Hamburg/Steinburg. Mika Clausen schließt sich kommende Saison der U23 an. Auch HSV und Werder Bremen waren interessiert.

Am Montag drehte sich beim FC St. Pauli schon alles um das anstehende Pokalspiel gegen Borussia Dortmund – aber erst in den Mittagsstunden. Die erste Nachricht des Tages auf der Vereins-Homepage verkündete die Verpflichtung eines jungen Fußballers, der aktuell noch beim Stormarner Oberligaclub SV Eichede spielt. Um Punkt 10 Uhr hieß es auf der Internetseite: „Zur Saison 2022/2023: Mika Clausen schließt sich U23 an“.

Probetraining beim HSV und Werder Bremen

Wenige Minuten später veröffentlichte dann auch der SVE eine Meldung über die Pläne seines größten Talents. Clausens Entscheidung ist also gefallen. Nach monatelanger Findungsphase mit Probetrainings auch beim HSV und Werder Bremen hat sich der 19-Jährige entschlossen, im kommenden Sommer in das Nachwuchsleistungszentrum der Braun-Weißen zu wechseln.

Technischen Fähigkeiten und hohe Spielintelligenz haben überzeugt

Dort zeigte sich Ex-Profi Carsten Rothenbach, Sportlicher Leiter der U23, „glücklich, einen Spieler aus der Region so frühzeitig für uns gewonnen zu haben. Mika hat es bereits in seinem ersten Herrenjahr geschafft, unumstrittener Stammspieler bei seinem aktuellen Club SV Eichede zu werden. Seine technischen Fähigkeiten und seine hohe Spielintelligenz haben uns überzeugt, dass er sich im Rahmen unserer U23 nochmals weiterentwickeln kann.“

Der Mittelfeld-Allrounder wurde auf Anhieb zum Leistungsträger

Clausen war 2019 vom SV Nettelnburg-Allermöhe nach Eichede gewechselt, wo er zunächst im Jugendbereich spielte. Vergangenen Sommer wurde er in die Herren-Oberligamannschaft befördert und stieg direkt zum Leistungsträger auf. Der Mittelfeld-Allrounder stand in allen 13 Partien auf dem Platz, erzielte ein Tor und legte zwei Treffer direkt auf. Tatsächlich war er an wesentlich mehr Toren beteiligt und bewies auch defensive Qualitäten.

Früh wurden erste Scouts auf den Teenager aufmerksam und beobachteten ihn auf den kleinen Sportplätzen der Oberliga. St. Paulis U23-Trainer Joachim Philipkowski war unterem bei Eichedes letztem Spiel vor der Winterpause beim VfB Lübeck II (4:0) vor Ort.

Der 19-Jährige bezeichnet sich selbst als „kleinen St.-Pauli-Fan“

Dass sich der Kiezclub intensiv um das ja immer noch fast unbeschriebene Blatt bemühte, gab für Clausen letztlich den Ausschlag. „Die Gespräche waren wirklich sehr gut, sie haben mir gezeigt, dass ich etwas wert bin“, sagte er unserer Redaktion. „Es hat mir mehr als beim HSV und Werder Bremen gefallen, dass sie sich genau mit mir befasst und aufgezeigt haben, welche Pläne sie mit mir haben.“

Offenbar kann sich Clausen berechtigte Hoffnungen machen, auch in der Regionalliga Nord einen Stammplatz zu ergattern. Denn das Spielsystem der U23 mit einer „engen Raute“, also vier zentralen Mittelfeldspielern, passt perfekt für den Lockenkopf. „Sie spielen mit einem Zehner, zwei Achtern und einem Sechser. Diese Positionen kann ich alle spielen“, sagte er. Zudem sympathisiere er schon länger mit dem Stadtteilverein. „Ich war schon mehrmals im Stadion. Man kann sagen, dass ich ein kleiner St.-Pauli-Fan bin.“

Clausen steigt diese Woche wieder ins Mannschaftstraining ein

Zunächst wird Clausen noch die restliche Saison mit dem SVE bestreiten. Die Beschwerden, die von einer leichten Schambeinentzündung herrühren, klingen immer weiter ab. In dieser Woche will er wieder in das Mannschaftstraining einsteigen und pünktlich zum ersten Punktspiel Anfang März fit sein. Auch nach dem Wechsel zum FC St. Pauli, wo Clausen einen Vertrag über zwei Jahre unterschrieb, wird der Fußballer noch im Elternhaus in Börnsen (Kreis Herzogtum-Lauenburg) wohnen bleiben. Nebenbei möchte er ein Fernstudium in Sportmanagement aufnehmen. „Das ist natürlich ein Plan B, den ich hundertprozentig durchziehen möchte. Es kann ganz klar passieren, dass es mit dem Profifußball nicht klappt, durch Verletzungen oder aus anderen Gründen.“

So reif, wie sich Clausen gegenüber der Presse äußert, soll er sich auch während der Verhandlungen präsentiert haben. Das hatten in der Vergangenheit schon Vereinspräsident Olaf Gehrken und Trainer Denny Skwierczynski betont. Jetzt ergriff auch Clausens früherer Jugendtrainer Thomas Runge das Wort: „Wir gratulieren Mika sehr zu diesem Schritt. Er hat seine Qualitäten in allen Teams unter Beweis gestellt und sich stets weiterentwickelt. Vor allem aber ist er ein absolut vernünftiger Junge, der sich immer tadellos verhalten und besonders die letzten Wochen professionell gemeistert hat“, sagte Eichedes Ausbildungsleiter.

Sein Ziel mit dem SVE ist der Aufstieg in die Regionalliga

„Die Situation war komplett neu für mich“, schilderte Clausen unserer Redaktion die vergangenen Wochen und Monate mit zahlreichen Verhandlungen zwischen Proficlubs und seinem Berater, Probetrainings, Gesprächen mit dem SV Eichede und anderen Herausforderungen wie den zunehmenden Medienrummel um seine Person. „Es war auch sicher nicht immer leicht. Aber meine Familie und andere Menschen haben mich unterstützt, mir geholfen. Deshalb habe ich das ganz gut verkraftet.“

Der Shootingstar bedankte sich auch bei seinem Ausbildungsverein „für den professionellen Umgang mit den Anfragen“. Beim SVE habe er die Chance bekommen, sich in vielen Bereichen weiterzuentwickeln. „Ich hatte ein sehr schöne Zeit in der U19, in der ich sehr gut auf den Start in den Herrenbereich vorbereitet wurde. Ich konzentriere mich nun voll darauf, dass wir eine erfolgreiche Rückserie spielen.“

Clausens letztes großes Ziel mit den Stormarnern ist der Aufstieg in die Regionalliga Nord. Klappt das, könnte er auch kommende Saison einmal in Eichede auflaufen – dann aber im Trikot des FC St. Pauli.