Ahrensburg. Tillmann Terbuyken verwandelt die Ahrensburger Galerie in (s)ein „Cabinet“ und stellt neuartiges Buchformat vor.

Das ganze Leben ist eine große Sammlung: Erfahrungen, Erinnerungen, Emotionen. Gesammelt werden können aber selbstredend auch Dinge: Bücher, Briefmarken, Bierdeckel. Gern auch Kunst, wenn das Kleingeld denn reicht: Gemälde, Skulpturen, Preziosen. Tillmann Terbuyken sammelt auch. Allerdings nicht stringent, statisch, stereotyp. „Mir liegt die Fluxus-Idee da einfach näher“, sagt der Künstler aus Hamburg. Alles fließt, alles vergeht, fügt sich neu zusammen. „Nicht auf das Kunstwerk selbst kommt es an, sondern auf die schöpferische Idee“, so hat es George Maciunas, der Urheber dieser Kunstrichtung, einmal beschrieben.

Wie das aussehen kann, ist ab Sonntag in der Galerie im Ahrensburger Marstall zu besichtigen. Unter dem Titel „Cabinet“ finden sich dort Bilder und Skulpturen, Teile einer Bibliothek und Regale mit nicht klar klassifizierbarem Inhalt. Terbuyken hat all das zusammengetragen und dann als Exponate-Ensemble zusammengestellt, extra für diese Galerie der Sparkasse Holstein.

Das Jahresthema „Sammeln“ kongenial umgesetzt

„Es ist ein schöner, spezieller Bau, mit einer großen Eigenständigkeit und weit weg von einem White Cube“, sagt der 42-Jährige. In der Galerie im Marstall dränge sich die Interaktion zwischen Kunst und Ausstellungsraum geradezu auf. Das hat Terbuyken schon geschätzt, seit er 2014 erstmals befreundete Künstler bei der Präsentation ihrer Werke an diesem Ort beriet. Und sich immer gewünscht, diesen Raum mit seinen stählernen Säulen selbst einmal „bespielen“ zu dürfen.

Im vorderen Teil der Ausstellung finden sich vor allem die Bilder des Künstlers.
Im vorderen Teil der Ausstellung finden sich vor allem die Bilder des Künstlers. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Nun ist es soweit. Sicher auch deshalb, weil das Jahresthema der Sparkassen-Kulturstiftung „Sammeln“ wie zugeschnitten ist auf Terbuyken. „Ich sammele Ideen, Readymades, gebrauchtes Material wie Schränke, Holzstufen, Sperrholzbögen, Farben und Formen“, sagt der gebürtige Münchener mit holländischen Vorfahren, der Kunst in Maastricht und Hamburg studiert hat.

Seine Funde reiße er zum Teil aus ihrem Kontext, um sie neu zu arrangieren, neue Bezüge herzustellen und letztlich zu einem neuen Werk zu vereinen. „Auf diese Weise wird die Galerie zur begehbaren Skulptur, in der Malerei und Display zusammengeführt werden. Das finde ich spannend“, so der in Altona lebende Künstler.

Terbuykens Arbeitsweise sei gekennzeichnet „durch eine angenehme Fahrigkeit“, einem intuitiven, aber dann sehr bewussten Zugriff auf Vorbilder, Farben und Formen, ohne einen Anspruch auf Genialität, befanden Ursula Panhans-Bühler und Holger Birkholz in einer Broschüre zu Terbuykens Werkschau „Schatten und Statuen“.

Leihgaben von 16 Künstlern auf neue Weise arrangiert

Diese künstlerische Position verleihe seinen Ausstellungsinstallationen Leichtigkeit und spiegele sich in der Beschaffenheit der Exponate selbst, die stets unperfekt blieben. „Ein Terbuyken- Kreis ist eben nicht mathematisch rund, ein Leinwand-Objekt nicht vollendet statisch, alles bleibt lebendig und lässt sich imaginär wie real in Bewegung versetzen“, heißt es in der Broschüre.

So ist es auch im Ahrensburger Marstall, wenn Tillmann Terbuyken Teile der Künstlerbibliothek von Dirk Meinzer neu (an)ordnet oder Regale von Axel Heil ergänzend bestückt. In seiner Werkschau „Cabinet“ finden sich Leihgaben von 16 befreundeten Künstlern, die zumeist der Kollaboration „Friends and Lovers in Underground“ angehören.

Besucher an der Edition teilhaben lassen

Hier zeigt Terbuyken sein Heft „Edition“ mit zahlreichen Reproduktionen, Scherenschnitten und Collagen.
Hier zeigt Terbuyken sein Heft „Edition“ mit zahlreichen Reproduktionen, Scherenschnitten und Collagen. © Lutz Kastendieck | Lutz Kastendieck

Ich habe mir die Einzelstücke von geliebten und geschätzten Menschen in doppeltem Sinne angeeignet, um daraus ein orgiastisches Sammlungsdisplay zu formen“, beschreibt Terbuyken die Intention, die ihn bereits seit zehn Jahren umgetrieben habe. Auf diese Weise wolle er dem Betrachter neue Perspektiven auf bestehende und eigens geschaffene Werke eröffnen.

An dieser kreativen Experimentierlust will der mehrfach ausgezeichnete Künstler seine Besucher auch mit seiner „Edition“ teilhaben lassen. Es ist ein neuartiges Format, in dem er die Charakteristika eines Buchs in eine Broschüre überführt, in der durch Eingriffe dreidimensionale Objekt ausgeklappt werden können. Diesen aufwendig gestalteten Ausstellungskatalog gibt es als Kunstwerk zum Mitnehmen für 150 Euro und als Do-it-yourself-Version mit Bastelanleitung für 25 Euro.

„Cabinet“, Ausstellung mit Werken von Tillmann Terbuyken vom 21. März bis 9. Mai in der Galerie im Marstall Ahrensburg, Lübecker Str. 8. Anmeldungen für das Soft-Opening am kommenden Sonntag unter www.galerie-im-marstall.de. Pro Stunde sind zehn Besucher zugelassen. Es gelten die bekannten Abstands- und Hygieneregeln inklusive Maskenpflicht.