Oststeinbek. Marga Flader und ihr Verein Afghanistan-Schulen sammeln Spenden. Die Menschen in der Region hungern und frieren.
Auch zehn Wochen nach der Taliban-Machtergreifung ist die Lage der Menschen in Afghanistan dramatisch und wird immer dramatischer. „Jetzt wird es bitterkalt, die Temperaturen werden in der nächsten Woche einstellig“, sagt Marga Flader, Vorsitzende des Oststeinbeker Vereins Afghanistan-Schulen. „Es gibt aber kein Heizmaterial. Die Menschen haben ja nicht einmal Geld für Lebensmittel.“
Lage für Menschen nach Taliban-Machtergreifung dramatisch
Sie befürchtet Schlimmes. Auch wenn das Land medial wieder aus dem Fokus geraten ist – Flader hält täglich Kontakt zu Mitarbeitern in den Schulen und Ausbildungszentren des Vereins: „Die Versorgungslage ist dramatisch, die Wirtschaft zusammengebrochen, Tagelöhner bekommen keine Arbeit mehr, die Staatsangestellten in den Schulen warten seit Juli auf ihr Geld und die Lebensmittelpreise steigen weiter.“
Viele Menschen haben sich verschuldet, um zu überleben
Bereits im September hat der Oststeinbeker Verein auf die Hilferufe reagiert und eine große Summe, 68.200 Euro, als Soforthilfe in der Region Andkhoi im Nordwesten, die seit jeher zu den ärmsten zählt, ausgezahlt. 1664 Lehrer und Schulangestellte und deren oft große Familien haben davon profitiert. Jeder hat jeweils 4000 Afghani, etwa 40 Euro, erhalten. „Die Reaktionen waren sehr bewegend und die Menschen sehr dankbar, dass sie endlich Lebensmittel und Medikamente kaufen konnten“, berichtet die Oststeinbekerin.
Doch das Geld ist längst aufgebraucht. Viele haben sich verschuldet, um überhaupt zu überleben. „Uns ist klar, dass wir helfen müssen und wollen Ende November eine zweite Auszahlung leisten.“ Rund 90.000 Euro will der Verein zusammenbekommen und an die Lehrer, aber auch die Ärmsten in der Region Andkhoi, in der rund 400.000 Menschen leben, auszahlen. „So gern wir auch wollten, leider können wir nicht allen helfen und müssen deshalb die Verteilung vor Ort auch möglichst geheim organisieren“, sagt Marga Flader. Das Geld hat der Verein noch nicht zusammen. Spenden werden dringend benötigt. (Spendenkonto: Afghanistan-Schulen e.V., EthikBank, IBAN DE71 8309 4495 0103 0410 50, BIC: GENODEF1ETK).
Mädchen werden derzeit nur bis zur siebten Klasse unterrichtet
Einziger Hoffnungsschimmer: Die lokalen Taliban in Andkhoi haben erlaubt, dass auch ältere Mädchen ab Klasse sieben weiter zur Schule gehen und Frauen die Kurse im Ausbildungszentrum und in den drei Frauenzentren wieder besuchen dürfen. Allerdings hat die oberste Talibanführung in Kabul dem noch nicht zugestimmt.
Im Moment sind die Schulen der Klassen 1 bis 6 für alle Kinder geöffnet, während bis zur 12. Klasse nur die Jungen unterrichtet werden dürfen. „Erst wenn dieses Recht auch den Mädchen zugestanden wird, wollen wir unser Ausbildungszentrum für alle wieder öffnen“, sagt Flader. Auch die drei Frauenzentren des Vereins sind noch geschlossen. Hier konnten die Frauen Englisch-, Computer- und Nähkurse absolvieren. Doch stattdessen erreichen Flader jetzt wieder Fotos mit Teppich knüpfenden Frauen. „Das ist harte Arbeit und dürfte kaum etwas einbringen, weil der Teppichmarkt so gut wie zum Erliegen gekommen ist“, sagt Flader.