Reinbek. Das Corona-Projekt des Reinbekers entwickelt sich zum Hingucker: Auf 25 Metern gibt es viele Figuren zu entdecken.
Immer wieder bleiben Menschen stehen, machen Fotos oder sprechen Thomas Doetzkies an: „Sie glauben gar nicht, wie viele Leute ich hier am Zaun schon kennengelernt habe“, erzählt der Reinbeker, der mit seiner Familie am Samlandring in Neuschönningstedt wohnt. „Auch Menschen aus der Nachbarschaft, mit denen ich noch nie gesprochen habe.“ Seine Zaungäste bewundern die Einfassung seines Gartens, die er nicht nur selbst aus Fichtenholzbrettern baut, sondern auch gestaltet.
Schafe, eine Steilküste wie an der Ostsee, ein Großsegler, ein Taucher und seine Schatzkiste, Luchse, Kletterer, Rehe, eine Hafenanlage mit Flaschenzug: Auf den Zaunlatten gibt es fast täglich etwas Neues zu entdecken.
Zaungäste haben tierische und menschliche Figuren zu bestaunen
Zu Beginn, irgendwann im April, fiel der Vorgänger – ein alter Jägerzaun, den Thomas Doetzkies’ Schwiegervater errichtet hatte – fast um. Daraufhin musste Thomas Doetzkies sein erstes Projekt, die Veranda noch einmal verschieben und widmete sich fortan dem etwa 25 Meter langen Zaun an einem Durchstich zwischen der Sackgasse zum Wanderweg zwischen Königsberger Straße und Schröders Stieg.
Und dieses neue Projekt entwickelte sich: „Das begann damit, dass er verschiedene Höhen haben muss“, erklärt der Unternehmer. „Er soll den Garten hinter dem Haus abschirmen und dort gut zwei Meter hoch sein, an der Vorderseite reichen jedoch 80 Zentimeter. Und ich wollte mir dort nun auch keine Wand hinstellen.“ Die handelsüblichen Zäune jedoch seien ihm zu langweilig gewesen.
Am Anfang gab es nur zwei Schafe auf den Zaunspitzen
Also holte er sich zwei Meter lange Fichtenlatten, ein paar Pfosten und fing an zu arbeiten. „Mein Nachbar hat gesagt, man wächst an seinen Herausforderungen“, erzählt der Reinbeker Familienvater. „Und ich: Am Anfang standen zwei Schafe.“ Die hat er anfangs noch direkt an den montierten Latten ausgesägt. Mittlerweile geht er gezielter vor. Er bereitet zwar die Bohrung vor, schraubt die Bretter provisorisch an, aber nur, um dort seine Ideen zu skizzieren. Denn ob Wellen- oder Bergkämme: Die Übergänge müssen optisch stimmen, das ist Ehrensache. Dann nimmt er die Latten wieder ab, um sie vor seiner Garage mit der Stichsäge zu bearbeiten.
Vorbildlich trägt er dabei Schutzbrille, Handschuhe und Gehörschutz. Denn sei achtjähriger Sohn Simon hilft sehr gern mit beim Werken. „Da soll er den Arbeitsschutz als selbstverständlich erleben“, so Thomas Doetzkies, der eigentlich einen Catering-Service hat. Doch während des Lockdowns brachen seine Umsätze auf bis zu 15 Prozent ein. Jetzt zieht sein Geschäft wieder an. Dadurch hat er nur noch abends und sonnabends Zeit für den Zaun. Die Gestaltung geriet ihm mit der Zeit etwas farbiger, immer filigraner und auch persönlicher.
Reinbeker plant eine Seilbahn und ganzes Bergpanorama samt Bergwerk
Von den norddeutschen Schafen, ging es über eine Steilküste ins Meer. „Damit die Steine als solche zu erkennen sind, brauchten sie etwas Farbe“, erzählt der 39-Jährige. Schließlich pinselte er auch den Leuchtturm und den Großsegler an. Auch die neongelbe Begrenzungsschnur erhielt eine Verwendung: als Angelschnur, an der kleinen handgenähten Hängematte, am Flaschenzug sowie beim Kletterer zum Zug. Außerdem haben auch der Ritter Colin Campbell und der Drache Schnurzel Einzug gehalten. Diese Figuren stammen aus einem Buch, das er einmal für seinen Sohn Simon geschrieben hat.
„Solche Ideen habe ich noch jede Menge, die kommen mir beim Laufen, beim Runner’s High“, sagt der Neuschönningstedter. So plant er nicht nur eine Seilbahn, sondern auch noch ein ganzes Bergpanorama samt Bergwerk. „Da wir zwei Jahre in einer abgelegenen Berghütte in Berchtesgaden gelebt haben, müssen auch der Watzmann sowie unsere beiden Katzen, die wir von dort mitgebracht haben, an unserem Zaun verewigt werden“, sagt der Heimwerker. Für das Bergwerk steht in der Garage bereits die Milchglasscheibe einer alten Schranktür parat, die dort zum Einsatz kommen soll.
Zuerst einmal muss er aber neues Holz kaufen. Die Bretter sind auch noch um einen Euro teurer geworden, musste er feststellen. Egal, sein Werk will er möglichst noch vor seinem Urlaub vollenden – für den nächsten Schwatz übern Gartenzaun.