz Beckenbauer ergänzte Blatter: „Vielleicht können sie eine Lösung finden, vielleicht nicht heute, aber in der Zukunft.“ Nach einer 20-minütigen Sitzungspause betonte er allerdings, dass seine Worte nicht missverstanden werden sollten. „Ich habe nie gesagt, dass wir das Elfmeterschießen abschaffen sollten“, erklärte Blatter.
Ansonsten verlief der Kongress harmonisch und ohne jeglichen Diskussionsbeitrag – im Gegensatz zur letztjährigen Zusammenkunft. Damals war die Fifa nach Bestechungsvorwürfen gegen die Exekutivkomitee-Mitglieder Mohamed bin Hammam und Jack Warner sowie den Korruptionsanschuldigungen bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar in die schlimmste Krise ihrer Geschichte geschlittert war. Zwei vermeintlich kontroverse Anträge wurden nun sogar kurzfristig zurückgezogen. „Wir sind einig in unserem Bestreben, vorwärtszukommen“, meinte Blatter. (dpa/abendblatt.de)