Reinbek. Die Buchhandlung Erdmann in Reinbek verrät ihre Favoriten bei den Neuerscheinungen. In einem geht es um Doppelgänger.

Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als es sich an nasskalten und stürmischen Herbsttagen mit einem guten Buch auf der Couch gemütlich zu machen. Vanessa Skorka-Müller, Inhaberin der Reinbeker Buchhandlung Erdmann, und ihre Angestellte Silke Jahns haben jede Menge Bücher auf den Verkaufstischen. Vier ihrer Favoriten der aktuellen Neuerscheinungen stellen wir hier vor.

Bücher: Chefin der Buchhandlung Erdmann gibt Lesetipps

Das ungewöhnlichste Buch seit Langem für Skorka-Müller ist „Die Anomalie“ von Hervé Le Tellier (Rowohlt, 22 Euro). „Dieses Buch steht auf Platz vier der Spiegel-Beststellerliste und hat es absolut verdient“, sagt sie. Der Roman erzählt davon, was eigentlich nicht sein kann, nämlich davon, was passiert, wenn Menschen einen Doppelgänger haben. Nicht nur einen, der so ähnlich aussieht, sondern einen, der genauso ist wie man selbst mit den gleichen Eigenheiten, den gleichen Lebenserfahrungen. Wie reagiert die Umwelt, und was machen die Menschen selbst? Eine höchst philosophische Frage, die der Franzose aber sehr unterhaltsam verpackt.

In einer Mischung aus Thriller, Komödie und großer Literatur fliegt im März 2021 eine Boeing 787 auf dem Weg von Paris nach New York durch einen elektromagnetischen Wirbelsturm. Die Turbulenzen sind heftig, doch die Landung glückt. Allerdings: Im Juni landet dieselbe Boeing mit denselben Passagieren ein zweites Mal – die treffen auf ihre Doppelgänger aus dem März. „Was das für jeden Einzelnen bedeutet und wie jeder das löst, ist hochspannend zu lesen“, sagt Skorka-Müller.

Zweiter Tipp: "Der Brand" von Autorin Daniela Krien

Das zweite Buch, das sie von der ersten Seite an hineingezogen hat, ist die Neuerscheinung der Leipziger Autorin Daniela Krien „Der Brand“ (Diogenes, 22 Euro). „Das ganze Erdmann-Team liegt Daniela Krien zu Füßen. Sie ist eine Meisterin für Zwischenmenschliches und eine klare Sprache ohne viel Tütü“, sagt Skorka-Müller. Das aktuelle Buch erzählt von einem Ehepaar, Mitte 50, gut situiert, zwei erwachsene Kinder, dem im Laufe der Zeit die Liebe abhanden gekommen ist. „Für Leser ab der Mitte des Lebens ein absoluter Tipp“, sagt die 52-jährige Geschäftsinhaberin.

Ihr nächster Favorit ist auch etwas für Jüngere. „Die Rebellin und der Dieb“ von Jan-Phillip Sendker (Blessing, 22 Euro) ist ein moderner Liebes-Robin-Hood-Roman. Die Geschichte des in Potsdam lebenden Autors spielt in Südostasien und erzählt vom 18-jährigen Niri. Seine Familie arbeitet für eine reiche Familie. Doch mit Ausbruch der Pandemie verlieren sie alles. Niri wird trotz aller Bedenken zum Dieb und unfreiwillig zum Held. „Das Buch ist fieberhaft geschrieben und liest sich genauso schnell weg.“ Es geht um Mut und die Kraft der Liebe. „Hört sich kitschig an, ist es aber nicht. Ich kenne kaum einen Schriftsteller, der so frei und feinfühlig über Liebe schreiben kann“, sagt Vanessa Skorka-Müller.

Weitere Empfehlung: "Der Zaubrer" von Colm Tóibín

Feinfühligkeit zeichnet auch den Lesetipp von Silke Jahns aus: „Der Zauberer“ von Colm Tóibín (Hanser, 28 Euro). Der Ire erzählt darin die Geschichte des Lübecker Schriftstellers Thomas Mann. Dessen Buch „Buddenbrocks“ musste Jahns in der Schule lesen. Sie habe sich durchgequält, gesteht die 42-Jährige. Tóibín habe ihr eine große deutsche Künstlerfamilie näher gebracht. Nach der sehr unterhaltsamen Lektüre habe sie richtig Lust bekommen, mehr von Thomas Mann und dessen Bruder Heinrich zu lesen.