Steinburg. Oberligafußballer müssen sich gegen Weiche Flensburg II mit enttäuschendem 1:1 begnügen.
Nach dem Heimspiel hatte Leon Tonder alle Hände voll zu tun. Erst sammelte der Mittelfeldmann des SV Eichede eine Eckfahne ein, dann klappte er mit der einen freien Hand das hintere Tor im Ernst-Wagener-Stadion zusammen. Woran er dabei dachte, war am ständigen Kopfschütteln zu erahnen: wohl eher an die beim enttäuschenden 1:1 (0:1) gegen Weiche Flensburg II eingebüßten Punkte als an seinen herrlichen Treffer zum Endstand.
„Heute hat es irgendwie an allen Ecken und Enden gehakt“, sagte der 21-Jährige, der in diesem Sommer mit dem TSV Sasel Hamburger Meister wurde und trotzdem zurück nach Eichede wechselte, wo er schon im Jugendbereich fünf Jahre kickte. „Wir haben nicht so richtig zu unserem Spiel gefunden, immer wieder leichte Fehlpässe gespielt. In der Halbzeitpause haben wir uns viel vorgenommen und das am Anfang gut umgesetzt, waren auch besser in den Zweikämpfen – aber so richtig haben wir den Schalter nicht umgelegt“, analysierte der Mann mit der Nummer 15.
Trainer: „Wir wollten gewinnen, aber so sind wir nicht aufgetreten“
Die Formulierung mit dem nur teilweise umgelegten Schalter nutzte auch Trainer Paul Kujawski, der nach der Partie einen genervten Eindruck machte: „Es ist lästig, immer wieder so ein Spiel zu haben. Wir hatten zwei Spiele mit richtig guten Abläufen und jetzt wieder eines, wo man hinterher denkt, man müsse wieder von vorn anfangen.“ Das Unentschieden habe sich die Mannschaft mindestens verdient. „Aber ein Unentschieden war heute nicht unser Anspruch. Wir wollten gewinnen, aber so sind wir nicht aufgetreten.“
Die ersten beiden Offensivaktionen kamen zwar von den Stormarnern, die Abschlüsse von Kay-Fabian Adam (13. Minute) und Yago Heider (20.) stellten aber keine Gefahr dar. Stattdessen nutzten die Gäste die erste ihrer wenigen Möglichkeiten. Der hochgewachsene Jonah Gieseler köpfte nach einem Eckball ungestört ein (27.). Ohne jegliche Offensivaktionen plätscherte der Rest der ersten Hälfte dahin. Seine beste Phase hatte der SV Eichede nach dem Wiederanpfiff. Heider verfehlte mit einem knackigen Flachschuss aus halbrechter Position das lange Eck nur knapp (52.). Zwei Minuten später versuchte es Evgenij Bieche von der anderen Seite, Flensburgs Keeper Jonas Wolz packte sicher zu. Die Belohnung für die nun entschlossener vorgetragenen Angriffe kam in der 58. Minute, Tonder schilderte sein Premierentor später so: „Ich habe gesehen, dass Niko Hasselbusch Platz hat, ich wollte ihn mit meinem Pass eigentlich schicken. Er wurde gedoppelt, dadurch hatte ich Raum und er hat mir perfekt aufgelegt. Dann habe ich den Ball mit Vollspann gut getroffen, das hat gepasst.“
Leon Tonder gelingt mit sattem Schuss aus 20 Metern der Ausgleich
Dass er ein großes Talent ist, hat der Ammersbeker, der in frühen Jahren beim SV Timmerhorn-Bünningstedt und dem SSC Hagen Ahrensburg ausgebildet wurde, längst unter Beweis gestellt. Nun ist Tonder mit dem satten Schuss aus 20 Metern auch das erste Tor in der Oberliga Schleswig-Holstein geglückt.
Lob kommt vom Trainer, Kritik auch: „Zwei Minuten vor dem Tor wollte ich ihn auswechseln“, verriet Kujawski. „Leon macht es seit Wochen gut. Heute war zu viel Schatten dabei, so wie bei allen anderen auch.“
Rätselhaft vor allem, dass der SVE den Schwung nach dem Ausgleich wieder ruckartig verlor, sich ähnlich wie im ersten Durchgang viele Unsauberkeiten leistete. Mehr als harmlose Distanzschüsse von Bieche (80.) und Meyer (87.) sprangen nicht mehr heraus.
Dass gleich drei unterschiedliche Eicheder versuchten, Elfmeter oder Freistöße zu schinden, darf wohl als Verzweiflung gewertet werden. Das souveräne Schiedsrichterinnen-Gespann um Anna-Lena Heidenreich fiel auf diese plumpen Versuche nicht herein.
Nach einigen guten Auftritten ist das Spiel wieder ein kleiner Rückschlag
Einige schwache Auftritte in der Liga und das Aus im Landespokal, dazwischen die guten Auftritte Mitte August und nun wieder ein kleiner Rückschlag: Wie ist es um die Stimmung bestellt bei dem Club, der mittelfristig die Rückkehr in die Regionalliga anstrebt? Der SV Eichede hat wie so oft ein junges, entwicklungsfähiges Team zusammengestellt. Leistungsschwankungen sind da völlig normal und dass Kujawski in der Lage ist, während der laufenden Spielzeit ein stabiles Team zu formen, hat er in der Vorsaison gezeigt. Geduld ist ein guter Ratgeber. Und doch liegt eine spürbare Lethargie über der Zuschauertribüne, die für Eicheder Verhältnisse abermals spärlich besetzt war. Das dürfte vor allem an der Tabellensituation liegen. Berechnet man den noch bevorstehenden Punktabzug mit ein, haben die Steinburger schon jetzt satte sieben Zähler Rückstand auf den Titelfavoriten PSV Neumünster sowie den TSB Flensburg. Vier Punkte beträgt die Lücke zum ewigen Rivalen SV Todesfelde. Es gilt dasselbe wie für Leon Tonder nach dem Flensburg-Spiel: noch viel zu tun.
SV Eichede: Gevert – Gelzer (81. Arndt), Reimers, Witt (81. Fischer), Pichelmann – Meyer, Tonder – Adam, Bieche (89. Krüger), Hasselbusch (81. Arnold) – Heider (81. Wahl)