Reinbek. Der denkmalgeschützte Bau und ehemalige Stammsitz des Verlags in Reinbek soll in den kommenden Jahren aufwendig saniert werden.

Die Wände im Foyer des einstigen Rowohlt-Gebäudes sind tapeziert mit Zukunftsmusik. Visualisierungen, die hochmoderne Büroräume in freundlicher Atmosphäre zeigen. Realität sind durchlöcherte Deckenplatten, die kühlen Beton offenbaren, abmontierte Heizkörper, Graffiti, eingeschlagene Scheiben. Doch zwischen Baustelle und Vandalismus ist der Bauhaus-Charme am Völckers Park mit seinen geradlinigen und lichtdurchfluteten Strukturen unverkennbar.

Bei langen Diskussionen mit der Denkmalschutzbehörde waren sicherlich auch die Zukunftsvisionen Motivation für die Bauherren Thomas und Dr. Henner Buhck. „Von der Immobilie sind wir begeistert“, so Thomas Buhck. Wie berichtet, wird die Holdinggesellschaft der Unternehmensgruppe von Wentorf nach Reinbek umziehen. Dafür wird der denkmalgeschützte 60er-Jahre-Bau umfangreich saniert. Und nach konstruktiver Zusammenarbeit mit den Behörden liegt nun endlich die bereits für November erwartete Baugenehmigung vor.

Herausforderung: Denkmalgerechte Aufstockung und energetische Sanierung

Eine Herausforderung im Planungsprozess war, die Aufstockung des Gebäudes mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen. „Der Behörde war es wichtig, dass sichtbar wird, wo das Denkmal aufhört, und wo der Anbau beginnt“, so Buhck. Der charakteristische weiße Vorbau dient als optische Abgrenzung. Ansonsten wird das neue Stockwerk in der Anmutung angepasst. Die sanierte Fassade soll auch die einst prägnanten farbliche Kontraste – das reine Weiß und das kühle Anthrazit der Stahlkonstruktion – wieder zum Leuchten bringen. Die Bestandsfläche von 1283 Quadratmetern wird sich auf 1926 Quadratmeter vergrößern.

Die Glasfronten sind zwar stilprägend, doch stellen sie die Bauherren vor weitere Herausforderungen. Rowohlt-Mitarbeiter mussten im Sommer schwitzen und im Winter frieren. Der Hamburger Architekt Matthias Weber zeigt auf den wuchtigen weißen Schornstein auf dem Gelände. „Da wurde jedes Jahr ein Supertanker verheizt“, sagt er scherzhaft. Mit versierten Beratern an der Seite soll das Haus per Wärmepumpen und Photovoltaik klimaoptimiert beheizt und gekühlt werden. Maximal 26 Grad sollen es immer Sommer im Büro werden. „Wir haben eine gute Lösung gefunden, das Gebäude zu erhalten und zu ertüchtigen“, resümiert Buhck.

Ausschreibungen sollen möglichst an regionale Unternehmer gehen

Für den Architekten ist das Projekt gleichermaßen fordernd wie spannend: „Das Gebäude ist eine Perle, die es so in Schleswig-Holstein bestimmt kein zweites Mal gibt“, sagt er. Weber weist auf den in dieser Woche vergebenen Pritzker-Preis an ein Pariser Architekten-Duo hin. Sie setzen auf Umbau statt Neubau – für den Klimaschutz. Dafür braucht es Bauherren, die Geld in die Hand nehmen. Buhck rechnet mit einer Investition von vier Millionen Euro am Völckers Park.

Nun muss noch der richtige Partner für den Bau gefunden werden, der spätestens im Sommer starten und ein Jahr dauern soll. „Am liebsten würden wir die Ausschreibungen an Unternehmen aus der Region vergeben“, sagt Buhck. Da aber etwa für die Fassadenarbeiten Spezialisten ans Werk müssen, sei es fraglich, ob das gelingt.

50 Mitarbeiter ziehen 2022 ein – Wentorfer Standort wird vermietet

Die 50 Mitarbeiter sollen im Sommer 2022 an den Völckers Park 11 ziehen. Das Wentorfer Areal am Südring – ursprünglich ein reiner Logistikstandort – gibt Buhck auf, sucht einen langfristigen Mieter.