Bargteheide. Sämtliche Jugend- und Damenteams unterstützen Handballerinnen der „Tigers“ im Schleswig-Holstein-Liga-Topspiel.

Laut war es schon die ganze Zeit, in den letzten Sekunden des Spiels aber war es lauter: Die fast 200 Zuschauenden in der DBS-Halle gaben noch mal alles, klatschten und trommelten, während sich die Ersatzbank des TSV Bargteheide durchbog: Dort waren einige der Handballerinnen auf die Sitzfläche gestiegen und feierten mit.

Das 32:28 (17:16) des besten weiblichen Handballteams Stormarns gegen den SV Sülfeld war mehr als ein Derby und mehr als ein Spitzenspiel der Schleswig-Holstein-Liga. Für die Handballabteilung des TSV Bargteheide, deren Teams sich seit dieser Saison „Tigers“ nennen, war es ein Festtag. Sämtliche Jugend- und Damenteams waren in die Halle gekommen, um das Aushängeschild in dem richtungsweisenden Spiel zu unterstützen – und um anschließend in der neuen, einheitlichen Kluft für ein großes Gruppenfoto zu posieren.

„Man spürt die Zusammengehörigkeit“, schwärmte Bargteheides beste Torschützin Sina Eichholz (acht Treffer) nach der Schlusssirene. „Es war einfach fantastisch, dass uns so viele spielen sehen wollen. Klar ist es aufregend, aber man weiß einfach, dass sie hinter einem stehen, auch wenn man mal einen Fehler macht.“

Zuschauer beflügeln Stormarnerinnen gegen den bisherigen Tabellenführer

Tatsächlich war von Beginn an offensichtlich, wie das junge Team in der richtungsweisenden Partie gegen den bisherigen Tabellenführer von der Kulisse keineswegs eingeschüchtert, sondern beflügelt wurde. Nach gut vier Minuten stand es schon 4:1. Immer wieder überrumpelten die Tigers die viel erfahreneren Gegnerinnen mit ihrem Tempo.

Nach zehn Minuten lag Bargteheide sogar schon mit 9:4 vorn – angetrieben von der besonders in der Anfangsphase überragenden Eichholz, die innerhalb von fünf Minuten fünfmal traf. Dabei halfen ihr wohl auch die umfassenden Gegner-Kenntnisse: „Für mich persönlich war es ganz toll, weil ich aus Sülfeld komme, alle Spielerinnen kenne“, sagte die frühere Jugendspielerin des SVS, die seit nunmehr über zehn Jahren in Bargteheide spielt.

In der zweiten Halbzeit setzen sich die Bargteheiderinnen auf bis zu acht Tore ab

Das Schützenfest ging weiter, bis Sülfeld sein Offensivspiel umstellte und nicht mehr die vom TSV völlig abgemeldeten Hauptschützinnen suchte, sondern Lücken für die Kreisläuferin schuf. „Dafür haben wir in der ersten Halbzeit keine Lösung gefunden“, analysierte Trainer Andreas Frank später. Das Resultat: Sülfeld kam heran, traf zwischenzeitlich zweimal zum Ausgleich und lag zur Pause nur mit einem Tor zurück.

Die Halbzeitbesprechung kam gerade recht. Stabilisiert durch ein paar Veränderungen legte der TSV im zweiten Durchgang los wie im ersten. In den ersten acht Minuten ließ die verbesserte Defensive mit ihren beiden gut aufgelegten Torhüterinnen Antonia Möllers und Louisa Jennrich lediglich ein Gegentor zu. Vorn blühten Saskia Sankowski und Sina Hallmann auf, kamen am Ende jeweils auf sieben Treffer.

Trainer Frank begeistert von „Megastimmung“

So führten die Gastgeberinnen rasch wieder mit fünf Toren (38. Minute) und sechs Toren Vorsprung (43.), der Sieg geriet nie mehr in Gefahr. Fans und Spielerinnen konnten sich frühzeitig aufs Feiern konzentrieren.

Das beeindruckte auch Trainer Frank, der die „Megastimmung“, ja schon im Vorhinein angekündigt hatte. „Das lieben wir“, sagte er. „Manchmal hatten wir schon die Chance, vor einer großen Kulisse zu spielen. Diesmal war es besonders voll, das hat uns zusätzlich motiviert.“ Rein sportlich war der Heimsieg nicht nur tabellarisch besonders wichtig, sondern auch als Entwicklungsschritt. Nach den langen Sommerferien war das Team mit ungewohnten Problemen in die Vorbereitung und in die Saison (zwei Auswärtsniederlagen) gestartet.

„Wir haben in der Woche nochmal Fehlersuche betrieben, die Mädels haben auch unter sich lange gesprochen. Das war genau das Richtige“, sagte Frank. „Wir Trainer haben eingefordert, dass wir uns die neue Situation bewusst machen. In der Schleswig-Holstein-Liga reicht es nicht mehr mit durchschnittlichen Leistungen. Hier sind Siege keine Selbstverständlichkeit, wir müssen um jede Sekunde und jeden Zentimeter kämpfen. Das hat das Team heute sehr gut umgesetzt.“

Am Sonnabend kommt schon der nächste schwere Gegner in die DBS-Halle

Von der Tabellenspitze trennen die Bargteheiderinnen nach wie vor nur zwei Minuspunkte – ebenso wie von Platz zehn. Der nächste starke Gegner – der Tabellenzweite SV Henstedt-Ulzburg II – kommt schon am nächsten Sonnabend in die DBS-Halle (11. November, 14.30 Uhr). Was ist möglich für die Tigers? „Vieles“, sagte Torjägerin Sina Eichholz. „Ich glaube, dass wir als Aufsteiger teilweise unterschätzt werden. Man kann von den oberen Plätzen sprechen, das ist auf jeden Fall unser Ansporn.“