Glinde/Lübeck. 40-Jähriger wurde bei Auseinandersetzung lebensgefährlich verletzt. Drei Männer stehen wegen versuchten Totschlags vor dem Landgericht.

Im Prozess um die Schießerei in Glinde hat sich nun auch der dritte Angeklagte zu der Auseinandersetzung im Frühjahr 2020 geäußert, bei der ein 40 Jahre alter Mann aus Hamburg lebensgefährlich verletzt wurde. Die Schilderungen der Mitangeklagten seien zutreffend, ließ der 26-Jährige aus Glinde über seinen Verteidiger Uwe Maeffert verlauten. Diese hatten am zweiten Verhandlungstag ausgesagt, sie seien zuerst angegriffen worden und hätten sich mit ihren Waffen nur verteidigt. 

Es ging um 1800 Euro

Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten aus Glinde und Reinbek dagegen versuchte schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und gemeinschaftlich begangenen versuchten Totschlag vor. Demnach soll der mutmaßliche Haupttäter Viktor P. (Name geändert) das spätere Opfer zu einem abgelegenen Treffpunkt nahe dem Glinder Golfplatz gelockt haben, um mit ihm über Geldschulden zu sprechen. Laut Anklageschrift ging es um 1800 Euro, die sich der Neffe des Hamburgers von Viktor P. geliehen hatte. 

Zu dem Treffen am Abend des 28. April 2020 kamen die drei Männer bewaffnet mit einem Revolver, einer Pistole und einem unterarmlangen Beil. Letzteres führte der dritte Angeklagte bei sich. Er sei damit aber nicht auf das Auto des Hamburgers zugegangen, wie von der Anklage behauptet, sondern weggelaufen, ließ der Glinder über seinen Verteidiger erklären. Die Gruppe sei bewaffnet gewesen, weil sie es für möglich gehalten habe, dass der Hamburger Unterstützung mitbringen und sich eine bedrohliche Lage entwickeln könnte. "Davor wollten wir uns schützen."

Verteidiger kritisiert Bedingungen

Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass das Trio mit der Gewalt angefangen hat. Die Männer sollen dem 40-Jährigen einen Schlag gegen die Schläfe versetzt und einen Schuss abgefeuert haben. Daraufhin soll der Hamburger Viktor P. mit einem Messer angegriffen haben, danach sollen die Angeklagten weitere Schüsse abgefeuert haben. Viktor P. hat vor Gericht vier Schüsse eingeräumt. Er wurde durch den Messerstich schwer verletzt und suchte selbst ein Krankenhaus auf. Dort wurde er von der Polizei festgenommen. Seit Anfang Juni sitzen auch seine beiden mutmaßlichen Komplizen in Untersuchungshaft

Verteidiger Uwe Maeffert kritisiert, dass er in dieser Woche keinen Termin in der Justizvollzugsanstalt bekommen habe, um mit seinem Mandanten vor der Verhandlung zu sprechen. Das holten sie am Mittwochmorgen im geräumten Gerichtssaal nach. Ein Justizwachtmeister habe bei dem Gespräch in der Ecke gestanden, ein anderer durch das Fenster hineingeschaut. Diese Umstände erschwerten die Verteidigung erheblich, moniert der Anwalt. 

Urteil frühestens im März

Das Opfer tritt vor Gericht als Nebenkläger auf. Der Mann wurde bisher noch nicht als Zeuge vernommen. Seine Aussage ist voraussichtlich beim nächsten Verhandlungstermin am Dienstag, 9. Februar, geplant. Ein Urteil wird frühestens Mitte März erwartet.