Amateurfußball: NTSV-Coach schlägt Großkopf vor. Billstedt taktiert, Egenbüttel schwächelt, Vicky freut sich auf Gäste

Billstedter Geheimniskrämerei. Für Verblüffung sorgte Hansa-Landesligist SC V/W Billstedt in seinem Nachholspiel gegen den SC Sperber (1:1). Die anwesende Journalistenschar erhielt die Aufstellungen der beiden Mannschaften von den Billstedter Stadionsprechern erst mit dem Anpfiff. Mit der Begründung, das Trainerduo Alexander Schäfke und Andreas Heeschen hätte diese Anweisung erteilt, damit der Gegner nicht vorher von fremden Personen über die Elf der Gastgeber in Kenntnis gesetzt würde. Schäfke und Heeschen, eigentlich nicht als misstrauische Zeitgenossen bekannt, staunten nach dem Abpfiff ob der Klagen der schreibenden Zunft nicht schlecht. Schäfke: "Ich weiß davon nichts." Heeschen: "Ich auch nicht. So eine Anweisung ist von uns nie erteilt worden. Es ist Sache des Vereins, dieses Vorgehen wieder zu ändern."

Morena als Zehner. Zum ersten Mal seit seinem zweiten Ermüdungsbruch im linken Fuß, zugezogen beim 0:2 in Dortmund am 19. Februar, spielte St. Paulis Fabio Morena wieder 90 Minuten durch. Beim 4:0 des FC St. Pauli II gegen den Niendorfer TSV in der Oberliga machte der "Capitano" ein starkes Spiel - und zeigte sich trotz gewohnter Position in der Innenverteidigung sehr offensivhungrig. Das 1:0 durch Deran Toksöz (9.) leitete Morena mit einem mustergültigen Spielmacherpass aus der Tiefe ein, das 2:0 markierte er auf Flanke von Marcel Meyer (31.) per Kopf gleich selbst. "Das ist ja in dieser Liga wohl das Mindeste, dass ich auch was nach vorne mache", scherzte Morena gut gelaunt nach der Partie. "Ich bin seit drei Wochen im Mannschaftstraining und fühle mich super, habe am Mittwoch in Meiendorf schon 60 Minuten bei der Zweiten mitgespielt. Hoffentlich kann ich bald wieder oben angreifen." Geht es übrigens nach Niendorfs Trainer Andreas Laas, dann könnte Morena dies bald wieder unter Großkopf tun. Laas: "Der FC St. Pauli II spielt so einen tollen Fußball. Vielleicht sollte sich der Verein mal in den eigenen Reihen nach einem Nachfolger für Holger Stanislawski umschauen." Großkopf: "Klar habe ich Ziele, aber wir sollten die Kirche wirklich im Dorf lassen."

Ein neues Wandsetal. Marco Krausz, Trainer des Hansa-Landesligisten TSV Wandsetal, machte nach dem erlösenden 2:0 gegen den MSV Hamburg aus seinem Herzen keine Mördergrube. Krausz: "Ganz ehrlich: So schwer habe ich mir die Mission hier nicht vorgestellt." Daher plant Krausz auch schon fleißig für die neue Saison. "Mit Lukas Sterczyk, Philipp Koschnick und Stefan Wehrheim haben wir drei neue Eckpfeiler und werden mit ihnen ein anderes Bild abgeben", sagte der Coach.

Bei der Suche nach weiterer Verstärkung hilft Krausz übrigens kein Geld. Stattdessen ist seine Überzeugungsarbeit gefragt. "Wir bieten ein gutes Gesamtpaket mit einem schönen Stadion, Freitagsspielen und vielen Menschen, die mit Herzblut im Verein dabei sind." Krausz möchte beim TSV etwas Neues aufbauen und wirbt mit seinem Beispiel: "Ich bin damals vom HSV zum Landesligisten Meiendorf gegangen, um dort etwas aufzubauen. Das hat durchaus seinen Reiz."

Neuer Untermieter. Zwei Jahre nach dem unglücklichen Gastspiel von Altona 93 an der Hoheluft erhält Oberligist SC Victoria zur neuen Spielzeit vermutlich einen neuen Untermieter. Beim wahrscheinlichen Aufstieg des FC St. Pauli II wollen die Braun-Weißen es Altona gleichtun und die Saison in der Regionalliga Nord an der Hoheluft in Angriff nehmen. "Noch ist nichts verbindlich. Aber es hat bereits Gespräche zwischen beiden Vereinen gegeben", bestätigte Victorias sportlicher Berater Horst Kracht.

Hermann Klauck, Liga-Obmann der St. Paulianer, zeigte sich optimistisch: "Es läuft darauf hinaus, dass wir den Großteil unserer Partien im Falle des Aufstiegs bei Vicky austragen werden - mit Ausnahme der Sicherheitsspiele, die am Millerntor stattfinden müssten." Beim Aufstieg vor zwei Jahren hatte es unter den Fans des FC St. Pauli II eine rege Debatte gegeben, da viele Anhänger beim Umzug ans Millerntor echtes Amateurfußball-Flair vermissten.

Doppeltes Vorbild. Gleich in zweifacher Hinsicht hat sich Marc Kemo Kranich vom Oberligisten Wedeler TSV seinen Trainer Berkan Algan zum Vorbild genommen. Dieser erklärte zuletzt im Wochentakt, Kranich könne Profi werden und solle einen Wechsel in höhere Gefilde in Betracht ziehen. Nun wechselt Kranich zur neuen Saison zu Nord-Regionalligist Hannover 96 II, wird dort von Andreas Bergmann (früher St. Pauli) trainiert werden. Beim Spiel der Wedeler in Schnelsen (3:3) allerdings, bei dem Kranich wieder traf, forderte der Jungstürmer in der Nachspielzeit ebenso wie Spielertrainer Berkan Algan vehement einen Elfmeter. Konsequenz: Chef Algan und Supertalent Kranich mussten beide mit Gelb-Roter Karte duschen gehen.

Die tapferen zehn. Mit Argusaugen von der Konkurrenz beobachtet wird Hammonia-Landesligist SC Egenbüttel. Die Liga wittert Wettbewerbsverzerrung, nachdem der SCE aufgrund von Verletzungssorgen beim 0:3 in Elmshorn nur mit zehn Mann antrat. Trainer Holger Podein: "Wir haben zwölf Langzeitverletzte, dafür können wir nichts. Die Jungs waren tapfer, haben sich super verkauft. Das bestätigten mir sogar Elmshorner Fans. Mehr als alles geben können wir nicht."