Trittau. Karina Peisker (21) und Nikolai Ruschmeyer (24) starten am Wochenende beim ersten von zwei Qualifikationswettkämpfen.
Wenn Deutschlands beste Rhönradturner und -turnerinnen an diesem Sonnabend in den Wettstreit um die begehrten Startplätze für die Weltmeisterschaft einsteigen, sind auch zwei Stormarner mit von der Partie. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) nominierte Karina Peisker (21) und Nikolai Ruschmeyer (24) vom TSV Trittau für zwei Qualifikationswettkämpfe, bei denen es um die Teilnahme an den Ende Mai in Sønderborg (Dänemark) ausgetragenen Welttitelkämpfen geht.
Der Modus ist ebenso leicht erklärt wie sportlich anspruchsvoll: Am 12. Februar müssen die Teilnehmer in Illerkirchberg (Baden-Württemberg) in ihren jeweiligen Wettkampfklassen eine Top-Ten-Platzierung erzielen, um vier Wochen später (12. März) in Leverkusen noch einmal an den Start gehen zu dürfen. Dort werden dann pro Klasse bis zu fünf WM-Tickets vergeben.
Die 21-Jährige geht in vier Wettbewerben an den Start
Auch wenn die innere Anspannung steigt, überwiegt bei Peisker deutlich die Vorfreude. „Ich fühle mich bestens vorbereitet“, sagt die 21 Jahre alte Medizinstudentin, die bis zu siebenmal in der Woche trainiert. „Da die Leistungsdichte im Wettbewerb der Frauen enorm hoch ist, werden letztendlich wohl die Tagesform und Nervenstärke den Ausschlag geben“, sagt sie.
Peisker geht wie alle Teilnehmer in drei Einzeldisziplinen – Geradeturnen, Spiraleturnen und Sprung – sowie im Mehrkampf an den Start. Die Wettkampfrichter bewerten Kraft, Körperbeherrschung, Gleichgewichtssinn und Eleganz. In ihre Darbietung in Illerkirchberg hat die Trittauerin beim Spiraleturnen höchste Schwierigkeitsstufen eingebaut: Mit fünf D- und drei sogenannten Risiko-Elementen will sie den Grundstein für ein Weiterkommen legen.
Peisker ist schon dreifache Jugendweltmeisterin
Den größten sportlichen Erfolg erzielte die geborene Freisingerin zuvor für ihren Heimatverein TSV 1847 Weilheim. 2018 räumte Peisker bei den Jugendweltmeisterschaften in Magglingen (Schweiz) in den Disziplinen Sprung, Spirale und Mehrkampf gleich dreimal goldenes Edelmetall ab. Im Geradeturnen reichte es für Bronze. Zwei Jahre zuvor holte sie in Cincinnati bereits WM-Silber im Spiraleturnen. Nach dem enormen Erfolg war erst einmal die Luft raus. Peisker: „Ich fühlte mich ausgelaugt und fokussierte mich lieber auf die Akrobatik.“
Mit dem Beginn des Medizinstudiums und dem damit verbundenen Umzug nach Hamburg schlug Peisker vor drei Jahren ein neues Kapitel auf. Das Feuer für den Rhönradsport flammte eine Zeit lang auf Sparflamme, erloschen war es aber nicht. „Anfang vergangenen Jahres verspürte ich Lust, noch einmal voll durchstarten und fand beim TSV Trittau schnell eine neue sportliche Heimat“, sagt Peisker.
Trainerin Sandra Trepte war selbst Jugendweltmeisterin
Peisker und Sandra Trepte, TSV-Trainerin und selbst ehemalige Jugendweltmeisterin im Spiraleturnen, kannten einander von gemeinsamen Wettkämpfen. „Nach den ersten Trainingseinheiten war offensichtlich, die Chemie stimmt“, sagt Peisker. Der sportliche Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Mehrkampf bei den Deutschen Meisterschaften feierte sie vergangenes Jahr ein gelungenes Debüt bei den Erwachsenen.
Unbedingt WM-Atmosphäre erleben will auch Peiskers Vereinskamerad Nikolai Ruschmeyer. Auf den Rhönradsport aufmerksam wurde der 24 Jahre alte Student des Wirtschaftsingenieurwesens damals durch eine AG seiner Grundschule. Beim ESV Büchen lernte er kurz darauf die Grundlagen der eleganten und ästhetischen Individualsportart kennen. Um den nächsten großen sportlichen Schritt zu vollziehen, wechselte Ruschmeyer 2015 zum TSV Trittau. Eine Entscheidung, die er nicht bereuen sollte: Nach dem Titelgewinn bei den Norddeutschen Meisterschaften 2018 und Rang drei bei den nationalen Titelkämpfen im Finale Musikkür Männer im selben Jahr erhielt Ruschmeyer die Berufung in den Bundeskader. 2020 wurde er erstmals für die WM-Qualifikationsturniere nominiert, die coronabedingt aber kurz darauf abgesagt wurden.
Der TSV Trittau zählt zu den Hochburgen im Rhönradsport
Selbstbewusst geht der 24-Jährige an die bevorstehende Aufgabe heran. „Ein Platz auf dem Treppchen ist realistisch, das WM-Ticket also keine Träumerei“, sagt der Student. Vor allem freue er sich, dass nach den vielen Absagen der vergangenen Zeit so langsam wieder etwas wie Wettkampfroutine aufkommt.
Überregional zählt Trittau zu den Hochburgen im Rhönradsport. In den zurückliegenden zwölf Jahren brachte Sandra Trepte als Trainerin schon mehrfach Turner zu den WM-Qualifikationsturnieren. „Aufgrund der enormen Leistungsdichte im Rhönradsport haben wir den ganz großen Sprung leider immer knapp verpasst“, sagt die in Hamfelde aufgewachsene 30-Jährige. Mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: „Bei Karina und Nikolai habe ich diesmal ein besonders gutes Gefühl. Wir drei sind einfach ein unschlagbares Team.“