Reinbek. Der Geschichts- und Museumsverein Reinbek entwickelt neue Formate, um die Stadthistorie vielen Menschen zugänglich zu machen.

Einen Schatz an Erinnerungen und reichem historischen Wissen birgt der Geschichts- und Museumsverein Reinbek. Die vielen Ausstellungen, die die Ehrenamtlichen in der Vergangenheit auf die Beine gestellt hatten, haben zuletzt nicht mehr so viel Anklang gefunden, wie erhofft. „Unsere Ausstellung über das Grundgesetz hatte nur noch einen Bruchteil der Besucher wie unsere ersten Präsentationen“, bedauert Gisela Manzel, erste Vorsitzende des Vereins mit etwa 90 Mitgliedern. Und auch die Treffen unter dem Motto „Weißt Du noch?“ hatten schon vor Corona keinen starken Zulauf mehr.

„Es ist an der Zeit, unsere ehrenamtliche Arbeit in eine neue Zeit zu bringen“, sagt ihr Sohn Frank Manzel, ihr Stellvertreter und pensionierter Bankkaufmann. Dafür hat der 60-Jährige ein Konzept mit neuen Formaten entwickelt. Die erste Säule ist ein digitales historisches Reinbek-Lexikon mit einer eigenen Website. Die 6000 Dokumente und Exponate sind alle gescannt.

Ein IT-Fachmann betreut das Projekt der Ehrenamtler aus Reinbek

Die Hobby-Historiker arbeiten aktuell daran, sie zu beschreiben und zu verschlagworten. „Das ist die schwierige Frage“, erläutert Frank Manzel: „Wonach und wie sucht ein potenzieller Interessent? Deshalb versuchen wir, die Verschlagwortung möglichst breit aufzustellen, um möglichst viele Fragen auffangen zu können.“

Ein von der Stadt Reinbek beauftragter IT-Fachmann betreut das Projekt der Ehrenamtler. Ende Mai, Anfang Juni habe man das Projekt begonnen. „Irgendwann im Sommer werden wir einen ersten Teil des digitalen Nachschlagewerks präsentieren können“, sagt der zweite Vorsitzende. „Und wie jedes Archiv, wird auch dieses digitale weiterwachsen. Für die Pflege dieser Website sowie auch für die der Reinbeker Geschichten suchen wir ständig neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter.“

Interessierte sollen Geschichte auch vor Ort nacherleben können

Das trifft ebenso auf das zweite Standbein des Zukunftskonzeptes zu: für die auf digitale Technik gestützten Formate, bei denen Interessierte Geschichte vor Ort nacherleben können. So bereiten die Ehrenamtlichen einen Spaziergang durch die Stadtgeschichte für das Frühjahr oder Sommer vor – soweit die Pandemie es erlaubt. Die Inhalte des Spaziergangs zwischen Schloss und Landhausplatz sind in Arbeit.

Für die Umsetzung haben die Ehrenamtlichen jedoch noch Wünsche, erzählt der Vize-Vorsitzende: „Unsere Teilnehmer sind meist in einem Alter, in dem das Gehör nicht unbedingt intakt ist, und für die Referenten ist es schwierig, sich mit der Stimme gegen den Verkehrslärm durchzusetzen“, erläutert Manzel. „Dafür bräuchten wir eine günstige, auf ein Handy-Netzwerk gestützte Technik.“ Er wäre glücklich, wenn sich versierte Menschen melden, die ehrenamtlich recherchieren könnten, wie man ein derartiges System technisch umsetzen könnte.

Digitale Schnitzeljagd als Angebot für Familien ist in Arbeit

Zwei weitere Vorhaben für diese zweite Säule sind ebenfalls in Vorbereitung: Eine digitale „Schnitzeljagd“, bei der beispielsweise Familien über Informationstafeln oder über QR-Codes vor Ort Informationen zur Geschichte finden, nacherleben oder sogar Aufgaben dazu lösen können.

Passend dazu können sich die Hobby-Historiker auch eine größere Fahrrad-Rundtour vorstellen. Wobei der Fokus nicht auf dem tagesaktuellen Geschehen, wie etwa bei den Rundfahrten mit Bürgermeister Björn Warmer oder der Wählergemeinschaft Forum21 liegt, sondern eben auf der Stadtgeschichte.

Visuelle Informationen sollen mit Hintergrundwissen vertieft werden

Der Sammel-Schwerpunkt des Vereins liegt dabei auf der Zeit von 1880 bis etwa 1950 in Reinbek. „Wir würden gern unseren Fokus noch erweitern, beispielsweise auf die 1950er- bis 1980er-Jahre“, erklärt Frank Manzel. Wobei es immer um die lokale Geschichte geht. „Wir möchten aber mehr sein als nur eine Bildertauschbörse“, unterstreicht er. „Die bloße Anschauung ist nicht das, was wir wollen. Vielmehr wollen wir die visuellen Informationen mit Hintergrundwissen vertiefen.“

Während der Verein seine aktuelle Homepage als seine Visitenkarte versteht, ähnele die Vereinsarbeit bildlich gesprochen einem Ladenlokal, in deren Schaufenstern nun die neuen Projekte ausliegen. Der Verein lädt alle Reinbekerinnen und Reinbeker ein, durch die Tür hineinzuspazieren, alles zu nutzen, anzufassen und mitzumachen, damit Reinbeks Geschichte zugänglich werde. „Wer sich für eine Aufgabe interessiert, muss kein Mitglied in unserem Verein werden“, betont Manzel. „Jeder und jede kann auch projektweise mitmachen.“

Verein sucht nach neuen Mitgliedern

Gisela Manzel sagt: „Wir vollziehen jetzt quasi den Generationswechsel.“ Die 81-Jährige hat den Verein 1989 gegründet. Sie weiß wie schwer es ist, Menschen zur Vereinsarbeit, besonders im Vorstand, zu bewegen und wäre glücklich, wenn die neuen Ideen unter den Mitgliedern Anklang finden und ihr Sohn vielleicht einmal ihre Nachfolge antreten könnte.

Während der Mitgliederversammlung am 30. April um 18.30 Uhr sind alle Anregungen willkommen. Interessierte können gern am ersten Mittwoch eines jeden Monats (10 bis 12 Uhr) im Museumskeller (Klosterbergenstraße 79) der Grundschule vorbeischauen.