Reinbek. Marlitt Quistorf will sich zurückziehen, sucht eine Nachfolge. Begeisterung für Natur und Kinderarbeit ist Bedingung.

Beim Spaziergang in Reinbek ist Marlitt Quistorf (51) nicht nur wegen ihrer Begleitung durch Hunde-Dame „Ida“ bei Kindern beliebt und bekannt. Mehrere Generationen naturverbundener Kinder in der Stadt hat sie begleitet. Und das nicht nur durch die Naturwerkstatt in Schulen und Kitas, die seit einem Jahr auch von der Stadt Reinbek gefördert wird.

Die BUND-Kindergruppe im Courvoisierhaus (C-Haus) ist schon weit länger – seit nunmehr 20 Jahren – eines ihrer Herzensprojekte. Doch irgendwann gehen auch der Mutter von drei Kindern die Ideen aus. Und wenn sie sieht, wie viel frischen Wind und Begeisterung junge Menschen, die die Gruppe im Rahmen ihres Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ) mitbetreuen, regelmäßig mitbringen, weiß sie, es ist Zeit, loszulassen. Ihr Wunsch ist es deshalb, eine Nachfolge zu finden, die die Gruppe mit genauso viel Elan vorantreibt wie sie und Christiane Sturm vor 20 Jahren.

Generationen bekannt durch ihre Arbeit in der BUND-Kindergruppe

Im C-Haus, das früher etliche Kinder- und Jugendgruppen sowie Initiativen beheimatete, hat sich in den Jahren einiges gewandelt. Früher hätten im Keller viele Musiker geprobt, die Funker und die Falkner seien sehr aktiv gewesen, und es gab sogar mal einen Jugendclub. Heute hätten die Jugendlichen aber durch Nachmittagsunterricht viel mehr um die Ohren, gefunkt werde schon lange nicht mehr und musiziert nur noch selten.

Die Kinder der ersten Stunde grüßen Marlitt Quistorf aber noch heute bei Begegnungen in der Stadt. Sie sind ebenso wie Quistorfs eigene Kinder, Linus (22) und Merle (20), die sie vor 20 Jahren mit in die Kindergruppe genommen hatte, aus dem C-Haus herausgewachsen.

Interesse an Natur und Umwelt ist größer denn je

Kinder- und Jugendgruppen kommen und gehen, aber die BUND-Kids sind geblieben. Und das Interesse ist größer denn je, weiß Marlitt Quistorf, die vor 22 Jahren nach Reinbek gezogen ist. „Ein Gutes hat diese Pandemie: Die Menschen besinnen sich wieder auf die Natur“, sagt sie. Vor einigen Jahren seien die Wälder der Stadt noch wesentlich leerer gewesen. Nun trifft sie beim Gassi gehen mit Golden Retriever „Ida“ stets auf junge Familien und Kinder, die dort Spiele spielen und kleine Verstecke aus Ästen und Blättern bauen.

Als engagierte BUNDlerin weiß Marlitt Quistorf, dass es in Sachen Umwelt- und Klimaschutz auf die jüngeren Generationen ankommt. Gerade deshalb sei die Kindergruppe im C-Haus auch so wichtig. Spielerisch lernen die Kinder den Umgang mit der Natur. In der gut ausgestatteten Werkstatt werden gemeinsam Vogelhäuschen gebaut, die dann im Garten Unterschlupf für die Tiere bieten.

In dem idyllischen Garten mit Insektenhotel, Hochbeet, Feuerstelle und selbst angelegtem Teich ist auch ein Steinofen zu finden. Frisches Brot aus selbst gemahlenen Körnern ist ebenso ein Höhepunkt für die Kinder wie ein gemeinsames Lagerfeuer, das Sammeln und Trocknen von Blättern und das Kerzenziehen im C-Haus. Wenn es etwas zum Anfassen, Riechen und Schmecken gibt, lernen die Kinder eben am besten.

Lehrer haben für Ausflüge in die Natur zu wenig Zeit

„Das ist auch wichtig zur Entlastung der Lehrer“, sagt Marlitt Quistorf. Stramme Lehrpläne würden ihnen Ausflüge in die Natur kaum möglich machen. „Für mich bedeutet es Glück, den Kindern die Freiheit zu schenken, auf Bäume zu klettern, im Garten zu butschern oder in der Werkstatt zu werkeln. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass Kinder den Bezug zur Natur nicht verlieren.“

Die studierte Diplom-Landschaftsplanerin und Natur- und Erlebnispädagogin hofft, einen verlässlichen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für die Leitung der BUND-Kindergruppe zu finden, die derzeit aufgrund von Corona nicht zusammenkommen kann. Wenn es im Frühjahr wieder losgehen könne, sollte der- oder diejenige dienstags von 16 bis 17.30 Uhr Zeit haben, mit den Kindern zusammenzuarbeiten.

Marlitt Quistorf steht anfangs mit Rat und Tat zur Seite

Bevor sie sich aus der Gruppe zurückzieht, stehe sie gern eine Zeit lang zur Seite. Außerdem wird die Gruppe seit Jahren durch junge FÖJler des BUND unterstützt. Für Arbeitsmaterialien erhält die BUND-Kindergruppe jährlich Mittel aus dem Etat für Jugendarbeit der Stadt. Damit der oder die künftige Betreuerin mehr als nur eine Aufwandsentschädigung erhalten kann, sind bereits Mittel bei Stiftungen wie der Umweltlotterie „Bingo!“ beantragt.

Marlitt Quistorf freut sich auf Gespräche mit Interessierten, zeigt gern die Räume im C-Haus oder bietet Schnuppermöglichkeiten. Erreichbar ist sie per Telefon unter 0171/288 46 01 oder per E-Mail an Marlitt.Quistorf@web.de.