Reinbek. Der soziale Kontakt in den Grundschulen ist für Kinder wichtig. Doch es gibt auch Angst vor Infektionen.
Am Dienstag geht es für Reinbeks Grundschüler und ihre Lehrkräfte wieder zurück in die Klassen. Die Grundschulen in Schleswig-Holstein nehmen ab dem 22. Februar, den Präsenzunterricht wieder auf. Die Reinbeker hatten sich allerdings schon weit vor dem Lockdown auf einen beweglichen Ferientag für diesen Montag geeinigt. Nur die Kinder im Lauenburgischen, im Kreis Pinneberg und den Städten Lübeck und Flensburg müssen sich noch gedulden, weil die Corona-Fallzahlen dort noch zu hoch sind.
„Präsenzunterricht ist die Normalität, auf die Schülerinnen und Schüler einen Anspruch haben. Jeder Tag, den Schülerinnen und Schüler nicht in der Schule sind, muss gerechtfertigt sein und darf nur die Ausnahme bleiben“, so Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Schule sei nicht nur ein Lernort, auch ein sozialer Ort und daher für die Entwicklung der Kinder wichtig.
Schulleiterin erleichtert, dass es keinen Wechselunterricht gibt
Katrin Rabe, Leiterin der Grundschule Klosterbergen, sieht das genauso. „Es tut den Kindern gut, wieder Kontakte zu haben und wir freuen uns auf sie“, sagt sie. „Aber es wird eine große Herausforderung, sie wieder alle zusammen in der Klasse zum Zuhören zu bringen. Die Erstklässler schulen wir quasi neu ein.“ 246 Kinder besuchen ihre Schule. Rabe sei erleichtert, dass es vorerst nicht zum Wechselunterricht komme, der für ihre Kolleginnen eine Doppelbelastung wäre.
Ebenso wie die anderen Schulleiterinnen und Schulleiter habe sie alle Eltern per Brief über Neues informiert. Der Plan bleibe im Grunde so wie im Dezember: „Wir dürfen weder Sport noch Musik unterrichten, halten die Abstände ein, lüften regelmäßig und tragen alle Masken – allerdings medizinische. Daran halten wir uns und hoffen, dass alles gut geht“, sagt sie. Rabe hat persönlich für ihre Kolleginnen FFP2-Masken gekauft. „Diese sind der beste Schutz für die Kinder“, sagt sie. „Denn die Hauptgefahr geht von den Erwachsenen aus.“
Lehrer dürfen sich kostenlos testen lassen
Ulrike Diercksen, Leiterin der Grundschule Schönningstedt mit 163 Kindern, unterrichte selbst eine erste Klasse und wisse, wie sehr die Kinder sich freuen. „Ich habe mit allen Eltern schon telefoniert und finde es großartig, wie sie den Digitalunterricht unterstützt haben“, sagt sie. Für die Lese-, Schreib- und Rechenanfänger sei es hart gewesen. „Aber in Schönningstedt fallen wir weich. Die Schüler kommen voran. Und wir freuen uns ebenso, wegen der Kinder machen wir schließlich diesen Job.“ Die Entscheidung, die Schulen wieder zu öffnen, nennt Ulrike Diercksen „weitreichend“, ohne dies weiter kommentieren zu wollen. Sie begrüße aber, dass Lehrer sich nun zweimal die Woche kostenlos testen lassen dürfen und dass die Bildungsministerin fordert, dass auch Mitarbeitende der Schulen und Kitas in der Impf-Priorität weiter nach oben rücken.
Christian Naterski, Leiter der Gertrud-Lege-Grundschule in Neuschönningstedt, berichtet auch von den Bedenken vieler Lehrkräfte. „Viele sind sehr zwiegespalten“, sagt er. Einerseits würden sich alle darauf freuen, wieder im normalen Umfeld zu arbeiten. Andererseits gebe es aber die berechtigte Sorge um die eigene Gesundheit: „Dass wir ab sofort wieder mit 20 Kindern in einem Raum unterrichten, passt einfach nicht zu den anderen Schutzmaßnahmen“, erklärt er. „Privat dürfen wir nur eine Person pro Haushalt treffen.“ 350 Kinder besuchen die Gertrud-Lege-Schule.„Neu ist auch, dass Eltern ihre Kinder relativ unkompliziert vom Unterricht beurlauben dürfen, beispielsweise per E-Mail“, erläutert Naterski. Das sei für Familien wichtig, in deren Haushalt ein Mitglied einer Hochrisikogruppe lebe.
Betreuung bis 17.30 Uhr ist nicht zu leisten
An der Grundschule Mühlenredder werden 260 Kinder wieder das Haus besuchen, ist Schulleiterin Karen Schmedemann sicher: „Wir knüpfen genau dort wieder an, wo wir vor Weihnachten aufgehört haben. Neu ist nur, dass wir alle nun auch medizinische Masken tragen sollen. Bei einem Inzidenzwert über 50 sind sie vorgeschrieben.“ Außerdem sei der „Schnupfenplan“ strenger geworden: „Wenn die Kinder eine Erkältung haben, müssen sie nun 48 anstatt 24 Stunden symptomfrei sein, bevor sie in den Unterricht zurückkehren dürfen.“
Sie hat das Kollegium und das Team der Offenen Ganztagsschule gleichermaßen über die Neuerungen informiert. Die Regeln gälten selbstverständlich auch bis 16 Uhr. Die übliche Betreuungszeit bis 17.30 Uhr sei wegen des höheren Personalbedarfs nicht zu leisten. Denn auch nachmittags werde nur nach Kohorten, am Mühlenredder sind das Jahrgänge, betreut. Von 260 Schülern waren 60 in der Notbetreuung, an den beweglichen Ferientagen noch acht. „Die Ängste und Sorgen, die wir Lehrerinnen haben, plagen die Eltern genauso“, sagt Schmedemann.
Pläne für Wechselunterricht in der Schublade
Vorsichtshalber habe sie die Planung für den Wechselunterricht für eine steigende Inzidenz schon in der Schublade. Sie sei froh, dass die Ministerin bereits signalisiert habe, dass der Wechsel für die Grundschüler tageweise ablaufen soll. „Ein wöchentlicher Wechsel ist für die Kinder ungeeignet. Für die Kolleginnen hieße das, gleichzeitig den Präsenz- und den Digitalunterricht vor- und nachbereiten. Das kann natürlich nicht mehr in der bisherigen Qualität passieren.“ Es sei spannend, welche neuen Unterrichtselemente der Digitalunterricht hervorbringe. „Die Clouds, die selbstgedrehten Lernfilme und Videokonferenzen können wir auf jeden Fall auch nach der Pandemie weiternutzen.“