Beim Derby in Klein Flottbek stehen 21 Springwettbewerbe und elf Dressurprüfungen an. Aktive reisen mit mehr als 500 Pferden an.
Hamburg. Reitersleute sind von jeher Optimisten: Die Ausrichter des Deutschen Springderbys kündigten am Dienstag an, in den kommenden Tagen über Sponsoren gratis Sonnencreme an die Besucher verteilen zu lassen. Bei neun Grad und Dauerregen hatten Arbeiter derweil alle Hände voll zu tun, den weltberühmten Klein Flottbeker Parcours in Topzustand zu versetzen.
Unabhängig vom Wetter soll ein idealer Rahmen geschaffen werden für vier hochkarätige Reitertage. Aktive aus 36 Nationen reisen mit mehr als 500 Pferden an und garantieren internationales Flair. Während das Eröffnungsspringen am Mittwoch um 15 Uhr noch inoffiziellen Charakter hat, geht es am Himmelfahrtstag mit der 1. Qualifikation um 9.10 Uhr richtig früh los.
"Das Adrenalin steigt stündlich", sagte Turnierchef Volker Wulff. Insgesamt stehen bis Sonntag 21 Springwettbewerbe und elf Dressurprüfungen auf dem Programm. Drei Monate vor den Olympischen Sommerspielen ist Hamburg ein Meilenstein auf dem Weg nach London. Auch wenn sich auf dem Dressursand Aktive aus 16 Nationen präsentieren, fehlen im zum zweiten Mal international ausgeschriebenen Dressurderby leider die ganz großen Namen. Insgesamt 20 000 Euro Preisgeld im Finale reichen offensichtlich nicht, die Granden des Sports anzulocken.
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Ganz anders sieht das bei den Springreitern aus: Neun der zehn Weltbesten haben fest zugesagt. "Das ist einzigartig", sagte Wulff. Zur Elite zählen der schwedische Europameister und Olympiazweite Rolf-Göran Bengtsson, Bronzemedaillengewinner Nick Skelton aus Großbritannien sowie Laura Kraut aus den USA, mit ihrer Equipe Olympiasiegerin 2008 in Hongkong. Der Ire Denis Lynch will trotz eines Zusammenstoßes mit einer Schubkarre und einer schmerzhaften Verletzung unbedingt an den Absprung gehen.
Das Teilnehmerfeld in der mit 285 000 Euro dotierten Global Champions Tour am Sonnabend ist auf 50 Starter limitiert. Triumphator in diesem Großen Preis von Hamburg mit zwei Umläufen und Stechen war im Vorjahr der bei Itzehoe lebende Schwede Bengtsson. Auch diesmal darf sich der Sieger außer auf einen Scheck über ein Mercedes-Cabrio als Sonderpreis freuen.
Von Lorbeer, Auto und insgesamt 600 000 Euro Preisgeld angelockt, hinzu kommen 150 000 Euro Besitzer- und Züchterprämien, hat sich die Global Champions Tour zu einem Magneten für Hamburg entwickelt. Umso bedeutsamer, dass Derbymacher Volker Wulff am Dienstag gute Kunde parat hatte: Der in diesem Jahr auslaufende Vertrag mit der Weltklassetour soll um fünf Jahre verlängert werden.
Bei somit auch künftig garantierter internationaler Klasse wird das Herz des Publikums umso intensiver für die Lokalmatadoren schlagen. Zum Beispiel für Carsten-Otto Nagel aus Wedel, der das Blaue Band 2010 auf Lex Lugar im Stechen gewann. Oder für die 31 Jahre alte Hamburgerin Janne Friederike Meyer mit Wohnsitz in Schenefeld.
Nachdem die couragierte Amazone vor sieben Jahren mit ihrem Schimmel Callistro am Großen Wall schwer gestürzt war und sich eine Gehirnerschütterung und Prellungen zugezogen hatte, will Meyer den schwierigsten Parcours der Welt nun doch noch einmal ins Visier nehmen und zumindest die erste und auch zweite Qualifikation mit ihrem Holsteiner Hengst Büttner's Catcher bewältigen.
Das neunjährige Pferd habe einen "guten Charakter", sagt Meyer, er sei "ein Tier, dem ich sehr vertraue". Ob es allerdings für das Finale am Sonntag reicht, darüber will Meyer nicht spekulieren. "Den Sturz von 2005 habe ich natürlich noch im Hinterkopf", sagt sie, "mal sehen, wie es läuft."
Auf den Derby-Parcours hat sie sich dieses Mal heimlich vorbereitet, alle Sprünge auf kleiner Höhe einstudiert. "Ich wollte keinen zusätzlichen Druck aufbauen, habe aber gemerkt, dass Büttner's Catcher die Übersicht, das Vermögen und den Mut hat, die Klippen zu meistern", so die Springreiterin, deren besonderes Augenmerk jedoch den Auftritten ihres Wallachs Cellagon Lambrasco gilt. Der Holsteiner soll beim Mercedes-Benz-Championat und in der Global Champions Tour vor allem auch im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele eine gute Figur machen. "Wir sind zwar noch nicht in Topform, müssen uns hier im Hinblick auf London allerdings beweisen", sagt die Weltmeisterin. Wer mit nach London reisen darf, entscheidet Bundestrainer Otto Becker erst im Juli.
PS: Die Wettervorhersage für Sonntag verheißt 22 Grad und zehn Sonnenstunden. Dann käme die kostenlos verteilte Sonnencreme doch noch gut an.