Ahrensburg. Der Freundeskreis für Flüchtlinge Ahrensburg hat sich 2015 gegründet. Aktuell werden neue Mentoren gesucht.

Wer ihre Geschichte hört, dem wird sofort wieder klar, was für ein unbegreifliches Glück es ist, in einem Land in Frieden zu leben. Shokoufeh Rohani ist aus Afghanistan geflüchtet. Die 27-Jährige war in ihrem Heimatland Universitätsdozentin. Um sich selbst vor den Taliban zu retten, musste sie ihre Mutter, ihren Vater und ihren Bruder zurücklassen, ist jetzt in ständiger Sorge um ihre Familie und ihre geliebte Heimat.

Nun ist sie allein in einem fremden Land. „Ich hatte mir viel aufgebaut. Jetzt muss ich ganz von vorne anfangen“, sagt sie. Trotzdem ist sie dankbar, in Deutschland zu sein. Seit etwa zwei Wochen lebt sie als Geflüchtete in Ahrensburg, war zuvor an einigen anderen Orten in Deutschland untergebracht. Nun hofft sie, in der Schlossstadt ein neues Zuhause zu finden.

Momentan kommen viele Menschen aus Afghanistan

Immer wieder kommen in Ahrensburg geflüchtete Personen und Familien an, aktuell hauptsächlich aus Afghanistan. Auch Geflüchtete aus der Ukraine werden vermutlich bald Schutz in Deutschland suchen. Um sich in einem neuen Land, fernab von zu Hause, mit einer ganz anderen Kultur, anderen Gepflogenheiten und vielen Formularen zurechtzufinden, braucht es Hilfe. Dafür gibt es den Freundeskreis für Flüchtlinge Ahrensburg. Der Verein hat sich 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise gegründet, um den neuen Nachbarn im Alltag unter die Arme zu greifen. Seitdem ist einiges passiert. Aktuell hat der Verein zum Beispiel Geflüchtete an das Unternehmen Prinovis und an Schulen vermittelt. Der Druckdienstleister suchte Arbeitskräfte. An den Schulen berichten die Geflüchteten im Politikunterricht von ihren Fluchterfahrungen.

„Die Aufgaben des Vereins sind heute andere als 2015“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Anke Ackermann. Ging es damals oft noch darum, Notfallhilfe zu leisten, geht es heute oft um langfristige Integration. Aber auch die Neuankömmlinge sind auf Unterstützung angewiesen. „Gerade am Anfang ist viel zu erledigen“, sagt Eugenia Broese. Sie begleitet seit 2015 ehrenamtlich Flüchtlinge als Mentorin, hilft bei Fragen weiter und ist Ansprechpartnerin bei Problemen. Als sie 2014 mit 61 Jahren in Altersteilzeit ging, suchte sie nach einer sinnvollen Aufgabe, mit der sie anderen Menschen helfen kann. Die hat sie im Freundeskreis für Flüchtlinge gefunden.

Am Anfang ist viel zu tun

„Es geht um die Dinge wie Krankenkassenanmeldung, Kontoanmeldung, Arztbesuche und so weiter“, sagt Broese. Für die Geflüchteten, die weder die Sprache sprechen noch sich in dem Land auskennen, sind das oft große Hürden. „Da hilft es wahnsinnig, ein freundliches Gesicht an der Seite zu haben“, sagt Ackermann. „Es geht viel darum, einfach da zu sein, ein offenes Ohr zu haben und dem Gegenüber zu zeigen, dass sich jemand kümmert.“ Damit sei viel geholfen.

Bevor die Corona-Krise kam, hat der Verein viel angeboten, um Menschen zusammenzubringen. Unter anderem bietet der Verein zweimal in der Woche in seinem Vereinshaus „Ruki“ Sprechzeiten für allgemein Anliegen an, kooperiert mit Sportvereinen, gibt Deutschunterricht, Hausaufgabenhilfe, vermittelt Sachspenden, betreibt eine Nähstube und eine Fahrradwerkstatt. Einige Angebote mussten wegen der Pandemie pausieren, das meiste konnte aber wieder aufgenommen werden. Trotzdem: Corona hat auch für den Verein deutliche Spuren hinterlassen: „Viele Sachen, die Spaß machen, zusammen kochen, essen, lachen, sind schwierig geworden“, sagt der Vorsitzende Nico Markward. Durch die Pandemie hat der Verein auch Schwierigkeiten, weitere Mentoren zu finden.

Viele wollten in der Pandemie Kontakte meiden

„Gerade Ältere, die oft unsere Mentoren sind, waren vorsichtig und haben Kontakte gemieden“, so Markward. Doch gerade die werden angesichts der neuen Geflüchteten dringend gebraucht. „Im Moment haben wir etwa 20 bis 30 aktive Helfer“, sagt Ackermann. Der Bedarf ist aber wesentlich größer. „Wenn sich jetzt 20 Menschen bei mir melden würden, könnte ich alle sofort vermitteln.“

Eugenia Broese schätzt ihre ehrenamtliche Arbeit für den Verein sehr: „Es ist sehr bereichernd“, sagt sie. Dem stimmen auch Anke Ackermann und Nico Markward zu. „Ich erinnere mich an eine Frau, die einige Jahre als Hausfrau zu Hause war und nun endlich einen Arbeitsplatz gefunden hat und total glücklich ist“, sagt Markward. „Oder ein Mann aus dem Jemen, der auch so richtig Fuß gefasst hat: Er hat einen Job gefunden und konnte seine Frau nach Deutschland holen. Ihr Kind ist im Januar geboren.“ Wenn Männer und Frauen Arbeit, Kinder Kitaplätze finden oder bei einem Umzug alle Geflüchteten mit anpacken – das sind Momente, die die Ehrenamtlichen rühren und ihnen zeigen, warum sie das alles machen.

Jeder kann selbst entscheiden, wie es sich einbringt

Wichtig ist Markward auch zu betonen: „Das Ehrenamt soll Spaß machen. Jeder kann selbst entscheiden, wie er sich einbringt, und jederzeit sagen: Das ist mir zu viel, ich brauche ein paar Monate Pause.“ Jeder Handgriff hilft und es gibt viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Freiwillige können Mentoren werden, für verschiedene Projekte ihre Zeit spenden oder punktuelle Unterstützung bei Problemen anbieten.

Nico Markward: „Man kann mit ganz wenig schon ganz viel helfen. Manchmal dauert es 15 Minuten, kurz etwas zu erklären und damit ist schon so viel geholfen. Die Dankbarkeit in den Augen der Menschen ist unbezahlbar.“ Wer den Freundeskreis für Flüchtlinge Ahrensburg unterstützen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0178/681 06 95 oder der E-Mail-Adresse paten@fkfa.de bei dem Verein melden und findet auf der Internetseite www.freundeskreis-fluechtlinge.com weitere Informationen.