Ahrensburg/Glinde. Beim Fahrradclub steigt die Nachfrage nach Diebstahlsicherungen deutlich. Wie sich die Zahl der Delikte entwickelt.

Beim Glinder Marktfest am vorvergangenen Sonnabend herrschte mächtig Trubel. Rund 5000 Besucher kamen, einige tanzten zur Live-Musik, andere hielten nur Klönschnack. Mit dabei war auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) mit einem Stand direkt vor dem Bürgerhaus. Mitunter bildeten sich dort lange Schlangen. Die Interessierten wollten sich nicht nur über die Aktivitäten des Vereins informieren, 35 Personen ließen ihr Velo codieren. Eine Aktion, die im Trend liegt. „Immer mehr Menschen machen von unserem Angebot Gebrauch“, sagt Reiner Hinsch, Vorsitzender des Kreisverbandes.

Die Gründe sind laut dem 59-Jährigen vielfältig. Einerseits sieht er einen gewissen Nachholbedarf. In den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie hat der ADFC nur selten Codierungen offeriert. Davor waren es rund 15 per anno. „2022 planen wir mit mindestens 30 Informationsständen an verschiedenen Orten im Kreisgebiet und setzen damit einen Schwerpunkt“, so Hinsch. Acht solche Veranstaltungen wurden bislang durchgeführt, im Schnitt ließen jeweils 25 Menschen ihre Räder sichern. Mehr als 200 sind es in diesem Jahr schon gewesen, berichtet der ADFC-Chef. „Auch wenn wir die Zahlen an den einzelnen Standorten von früher und heute über einen Tag vergleichen, ist eine kleine Steigerung zu verzeichnen.“

ADFC Stormarn: Codierung schützt vor Diebstahl

Die Aussichten, einen neuen Rekord aufzustellen, sind glänzend. Die meisten Codierungen hat der ADFC in Ahrensburg, Stormarns größter Stadt. Dort waren die Ehrenamtler noch gar nicht. Premiere soll am Mittwoch, 6. Juli, sein mit einem Stand vor dem CCA beim Aldi-Discounter. Hinsch wartet noch auf die Zusage der Stadt.

Er und seine Mitstreiter bewerben die Aktionen mit dem Slogan „Langfingern das Leben schwer machen“. Wird das Rad nach einem Diebstahl gefunden, kann es die Polizei problemlos dem Eigentümer zuordnen. Der ADFC setzt auf ein Verfahren, bei dem ein fester Aufkleber mit einer Nummer an den Rahmen angebracht wird. Auf eine Gravur verzichtet man bewusst. Das hat den Vorteil, dass es bei dünnwandigen Rahmenmaterialien nicht zu einem Garantieverlust durch den Hersteller kommen kann.

Für Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ist der Service gratis, alle anderen zahlen zehn Euro. Wer an einem Stand der Organisation beitritt, kann sein Rad sofort kostenlos sichern lassen. Hinsch sagt, rund 60 Prozent der Codierungen entfielen auf Menschen, die nicht dem Verein angehörten. Die Informations-Offensive in den Kommunen hat sich für den ADFC bereits gelohnt. Die Zahl der Mitglieder ist seit Jahresbeginn um 25 auf 1025 gewachsen.

Zahl der Fahrraddiebstähle ist von 2020 auf 2021 rückläufig

„Der Trend, allgemein mehr Geld für das Fahrrad auszugeben, ist deutlich“, sagt Hinsch. „Bei den Codierungen kommen vermehrt Menschen mit neuen Elektro-Fahrrädern, legen Kaufverträge über 8000 Euro vor.“ Verständlich, dass jene alles tun, um das Fahrzeug bestmöglich abzusichern.

Trotz des Fahrrad-Booms war die Zahl der Raddiebstähle zuletzt rückläufig. 687 Delikte registrierte die Polizeidirektion Ratzeburg 2020 in Stormarn, im vergangenen Jahr waren es 489. Für die ersten Monate 2022 liegt noch keine Statistik vor.

Mit dieser 17-stelligen Nummer codiert der ADFC auf Wunsch das Rad und stellt damit sicher, dass das Rad jederzeit seinem Besitzer zugeordnet werden kann.
Mit dieser 17-stelligen Nummer codiert der ADFC auf Wunsch das Rad und stellt damit sicher, dass das Rad jederzeit seinem Besitzer zugeordnet werden kann. © Petra Sonntag | Petra Sonntag

Der 2005 gegründete ADFC-Kreisverband unternimmt einiges, um mehr Menschen für das Radfahren zu begeistern und zur Mobilitätswende beizutragen. Da ist zum einen das geführte Tourenprogramm mit rund 100 Ausfahrten bis Oktober. Zuständig dafür sind die Ortsgruppen. Es gibt die Sektionen Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Barsbüttel, Glinde, Oststeinbek, Reinbek, Reinfeld-Nordstormarn und Trittau. Für jeden ist etwas dabei. So gibt es kurze und lange Strecken, auch das Tempo variiert. Bei der „gemütlichen Tour“ fahren Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 13 und 16 Kilometer pro Stunde, bei der „mittelschweren“ zwischen 16 und 19 sowie bei der „schnellen oder schweren“ Variante zwischen 19 und 22 km/h.

ADFC Stormarn bietet Lastenräder zum Ausleihen an

Mit dem kostenlosen Verleih von Elektro-Lastenrädern hatte der ADFC im Juli 2020 ein besonderes Klimaschutzprojekt gestartet. Er will damit erreichen, dass Menschen auf das Auto verzichten, Großeinkäufe mit dem Pedelec machen und sich bestenfalls ein solches zulegen. Über drei Exemplare verfügt der Verein. Zwei davon stehen derzeit in Ahrensburg, eines in Reinbek. Die Räder mit Tretunterstützung, die online buchbar sind auf adfc-stormarn.de, wechseln zwischen Kommunen. Jüngst hatte eine Kindertagesstätte in Ammersbek ein Rad über mehrere Wochen. Im kommenden Jahr will der Kreisverband ein viertes E-Bike kaufen.

An den Info-Ständen geht es übrigens nicht ausschließlich ums Radfahren. Experten geben Auskunft zum Carsharing. Um dieses für jeden nutzbar zu machen, hatte Hinsch 2011 ein Unternehmen mit zwei Fahrzeugen gegründet. Auch bei diesem Thema wird der ADFC am Ball bleiben, um das Angebot in Stormarn auszuweiten.