Nach der verpassten Meisterschaft von Fenerbahce spielten sich in Istanbul chaotische Szenen ab. Trainer Daum wurde von der Polizei eskortiert.

Istanbul. Trauer, Ohnmacht, Wut: Als Trainer Christoph Daum mit Fenerbahce Istanbul den Meistertitel in der Süper Lig verspielt hatte, kochten die Emotionen über. Noch auf dem Platz musste der türkische Fußball-Nationalspieler Emre nach einem Schwächeanfall medizinisch versorgt werden. Um das Stadion sowie in der Hauptstadt musste die Polizei randalierende Anhänger zum Teil mit Wasserwerfern in Schach halten.

Nach der verpassten Meisterschaft von Fener spielten sich in Istanbul chaotische Szenen ab. Daum wurde zwei Stunden nach dem Schlusspfiff mit einer Polizei-Eskorte aus dem Stadion gebracht und vor aufgebrachten Fans geschützt. Die Trennung des 56-Jährigen, der bei Fener eigentlich noch einen Vertrag bis 2012 hat, gilt nach der schweren Enttäuschung als beschlossene Sache.

DEUTSCHE TRAINER IN DER TÜRKEI

Daum selbst war zu keiner Stellungnahme bereit. Direkt nach dem Spiel hatten aufgebrachte Anhänger den Presseraum gestürmt, die geplante Pressekonferenz wurde abgesagt. Zudem forderten 6000 Fans vor dem Klubgelände von Fener lautstark die Ablösung von Daum und Präsident Aziz Yildirim.

Dabei hatten die Spieler und Fans schon gefeiert, nachdem Stadionsprecher Hakan Bingöl in der Nachspielzeit den vermeintlichen Ausgleich von Besiktas bei Bursaspor vermeldet hatte. Fener wähnte sich für sechs Minuten als Meister, die Fans drangen auf das Spielfeld, um zu feiern. Es waren Szenen, die an Schalke 04 im Titelkampf der Bundesliga 2001 erinnerten.

Doch die Ansage des Stadionsprechers entpuppte sich als "Falschmeldung". Bursaspor zog im Fernduell durch ein 2:1 noch an Fenerbahce vorbei. Während Bursa seine ersten Meisterschaft feierte, stand Fener nach dem 1:1 gegen Trabzonspor wie schon zehn Tage zuvor im Pokal-Endspiel mit leeren Händen da.

Danach entlud sich die ganze Enttäuschung der Fener-Fans. Das Stadion wurde verwüstet. Ein Teil des Stadion-Daches wurde durch gelegte Brandsätze beschädigt. Der Klub beziffert den Schaden auf 10 Millionen Euro. Weil die Feuerwehr ausrücken musste, wurde auch der Rasen in Mitleidenschaft gezogen und muss neu verlegt werden.

"Skandal und historische Peinlichkeit", titelte die türkische Tageszeitung Fanatik nach den Vorkommnissen. Für Hürriyet hat sich Fener durch die verpasste Meisterschaft "zur Lachnummer eins in der Türkei" gemacht. Die Zeitung Star sprach von einer "Nacht der Schande".

Yildirim droht unterdessen noch ein rechtliches Nachspiel. Der Fener-Präsident soll den Stadionsprecher mit Tritten und Schlägen traktiert haben.