Reinbek. Durstlöscher aus Reinbek ist Marktführer in Hamburg und Schleswig-Holstein. Seit September ist das Mineralwasser klimaneutral.
Wer an die Fürst Bismarck Quelle denkt, stellt sich vielleicht einen leise aus dem Boden des Sachsenwaldes gluckernden Wasserstrom vor. Doch bei den Mengen, die das Unternehmen heute in Reinbek abfüllt – als Marktführer im Mineralwasser-Segment in Hamburg und Schleswig-Holstein liegt der mengenmäßige Marktanteil bei 15,6 Prozent – geht es sehr geräuschvoll zu.
Von den mittlerweile fünf Brunnen auf dem Gelände an der Bille ist nichts zu sehen. Und an der Stelle, wo einst die Originalquelle war, sprudelt ein eingehauster Springbrunnen hinter einem schmiedeeisernen Tor. Das Mineralwasser stammt noch immer aus demselben unterirdischen Reservoir zwischen denselben Gesteinsschichten der Urquelle, die Fürst Bismarck 1891 im Wald bei einem Spaziergang auf der Aumühler Seite der Bille entdeckt haben soll.
Fürst Bismarck Quelle: Mineralienanteile sind vergleichbar mit einem Fingerabdruck
„Die Grundwasserstöcke haben sich etwa 20 Millionen Jahre vor unserer Zeit gebildet“, sagt Werksleiter Sven Harm. „Wir bohren Deltas ihrer Verzweigungen in 100 bis 120 Meter Tiefe an. Das Typische für das natürliche Mineralwasser ist seine Reinheit. Ihm werden keine Mineralien zugeführt.“ Allein Kohlensäure wird den Sorten Classic und Medium zugesetzt.
Das aus den Brunnen geförderte Mineralwasser wird in unterirdischen Leitungen in die Zentrale auf dem Firmengelände befördert. Im Firmenjargon heißt das hohe Gebäude auch „Miwa-Zentrale“. Von der Wasserentnahme bis zur Abfüllung vergehen zehn Stunden. „Das ist wesentlich kürzer als der Weg durch die Leitungen der kommunalen Versorger“, sagt Sven Harm.
Die Reinheit des Wassers wird zweimal am Tag geprüft
In der Zentrale lagert das kostbare Nass in 13 Meter hohen Tanks, die um die 2000 Hektoliter fassen, bei fünf bis sechs Grad Celsius. „Die Entnahmemenge aus unserem Brunnen erfolgt bedarfsgerecht und im behördlich festgelegten Rahmen, damit der natürliche Wasserkreislauf nicht negativ beeinflusst wird“, sagt Sven Harm. In Kiesfiltern bleiben Eisen und Mangan hängen, um die Oxidierung und somit auch eine leichte Braunfärbung zu vermeiden. Automatische Ventile regeln den Zu- und Abfluss des Wassers aus den Brunnen und in die Abfüllanlagen.
Die Reinheit wird zweimal am Tag geprüft. Mitarbeiter Dennis Kazendorn kontrolliert das Wasser mit einem Indikatortest auf die richtigen Anteile von Eisen und Nitrit. Die Mineralienanteile sind bei jedem Wasser unverwechselbar wie ein Fingerabdruck und werden auch durch behördliche Stichproben im Lebensmitteleinzelhandel geprüft.
Zwei Zyklen: Wasser in Flaschen abfüllen, Leergut zurückführen
Sven Harm führt seine Besucher über den Hof zu einer Halle, in der die sogenannte „Linie 3“ aufgebaut ist. Diese kombinierte Abfüll-, Etikettier- und Leergut-Waschanlage entspricht modernster Technik. Sie wurde von der Hansa-Heemann AG neu gebaut, als die Hamburger Unternehmensgruppe die Fürst Bismarck-Quelle Aumühle 2017 vom Nestlé-Konzern übernahm.
Auf dem Areal müssen zwei Zyklen koordiniert werden: Zum einen wird das Fürst-Bismarck-Wasser abgefüllt, etikettiert und ausgeliefert, zum anderen wird das Leergut zurückgeführt und gereinigt. Damit sich die vielen Lastwagen und Gabelstapler nicht ins Gehege kommen, werden die Kisten über gegenläufige Förderbänder von der Abfüll- in die Umschlaghalle transportiert und umgekehrt. „Die beiden Verkehre zu mischen, wäre logistisch kontraproduktiv“, sagt der Werksleiter, während in dem röhrenartigen Transportgang die Kisten mit Leergut in die Abfüllhalle rattern und darüber – in der Gegenrichtung – die Kisten mit den vollen Glasflaschen in Richtung Umschlaghalle unterwegs sind.
Produktion ist jetzt klimaneutral – Umstellung auf Ökostrom geplant
„Wir haben etwa 30 Millionen Euro in die Marke Fürst Bismarck Quelle und die Modernisierung des Standorts investiert, unter anderem in die Anlage samt Flaschenfüller, Etikettiermaschine sowie in unser neues Individualglasgebinde“, sagt Annette Kreidler, Marketingleiterin bei Hansa-Heemann. 36.000 Flaschen befüllt die Anlage pro Stunde.
Die Marke werde behutsam modernisiert, um auch für jüngere Verbraucher attraktiv zu sein. „Auf den Geschmack und die hohe Qualität des Wassers, seine Reinheit sowie auf die authentischen Werte setzen wir natürlich auch weiterhin“, sagt Kreidler. „Aber Bismarcks Strenge wollten wir aufweichen. Deshalb haben wir seine militärischen Schulterstücke aus dem Logo entfernt.“ Darunter heißt es jetzt auch nicht mehr „Klar wie Fürst Bismarck“, sondern „Fürst Bismarck – einfach einzigartig“. Das Logo prangt auch am Firmengebäude.
Fürst-Bismarck-Mineralwasser ist seit September klimaneutral
Neu ist auch die Facettenschliff-Optik der Glasflaschen. „Das kommt bei den Konsumenten gut an“, sagt die Marketing-Chefin. „Im Hinblick auf Nachhaltigkeit hat unser neues Gebinde einen genauso langen Produktlebenszyklus mit 50 bis 60 Umläufen wie eine Standard-Mehrwegflasche.“ Gleiches gilt für die Getränkekisten.
Hansa-Heemann achte auf Klimaschutz. „Seit September ist unser Fürst-Bismarck-Mineralwasser klimaneutral“, sagt Annette Kreidler. „Neben der notwendigen Kompensation unseres CO2-Fußabdruckes, die wir über die Förderung unterschiedlicher, auch regionaler Klimaschutzprojekte erreichen, geht es uns um die stetige Reduktion unserer Emissionen.“ Die neue Waschmaschine der Flaschen beispielsweise komme mit 30 Prozent weniger Energie aus, ergänzt Sven Harm. Weitere Ziele des Unternehmens sind die Umstellung auf Ökostrom, ein höherer Rezyklat-Anteil bei Plastikflaschen sowie Einsparungen bei Verpackungsmaterial.
In der Abfüllhalle sind Schutzkleidung und Haarnetz angesagt. Computer steuern die meisten Abläufe. In weiten Schleifen laufen die Förderbänder durch die Halle zu den einzelnen Maschinen. Bei Glasflaschen bleibt ein hoher Geräuschpegel nicht aus. Die gebrauchten Flaschen werden über ein Förderband bis zum Auspacker transportiert und dort aus den Kisten gezogen. Ein sogenannter Decapper löst in Sekundenbruchteilen die Schraubverschlüsse. Sowohl die Flaschen als auch die Kisten laufen automatisch durch ihre Waschmaschinen, dann werden sie einzeln mit dem frischen Mineralwasser befüllt, und ebenso maschinell werden die frischen Verschlüsse aufgeschraubt.
Anlage läuft an fünf Tagen die Woche im 24-Stunden-Betrieb
Hinter Scheiben lässt sich beobachten, wie die Glasflaschen pfeilschnell mit den neuen Etiketten versehen werden. Bei dem Tempo und der Automatisierung überrascht es, dass die Etiketten von Hand in die Maschine eingelegt werden. An einer Stelle tropft tatsächlich echter Leim heraus. Die optimale Verteilung des Klebstoffs auf dem Etikett steuert ebenfalls die Anlage. Die Flaschen laufen weiter in den „Einpacker“, eine Maschine, die die Transportkisten befüllt. Diese laufen zurück in die Umschlaghalle.
„Trotz des computeroptimierten Ablaufes ist an vielen Stellen menschliche Arbeitskraft nötig“, sagt Werksleiter Sven Harm. „Etwa bei den Qualitätskontrollen, auch beim ersten Sortieren des Leerguts oder bei der Überprüfung der Maschinen.“
Das Sortiment im Süßgetränkebereich soll ausgebaut werden
Plötzlich blinkt eine rote Alarmleuchte, die Anlage steht still. Irgendwo gibt es einen Stau, ein Mitarbeiter greift ein, und kurze Zeit später läuft das Förderband wieder an. „Die Anlage läuft an fünf Tagen die Woche im 24-Stunden-Betrieb“, sagt Sven Harm. „Dann arbeitet sie effizient.“ In Saisonspitzen ist sie auch an den Wochenenden in Betrieb. Insgesamt sind bei der Fürst Bismarck Quelle Aumühle etwa 120 Menschen angestellt. Eine Erweiterung der Produktionskapazitäten hat Hansa-Heemann bei der Sanierung gleich mit eingeplant.
Auch in Zukunft will die Unternehmensgruppe in den Standort investieren. „Wir erweitern kontinuierlich den Pool unserer Glasflaschen“, sagt Annette Kreidler. „Dies ist unter anderem notwendig, da wir planen, das Sortiment im Süßgetränkebereich auszubauen.“
Auch in Nachhaltigkeit seien weitere Investitionen vorgesehen. „Wir wollen unsere Reduktionsziele in Sachen Energie, Material und Transport festlegen“, so die Marketingchefin. Denn die Fürst Bismarck Quelle soll auch 130 Jahre nach ihrer Entdeckung für künftige Generationen sprudeln.