Steinburg. Stormarner Oberligafußballer starten erfolgreich in die Saison. Rückkehrer Marco Schubring macht den Unterschied.
Da war er: dieser eine Moment, in dem sich herausragende Fußballspieler von guten unterscheiden. 90. Spielminute, Marc Pichelmann setzt sich über die rechte Außenbahn durch und legt den Ball in den Strafraum – wo Marco Schubring steht. Ballannahme, ein kurzer Blick nach oben, eiskalter Abschluss gegen die Laufrichtung des Torhüters. Es war der 2:1-Siegtreffer für den SV Eichede im Oberligaauftaktspiel gegen den Oldenburger SV.
„Das fühlt sich super an“, sagte Schubring, der erst zwölf Minuten zuvor eingewechselt worden war. „Dieser Sieg ist sehr wichtig für uns. Wir hatten nach dem Pokalaus etwas gutzumachen.“ Wegen eines Kreuzbandrisses hatte der Angreifer 17 Monate lang kein Punktspiel bestritten – bis zu diesem Sonntag.
SV Eichede: Marco Schubring erzielt emotionales Siegtor
Geladen von Glücksgefühlen wusste der 27-Jährige gar nicht, wohin mit all seiner Freude. Er riss sich das Trikot vom Leib und sprang mit einem Karatetritt gegen die Eckfahne. „Er ist im entscheidenden Moment dagewesen. Mich freut es tierisch für ihn“, sagte Trainer Paul Kujawski. Für den SV Eichede war es das glückliche Ende eines Spiels, das einer Gefühlsachterbahn glich.
Als Stadionsprecher David Fojer eine Stunde zuvor den Halbzeitstand verkündete, mussten sich die meisten der 208 Zuschauer im Ernst-Wagener-Stadion noch immer die Augen reiben. Mit 0:1 lagen die Stormarner zurück – obwohl sie teils hochkarätige Chancen hatten. „Es ist wie vergangene Saison“ und „Vor dem Tor sind wir echt nicht gut“ raunte es von den Zuschauerrängen.
Silas Meyer trifft die Latte, Leon Tonder den Innenpfosten
In Person von Morten Wahl und Kay Adam ließ der amtierende Vizemeister beste Gelegenheiten zur Führung ungenutzt. Stattdessen schlugen kurz vor der Pause die Gäste zu. Auf Vorlage von Freddy Kaps traf Andre Petersen mit einem präzisen Flachschuss (42.). „Wir hatten sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich gut im Griff. Taktisch war es ein guter Auftritt von uns“, haderte Kujawski mit dem Gegentreffer.
Die Stormarner hatten in der Folge aber auch Pech: Erst streifte ein wuchtiger Freistoß von Silas Meyer die Querlatte, dann zog Neuzugang Leon Tonder aus 16 Metern ab; während Mitspieler Wahl schon jubelte, klatschte der Ball an den Innenpfosten. „Wir müssen drei, vier Tore in der ersten Hälfte machen“, sagte Kujawski.
Neuzugang Christoph Barkmann hält einen Elfmeter
Nach Wiederanpfiff drängten die Steinburger weiter auf den Ausgleich – und konnten sich immerhin auch auf eine Stärke der vergangenen Saison verlassen. Nach einem Foul an Neuzugang Yago Heider trat Wahl vom Elfmeterpunkt an und verwandelte gewohnt sicher (50.). In der Vorsaison hatte der Mittelfeldspieler zehn seiner 13 Treffer per Elfmeter erzielt. Aus dem Spiel heraus tat sich der 23-Jährige aber weiterhin schwer. Frei vor Oldenburgs Schlussmann Niklas Baeskow setzte er den Ball am Tor vorbei.
Die fahrige Chancenverwertung der Stormarner hätte sich fast erneut gerächt. Bei einer Ecke brachte Tonder einen gegnerischen Spieler zu Fall, Schiedsrichter Jan-Christian Meyer zeigte abermals auf den Punkt (64.). Torwart Christopher Barkmann konnte den unplatzierten Strafstoß von Jan-Niclas Müller aber abwehren, Daniel Junge verfehlte im Nachsetzen aus wenigen Metern das Tor. „Chris macht das sensationell“, lobte der Trainer den 20 Jahre alten Neuzugang vom VfB Lübeck. Für die Partie hatte Barkmann den Vorzug vor Marcel Gevert erhalten, der aber die Nummer eins bleiben soll.
Schubring zurück auf dem Feld: „Er arbeitet hart an sich“
In den Schlussminuten wurde das Spiel immer zerfahrener. Beide Mannschaften gingen hart in die Zweikämpfe. Oldenburgs Lion Glosch sah binnen weniger Sekunden zweimal die gelbe Karte und musste die letzen 20 Minuten vom Seitenrand aus verfolgen. Durch das Stadion zogen auf einmal heftige Sturmböen, doch nach einer energischen Schlussoffensive sah es nicht mehr aus.
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Wenn aber Marco Schubring auf dem Platz steht, reicht oft ein einziger Moment. „Ich sehe mich selbst als Unterschiedsspieler. Das habe ich in der Vergangenheit bewiesen“, sagte der Siegtorschütze, der sich körperlich erst bei „30 bis 40 Prozent“ sieht. „Er arbeitet hart an sich und muss genauso weitermachen“, betonte Kujawski. „Wir waren williger und haben uns diesen Sieg verdient.“
Da die Stormarner wegen fehlender Schiedsrichter noch drei Punkte abgezogen bekommen, steht die Mannschaft offiziell erst bei null Zählern. Doch das war allen Beteiligten in diesem einen Moment in der 90. Minute egal.
SV Eichede: Barkmann – Pichelmann, Witt, Reimers, Fischer (66. Arndt) – Tonder, Meyer – Hasselbusch (80. Gelzer), Wahl (77. Schubring), Heider (63. Arnold) – Adam (90. Ehlers)