Ahrensburg. Kandidatencheck: Die drei Bewerber für das Bürgermeisteramt in Ahrensburg beantworten jeden Tag eine Frage der Abendblatt-Redaktion.
Am 26. September soll in Ahrensburg ein neuer Bürgermeister gewählt werden. Jeden Tag stellen wir den drei Kandidaten Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert), Eckart Boege (SPD) und Christian Schubbert (Die Grünen) eine Frage. Heute: Wie wollen Sie in Ahrensburg den Klimaschutz voranbringen?
Eckart Boege (SPD)
Der Klimaschutz ist eine der wichtigsten und größten Aufgaben für die kommenden Jahre und Jahrzehnte. Das ist auch ein wesentlicher Antrieb für meine Kandidatur als Bürgermeister: Ahrensburg zu einem Vorbild zu machen, wie Natur- und Klimaschutz auf kommunaler Ebene wirksam, bezahlbar und sozial ausgewogen gestaltet werden kann.
Ein guter Anfang wäre gemacht, wenn bestehende Beschlüsse konsequent und zügig umgesetzt würden. Im Februar 2020 hatte ich einen Antrag eingebracht, der die Stadt dazu aufforderte, verschiedene Konzepte für mehr Fotovoltaikanlagen auf städtischen Dächern zu prüfen – unter anderem Bürgerenergieprojekte. Ein überzeugendes Ergebnis gibt es bis heute nicht, ein Zubau von Solaranlagen auf städtischen Dächern hat nicht stattgefunden.
Dabei brauchen wir gerade beim Klimaschutz konkrete Maßnahmen und Tempo bei der Umsetzung. Der konsequente Zubau von Solaranlagen – überall wo das sinnvoll möglich ist – ist ein erster Schritt. Bei Sanierung und Neubau von Gebäuden müssen wir auf höchste Energieeffizienz und ökologische Strom- und Wärmeerzeugung setzen – mit der Grundschule am Aalfang macht die Stadt einen guten Anfang.
Wir brauchen überzeugende Angebote für klimafreundliche Mobilität: also gut ausgebaute und sicher Radwege sowie einen dicht getakteten und emissionsfreien ÖPNV. Die Stadt muss beim Thema Klimaschutz eine Vorbildfunktion einnehmen, aber wir sollten auch darauf achten, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz bei der Entwicklung unserer Gewerbegebiete eine viel größere Rolle spielen. Ich arbeite seit zwölf Jahren in der Energiewirtschaft und habe von Anfang an mit Energiewende-Themen zu tun gehabt. Als Führungskraft bei einem Grünstromversorger für Geschäftskunden weiß ich, was alles möglich ist, wenn man will – und wie eine schnelle Umsetzung gelingt.
Thomas Schreitmüller (von der CDU nominiert)
Mir ist eine nachhaltige Entwicklung der Stadt Ahrensburg wichtig. Wir dürfen nicht länger auf Kosten von zukünftigen Generationen leben. Klimaschutz ist Teil der ökologischen Ausrichtung der Stadt. Das Klimaschutzkonzept der Stadt aus 2015 ist daher zu einem Klima-Aktionsplan gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern fortzuschreiben.
Dabei sind auch soziale und finanzielle Belange zu berücksichtigen. Ein solches Konzept hat auch die Vorbildwirkung der Stadt zu beinhalten. Ich werde prüfen, ob städtische Grundstücke geeignet sind, aufgeforstet zu werden, um mehr CO² zu speichern oder um als „Bienenwiesen“ insektenfreundlich gestaltet zu werden. Ausgleichsmaßnahmen bei Flächenversiegelungen sollen im Stadtgebiet umgesetzt werden.
Eine Stadt ist Vorbild für die Bürgerinnen und Bürger. Zum Beispiel bei der Fahrzeugflotte. In der Gemeinde Barsbüttel haben wir sehr frühzeitig Elektrofahrzeuge und Lastenräder für den Bauhof genutzt. Wir haben geprüft, welche Dächer mit Solaranlagen ausgestattet werden können und wir arbeiten derzeit an Zielen für eine nachhaltige Entwicklung. Die Hälfte des Energieverbrauchs entfällt in Deutschland für den Wärmesektor. Ich werde eine Wärmeplanung anstoßen. Ein Wärmeplan dient als Grundlage für aktuelle und zukünftige Maßnahmen im Bereich der Energieeinsparung. Dies kann unter anderem durch die Sanierung von Gebäuden und die Nutzung von erneuerbarer Energie erfolgen. Wärmeerzeugung und Verbrauch werden unter ökologischen Gesichtspunkten kombiniert. Und Wärmeenergie, die eingespart wird, muss auch nicht bezahlt werden.
Zum Klimaschutz gehört auch die Verkehrswende. Also mehr Strecken zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für eine enge Taktung des ÖPNV und flexible Angebotsformen werde ich mich einsetzen. Radwege sind bedarfsgerecht auszubauen.
Christian Schubbert (Die Grünen)
Klimaschutz ist für Ahrensburg eines der Themenfelder, auf die das Handeln der Ahrensburger Verwaltung ausgerichtet werden muss. Für mich muss die Verwaltung als Erstes Vorbild für den Klimaschutz werden und vorangehen. Das ist für mich ein wichtiges Ziel.
Kleinere Erfolge im Bildungsausschuss, dem ich vorsitzen darf, gibt es schon: das erste Gründach auf der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule oder den Beschluss „Vorrang für den Klimaschutz“, der in der Verwaltung zu einem Umdenken bei Bauvorhaben geführt hat. So wird der Anbau der Aalfangschule mit Gründach, Fotovoltaik, Solarthermie und einem KW-40-Standard gebaut.
Diese Investitionen sind zwar teurer als konventionelle Bauweisen, aber sie verringern die laufenden Kosten in der Zukunft. Es ist somit nicht nur eine Investition ins Klima, sondern auch eine Investition für weniger laufende Folgekosten – eine Win-win-Situation. Hinzu kommt die Förderung von Fahrradverkehr, Ioki und ÖPNV. Es muss ein Angebot geschaffen werden, damit es leichter fällt, nicht ins Auto zu steigen.
Ahrensburg muss aber schneller werden bei seinen Klimazielen. Dazu müssen in der Verwaltung Prozesse eingeleitet werden, die zeigen, wo wir stehen und was die besten Handlungsfelder sind. Wir haben alle gesehen, was über Nacht passieren kann: Starkregen hat die blühende Landschaft an der Ahr vernichtet. Wir müssen selbst das Heft des Handelns in die Hand nehmen.
Es wird aber bei weitem nicht ausreichen, die Klimabilanz von Ahrensburg deutlich zu verbessern. Aber wenn Ahrensburg als Stadt auf dem Weg ist, selbst etwas zu ändern, dann kann die Verwaltung auch auf die Bürger zugehen und fragen: Was können wir gemeinsam noch mehr machen?, dann kann Ahrensburg auch auf die Wirtschaft zugehen und fragen: Wie bekommen wir gemeinsam mehr Klimaschutz hin?