Für “König Otto“ und Hertha BSC geht es am Dienstag in die letzte Runde. Schafft Hertha im Rückspiel der Relegation noch das “Wunder von Düsseldorf“? Rehhagel holt den Rechenschieber raus.

Düsseldorf. „König Otto“ gab den Oberlehrer. Vor dem schicksalhaften Relegationsrückspiel bei Fortuna Düsseldorf warnte Trainer Otto Rehhagel von Hertha BSC seine Spieler eindringlich vor der Gefahr bei Standardsituationen - und holte seinen Rechenschieber raus. „Ich habe ihnen gesagt, sie sollen ihren Verstand einsetzen“, sagte der 73-Jährige vor dem Finale furioso am Dienstag (20.30 Uhr/ARD, Sky und im Liveticker auf abendblatt.de): „Aus der Schule wissen wir: Zwei plus zwei ist vier und eins ist fünf. Und drei sind acht. Und wenn Du träumst, bekommst Du eine schlechte Note.“

+++ Rehhagel: "Nach dem Spiel ist es für mich zu Ende" +++

Ob die Fortuna nach dem 2:1-Sieg im Hinspiel betont defensiv agieren oder wie im ersten Duell frech nach vorne spielen wird, konnte Rehhagel seinen Spielern nicht sagen. Seine Mannschaft müsse im richtigen Moment das Richtige tun. „Wir dürfen uns vor allem in der zweiten Halbzeit keinen Fehler erlauben und müssen alles richtig machen“, mahnte Rehhagel vor seinem letzten Spiel als Hertha-Coach.

Für Manager Michael Preetz hatte die Hinspiel-Pleite auch etwas Gutes. „Der Druck liegt nicht mehr bei uns. Jetzt müssen sich Düsseldorfs Spieler Gedanken machen“, sagte der gebürtige Düsseldorfer, der den Klassenerhalt noch nicht abgeschrieben hat. „Wir wissen, dass wir in der Vergangenheit auswärts oft stärker waren als zu Hause.“

Mit achtzehn Spielern tritt die Hertha die vielleicht letzte Bundesliga-Reise für lange Zeit an. Der frühere Bayern-Profi Andreas Ottl gehört wegen Formschwäche wieder nicht dem Kader an. Über den Einsatz von Christian Lell (Fußprellung) soll kurzfristig entschieden werden. Rehhagel setzt vor allem auf die Südamerika-Fraktion: „Wir hoffen, dass Raffael seine Kunst zeigt und ein Tor schießt. Vielleicht auch Adrian Ramos.“ Pierre-Michel Lasogga fällt nach einem Kreuzbandriss im Knie wieder aus und wird am Dienstag operiert.

Preetz machte zuletzt im eigenen Lager einen Mentalitätswandel aus. Die Stimmung sei gekippt von „zunächst sehr niedergeschlagen“ in „sehr kämpferisch“ und „fokussiert“. Mit dem kämpferischen Einsatz übertrieben es jedoch zwei Herthaner: Lell und Änis Ben-Hatira lieferten sich im Training eine Rauferei, die Ben-Hatira mit einer Kopfnuss beendete. „Gift gehört im Training dazu. Wir brauchen mehr davon, erst recht in unserer Situation“, sagte Lell im Kicker. Rehhagel musste schlichten: „Nachher haben sich die Jungs wieder vertragen.“

Der scheidende Coach Rehhagel reagierte indes mit Unverständnis auf Vorwürfe, ihm persönlich sei das Schicksal der Hertha gleichgültig. „Das ist Papperlapapp“, sagte „König Otto“ dem RBB in der so genannten Urlaubs-Debatte. „Ich war zweieinhalb Monate nicht mehr zu Hause und stand hier Tag und Nacht zur Verfügung“, erklärte der Trainer.

Rehhagel hatte mit seinen Aussagen nach dem ersten Duell am Donnerstag zunächst für Wirbel gesorgt. Auf die Frage, inwieweit ein Abstieg der „Alten Dame“ ihn persönlich belasten würde, hatte der 73-Jährige etwas lapidar gesagt: „Wenn es am Dienstag zu Ende ist, dann fahre ich in den Urlaub.“ Das Echo überraschte den weitgereisten Coach: „In Berlin interessiert doch niemanden, wann Otto Rehagel in den Urlaub fährt.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Fortuna Düsseldorf: Ratajczak – Levels, Lukimya, Langeneke, van den Bergh – Bodzek, Fink – Beister, Ilsø, Lambertz – Bröker

Hertha BSC: Kraft – Lell, Hubnik, Janker, Holland – Niemeyer, Kobiaschwili – Ebert, Raffael, Ben-Hatira – Ramos

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)