Reinbek. Im Sommer übernimmt der 38-Jährige das Traineramt. Er will eine Mischung aus Teamgeist und sportlichen Ambitionen finden.

Lange war es ruhig beim FC Voran Ohe, dann überschlugen sich kurz vor Weihnachten die Ereignisse. Erst gab die Fußballabteilung die für viele überraschende Trennung von Cheftrainer Rainer Seibert zum kommenden Sommer bekannt. Wenig später präsentierten die Verantwortlichen mit Matthias Wulff schon den Nachfolger.

Im Gespräche mit unserer Redaktion verrät "der Neue" einige Details. Zwischen der Kontaktaufnahme und der Einigung lag demnach nicht mal eine Woche. Die Chemie zwischen ihm und Ohes Abteilungsleiter Peter Bahr sowie Teammanager Daniel Schmitt habe sofort gestimmt. Sowohl in sportlichen Fragen als auch zwischenmenschlich, "so weit man das eben nach einigen Video-Telefonaten beurteilen kann".

Der Coach verspricht sich in Ohe das Beste aus zwei Welten

Der Landesligaclub war ohnehin überzeugt und an einer raschen Lösung interessiert. „Matthias Wulff war unser absoluter Wunschkandidat und stand von Anfang an ganz oben auf der Liste der potenziellen Übungsleiter“, betonten Bahr und Schmitt in einer Pressemitteilung. „Wir haben in unseren Gesprächen schnell gemerkt, dass wir genau auf einer Wellenlänge liegen. Matthias verkörpert neben seiner Erfahrung und einer gesunden Portion Ehrgeiz vor allem auch die sozialen Werte, die in unserem familiären Verein eine wichtige Rolle einnehmen.“

Was für Skeptiker nach einer gängigen Dorfclub-Floskel klingen mag, will Wulff ab Sommer mit Leben füllen. Das ist dem 38-Jährigen deutlich anzumerken, wenn er über Gründe für die Zusage spricht. "Für mich ist eine Mischung aus sportlichen Ambitionen gepaart mit großem Auge für Teamgeist, Geschlossenheit und familiäres Vereinsleben wichtig", sagt er. Diese beiden Parts halten sich in Ohe die Waage. Das ist etwas, für das ich auch stehe, worauf ich immer großen Stellenwert gelegt habe." Bei seinen vorigen Vereinen habe er mal die über allem stehende Kameradschaft geschätzt, woanders die ambitionierte Ausrichtung. In Ohe verspricht sich der Coach das Beste aus zwei Welten.

Erste und bislang einzige Trainerstation in der Hamburger Oberliga

Im Bergedorfer Umfeld ist Matthias Wulff als ehemaliger Spieler und Trainer längst ein Name, im Kreis Stormarn dagegen noch weitgehend unbekannt. Wer ist also der Mann, der den FC Voran Ohe modernisieren und sportlich auf die nächste Stufe heben soll?

Aufgewachsen in Hamburg-Bergedorf, spielte Wulff in der Jugend für umliegende Vereine, zuletzt für den SV Nettelnburg-Allermöhe. Als 17-Jähriger begann er seine Herren-Laufbahn beim SV Curslack-Neuengamme, mit dem er zwei Aufstiege feierte und jahrelang in der Oberliga spielte. Beim SV Altengamme füllte er neben seiner Spielertätigkeit bereits erste Funktionen aus, um zurück bei Curslack als spielender Co-Trainer seine aktive Laufbahn ausklingen zu lassen. Anschließend machte er als Co-Trainer weiter und trat im Sommer 2018 in die großen Fußstapfen des langjährigen Trainers Torsten Henke. Einmal wurde sein Vertrag verlängert, im Dezember 2019 war wegen einer mauen Punkteausbeute Schluss. "Das zweite Jahr war geprägt von vielen Unwägbarkeiten und Verletzungen, es war extrem, was wir dort erlebt haben", sagt Wulff heute. "Rückblickend sind wir mit einigen unterschiedlichen Vorstellungen da reingegangen."

In der ersten großen Fußballpause in seinem Leben reflektierte Wulff, der als Immobilienkaufmann arbeitet und mit Frau, Hund und zwei kleinen Kindern in Altengamme lebt, seine erste Cheftrainer-Station, schloss sich während der angenehmeren Phase der Pandemie einer Altherren-Mannschaft an und spürte schließlich wieder den Reiz, im Herrenbereich aktiv zu werden. Einige Monate dauerte es noch, dann kam die Anfrage aus Ohe, wohin er seinen langjährigen Wegbegleiter Marco Wyrwinski als Co-Trainer mitbringt.

19 Spieler haben schon zugesagt, doch ein Urgestein geht

Dort war nicht jeder Spieler glücklich über die angekündigte Trennung von Seibert. Dennoch hat ein Großteil des Kaders mittlerweile den Verbleib zugesichert. Bislang haben mit Mike Beldzik, Marco Braesen, Timo Bressel, Marcel Dieckmeyer, Maxim Gassmann, Daniel Gläser, Patrick Gordon, Niklas Hoffmann, Kenneth Kalek, Phil Krieter, Stanislaw Lenz, Philipp Lorenzen, Tom Müller, Marc Ohl, Fabian Reimers, Sören Salzbrunn, Munib Saqib, Luca Schulz und Daniel Walek 19 Spieler verlängert.

Ein echtes Urgestein hört dagegen auf, wie die Reinbeker bekanntgaben. Nach fast zwölf Jahren geht Phillip Lang, der als Außenverteidiger und Stürmer viele Partien der Reinbeker prägte. Nun nimmt er die Herausforderung der Herren-30-Bundesliga an – im Tennis. Ebenfalls bitter: Die Leistungsträger Jens Schenkenberg, Sebastian Kaufmann und Fabian Stritzke können den Aufwand aus beruflichen oder familiären Gründen nicht mehr leisten. Per sofort geht auch René Seibert, der sich auf seine beginnende Ausbildung bei der Polizei konzentrieren möchte. Außerdem verlässt Philipp Fischer den Club.