Wentorf/Glinde. Die Buhck-Stiftung betreut junge Menschen vor und während der Ausbildung. Ein besonders schönes Beispiel aus Glinde.
Besser kann es kaum laufen: Ein glücklicher Auszubildender, der von seinem Betrieb übernommen wird. Ein Ausbildungsbetrieb, dessen Ausbilder den jungen Mann als „Glücksgriff“ bezeichnet und gern „noch einen seiner Sorte“ ausbilden würde. Die Buhck-Stiftung, die sich über den Erfolg ihres Projektes Jobpaten freut. Und der Jobpate des Auszubildenden, der glücklich ist, dass er etwas aus seinem Erfahrungsschatz weitergeben und andererseits seinen Erfahrungshorizont erweitern konnte.
Ali Al Muslihi kam vor fünf Jahren aus dem Irak, nun hat er eine Ausbildung absolviert
Der 25-jährige Ali Al Muslihi ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich alles zum Guten wenden kann. Er war vor fünf Jahren allein aus dem Irak nach Deutschland geflüchtet. Alles war ihm fremd – die Sprache, die Kultur. Dank der Jobpaten hat er es geschafft, eine Ausbildung zu absolvieren und hat nun einen festen Arbeitsplatz bei Argentox Ozone in Glinde. Und eine eigene Wohnung. Der junge Mann, der sich lieber im Hintergrund hält, ist froh über die Chance und sagt: „Ich bin der Stiftung und den Jobpaten so dankbar für ihre Unterstützung.“
Firma hatte erstmals einen Auszubildenden gesucht
Der Hersteller von Ozonprüfschränken für Produzenten von Kautschukprodukten und anderen Elastomeren hatte erstmals einen Ausbildungsplatz ausgeschrieben, als Diplomingenieur Reinhard Heilemann (68) und sein Schützling aus dem Irak im Internet darauf stießen. Der Reinbeker Senior hatte den jungen Iraker bei einem der Projekttreffen kennengelernt und zuerst nach seinen Interessen gefragt. Schnell war klar: Es sollte ein technischer Beruf werden. Daraufhin organisierte Reinhard Heilemann für ihn einen Besuch bei seinem früheren Arbeitgeber Still. „Denn es war wichtig, ihm zu verdeutlichen, was ein Mechatroniker eigentlich macht und was eine Ausbildung ausmacht“, erläutert der Jobpate. „So hat er ein Gefühl dafür bekommen, was ihn erwartet.“
Bianca Buhck aus dem Vorstand der Buhck-Stiftung freute sich darüber, Ali Al Muslihi, seinen Ausbilder und seinen Betrieb einmal persönlich kennenzulernen. „Das deutsche Ausbildungssystem gibt es so ja sonst nirgends, nicht einmal in Europa“, stellt sie fest. „Viele junge Leute mit Migrationsgeschichte und ihre Familien kennen daher nur berufliche Ausbildungen in Schulen oder als Studium.“
Buhck-Stiftung existiert bereits seit 2006
Das Projekt hat 2006 Bianca Buhcks Schwiegervater ins Leben gerufen, um jungen Menschen den Weg in die Berufswelt zu ebnen. Die Jobpaten helfen bei der Berufsorientierung und der Ausbildungsplatzsuche.
Dafür stellen sie sich ein Jahr vor dem Schulabschluss in sechs Bergedorfer Stadtteilschulen vor. Aber auch alle anderen interessierten Jugendlichen vor dem Schulabgang können sich unter js-jobpaten@web.de bei Joachim Schlicht melden. Er ist einer der 27 Jobpaten, Frauen und Männer aus Handwerk und Wirtschaft, die sich kümmern. „Unsere Jobpaten haben das Herz am rechten Fleck. Es ist ihnen ein echtes Anliegen, das Beste aus den jungen Leuten herauszuholen“, sagt Buhck. Schlicht vermittelt jedem jungen Menschen den passenden Paten.
Denn alle Seiten profitieren davon: „Auch ich lerne bei jedem noch etwas dazu“, stellt Reinhard Heilemann fest. „Diesmal vor allem, wie schwer die deutsche Sprache ist. Denn für die Wörter Mutter oder Nuss beispielsweise gibt es auch eine ganz andere, technische Bedeutung – für Menschen mit fremden Wurzel schwer zu verstehen. Außerdem hat sich mein Blick für die Geflüchteten durch den Kontakt mit der Ausländerbehörde noch einmal ganz neu erweitert.“
Azubi hatte vom ersten Tag an Verbesserungsvorschläge
Stephan Rennecke, Ausbilder und technischer Leiter bei Argentox Ozon, erzählt: „Ich kannte dieses Projekt noch überhaupt nicht. Denn wir haben zuvor noch nicht ausgebildet. Wir hatten auch andere Bewerber, aber Ali hat uns überzeugt.“ Zu Bianca Buhck sagt er: „Wenn Sie noch mehr von seiner Sorte haben, nehmen wir sie gern.“ Ali habe zwei Wochen vor Ausbildungsbeginn noch zwei Wochen zur Probe gearbeitet. „Er konnte uns und unserem Betrieb kennenlernen und wir ihn“, berichtet Rennecke. Schon damals habe man gemerkt, wie zuverlässig und zielstrebig der junge Mann sei. „Außerdem konnte er mit Anfang 20 bereits sehr selbstständig arbeiten“, lobt der Ausbilder. „Er war sehr verantwortungsbewusst. Und wenn man das erste Mal mit Geflüchteten arbeitet, schafft es auch Vertrauen, wenn sich im Hintergrund noch ein Jobpate kümmert.“ Sogar Kollegin Nele Löhrs aus dem kaufmännischen Bereich sagt: „Er hat so viele Ideen und Verbesserungsvorschläge. Schon als Auszubildender hat er einfach mitgedacht.“
Jetzt will Argentox Ozone weiter ausbilden. Die Firma mit sechs Mitarbeitern sitzt im Gewerbegebiet und stellt Prüfschränke her. In diesen kleinen Zeitmaschinen altern Elastomere oder Kautschukprodukte innerhalb von 48 Stunden wie sonst in zehn Jahren. So wird geprüft, wie haltbar die Stoffe sind. Argentox Ozone exportiert nach Mitteleuropa, Russland und China.